KIELerLEBEN-Redakteurin Annchristin Seitz traf Jeden Tag Silvester und sprach mit der Band über ihre Gründungsgeschichte, Organisationstalent und Zufriedenheit.
KIELerLEBEN: Ihr habt Euch 2008 auf einem Stadtfest in Bad Oldesloe kennen gelernt. Wie genau habt Ihr dort zusammengefunden?
Bertram: Eigentlich sind wir uns dort zufällig begegnet, wir waren als Besucher zum Feiern da. Außer mir, weil ich vom Dorf komme, kannten sich alle schon vorher und hatten schon einmal in irgendeiner Art und Weise zusammen Musik gemacht. Am Tag zuvor hatten die Jungs das Abschiedskonzert ihrer alten Band gespielt. Am nächsten Tag sagten sie sich spontan: „Hey, eigentlich könnten wir alle zusammen auch eine neue Band gründen!“
Und wie ging es dann weiter?
Bertram: Wir waren darauf erst einmal als Cover-Band unterwegs. Wir haben uns sprichwörtlich kaputt gemacht auf dem Kiez. Irgendwann nachts um vier, als wir auf dem Hans-Albers-Platz unser Auto beladen haben, beschlossen wir, dass es doch noch eine andere Art geben müsse, Musik zu machen. Daher begannen wir unsere eigenen Lieder zu schreiben und das lief zum Glück recht schnell an. Einige Zeit lang waren wir noch als zwei Bands unterwegs, aber die Auflösung der Coverband ging schließlich schnell. Dann haben wir nur noch eigene Musik gemacht!
Was habt Ihr für Erfahrungen auf dem Kiez gesammelt?
Bertram: Das war schon kein leichtes Pflaster. Aber das Schöne war, dass man sehr viel über das Live-Spielen gelernt hat.
Till: Die Zeit hat schon Spaß gemacht. Da ist unsere Band sehr zusammen gewachsen, hat das gemeinsame Musizieren gelernt und sich einfach besser kennen gelernt. Das war schon richtig gut!
Habt Ihr schon in dieser Phase zu Eurem eigenen Sound gefunden?
Tom: Unser Sound heute kam erst ein bisschen später. Bei unseren ersten eigenen Songs machte jeder das, was er vom Musikgeschmack her am liebsten mag. So trafen da vier verschiedene Richtungen aufeinander, sodass zunächst herumgepuzzlet werden musste. Deswegen haben wir uns dann auch mit einem Produzenten zusammen getan, der versucht hat, diese vier Stile miteinander zu kombinieren und jede einzelne Stärke zu fossieren. Inzwischen arbeiten wir ja schon am zweiten Album, das am 24. Februar 2017 erscheinen wird. Wir haben inwzischen mehr das Gefühl, den Sound von „Jeden Tag Silvester“ gefunden zu haben.
Bertram: Das ist eben das Schöne, wenn Du anfängst eigene Musik zu machen und merkst, die Leute passen plötzlich auf und erzählen Dir nach dem Konzert, die Musik habe sie bewegt. Das kann eben nur über eigene Musik passieren. Am Anfang weiß man gar nicht, ob das jemand hören will und ob es sich überhaupt lohnt, ein Lied zu schreiben. Das ist eine wahnsinnig spannenden Phase und die Bestätigung danach dann einfach das größte Geschenk.
Neben der Arbeit am neuen Album seid Ihr ja aktuell trotzdem auch viel live unterwegs. Wie schafft Ihr da den Ausgleich?
Bertram: Ausgleich ist aktuell ein Fremdwort. (lacht)
Tom: Wir müssen uns in diesem Jahr schon extrem gut organisieren, damit wir den zeitlichen Plan einhalten können. Natürlich sind wir jetzt im Sommer viel auf Festivals unterwegs, aber das ist ja auch das, wovon das Ganze lebt.
Bertram: Wir haben das große Glück, Tom Rieken in der Band zu haben. Der hat ein unglaubliches Organisationstalent und plant sämtliche Abläufe detailliert durch.
Inklusive Freizeit?
(alle lachen)
Bertram: Theoretisch ja. Es wäre nicht das erste Mal, dass er einen anruft und sagt: „Hey, da hast du aber keine Zeit! Da bist du im Urlaub.“ In so einer Phase ist es natürlich wichtig, dass zumindest einer den Überblick behält und alles im Griff hat.
Tom: Apropos, da kommt wieder das Organisationstalent mit mir durch: Am 6. Mai 2017 sind wir für unser Tourkonzert wieder in Kiel im Orange Club.
Alles klar, ist notiert. Sag mal, wann habt Ihr für Euch eigentlich verstanden, dass ihr mit eurer Musik erfolgreich seid?
Niclas: Ich glaube den Punkt gab es nicht wirklich. Wir haben einfach immer musiziert, Bock darauf gehabt und das ist das große Glück. Deswegen machen wir Musik und sind so glücklich, dass wir überhaupt schon so weit damit gekommen sind. Wir saugen das einfach auf!
Bertram: Das ist genauso wie Nic das sagt. Wir waren bestimmt auch mal jüngere Hunde und wollte beißen und Gas geben. Haben dann aber schnell gemerkt, dass das Quatsch ist und man dabei verkrampft. Jetzt haben wir einfach Spaß an der Musik und das merken die Leute auch. Musik machen ist ja nichts Mechanisches und die Leidenschaft kommt eben nur auf, wenn man frei und im Kopf zufrieden ist.
Als Letztes vervollständigt bitte den Satz: Wenn jeden Tag Silvester wäre, dann...
Bertram: ... wären alle viel zufriedener, weil man sich, für jeden Tag etwas vornehmen sollte, um das Leben nicht einfach verstreichen zu lassen.
Das Interview führte Annchristin Seitz