KIELerLEBEN interviewte Herbert Jösch von den Heavytones und sprach mit ihm über „TV-Total“, den hohen Norden und Zeitknappheit.
Das Interview wurde mit dem Schlagzeuger und Bandleader Herbert Jösch geführt
KIELerLEBEN: Man kennt Sie aus der Fernsehshow „TV-Total“. Wie kam es zur Gründung der heavytones und der Zusammenarbeit mit Stefan Raab?
Herbert: Stefan hatte im Jahr 2000 mit „Wadde hadde dudde da“ am Grand Prix in Stockholm teilgenommen und suchte damals eine Band für eine tägliche TV-Show. Als „Kölsche Jung“ kannten wir uns schon länger aus verschiedenen Situationen und da bat Stefan mich, die Band für diese Show zusammen zu stellen. Ich hatte ein bis zwei Jahre davor auch mit Guildo Horn gespielt. Da gab es also schon verschiedene Anknüpfungspunkte, schließlich hat Stefan „Guildo hat euch lieb!“ geschrieben. Wir waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wie das so manchmal eben ist.
Sie haben bestimmt viele lustige Momente während der Shows erlebt, fällt Ihnen noch ein bestimmter ein?
Das ist wahnsinnig schwer zu sagen, weil es jeden Tag etwas zu Lachen gab. Nicht nur im Studio, auch in der Band haben wir einen sehr humoristischen Umgang gepflegt. Da könnte ich beim besten Willen keinen einzelnen Moment herauspicken. Vielmehr könnte ich sagen, dass die 16 Jahre allesamt ein riesiger Witz waren.
Stand es je zur Debatte, dass das Ende von TV-Total auch das Ende der heavytones sein könnte?
In diesem Sinne eigentlich nicht. Als das Ende der Show vor genau einem Jahr in der Presse verkündet wurde, haben wir uns zusammen gesetzt und entschieden, dass es auf jeden Fall weiter geht, weil wir uns im Laufe der Zeit einen guten Namen erarbeitet haben. Wir sind eben auch gut aufeinander eingespielt und haben uns in den letzten Jahren völlig losgelöst von TV-Total schon eine gewisse Popularität verdient. Und außerdem haben wir viel Spaß an der Sache und da wäre es schade gewesen, das Ganze nicht fortzuführen.
Wie hat sich Ihr Alltag seitdem verändert?
Vorher hatten wir von montags bis donnerstags von 10 bis 19 Uhr regelmäßig zu tun, da wir für die Show probten. Jetzt erstreckt sich das auf die Termine, die wir live unterwegs sind. Wir sind in diesem Sommer mehr auf Jazzfestivals und Stadtfesten präsent. Aber alle Mitglieder der Band haben natürlich auch andere Projekte. Der Schwerpunkt hat sich jetzt ein bisschen verändert, doch wir haben ja auch alle schon vorher als Musiker gearbeite. Für uns ist also nicht plötzlich eine Welt zusammen gebrochen.
Ihr Repertoire umfasst viele verschiedene Musikrichtungen. Wie haben Sie zu Ihrem Sound gefunden?
Das war eigentlich ganz witzig und hat sich über Jahre hinweg so entwickelt. Unser erstes Album, das 2006 herauskam, hatte auch Arrangements mit Gesang, obwohl wir ja eigentlich keine Sänger haben. Und beim zweiten Album haben wir im Grunde das gemacht, was wir auch bei TV-Total gemacht haben, nur in einer Extended Version. Wir haben da also vor allem Instrumentalversionen von Songs anderer Künstler gemacht. Auf dem aktuellen dritten Album sind nur unsere eigenen Songs, die sich aus den speziellen Eigenheiten und Fähigkeiten der Bandmitglieder ergeben haben, zu hören. Das ist jetzt der harte Kern unseres instrumentalen Live-Programms und da hat jeder etwas dazu beigetragen. Zum Großteil natürlich unser Arrangeur Wolfgang Dalheimer. Anders als vorher, als es darum ging, am Ende das Tages ein Show-Programm abzuliefern, sind es jetzt natürlich viel mehr eigene Einflüsse und Gedanken.
Es ist von Ihnen ja keiner ein waschechtes Nordlicht. Fühlen Sie sich trotzdem wohl in Kiel?
Stimmt, wir sind eher Südlichter. Ich glaube, ich war das letzte Mal vor 30 Jahren in Kiel. Zuallererst ging es 1978 mit der Schule als Klassenfahrt nach Kiel und danach war ich noch ein paar Mal beruflich hier. Kiel und der Rest des Nordens gefallen mir sehr gut. Wir waren auch schon öfter hier in die Nähe auf Konzerten, letztes Jahr zum Beispiel in Heide. Es ist immer wieder schön im Norden.
Wenn Sie auf solchen Festen wie der Kieler Woche unterwegs sind, schauen Sie sich dann auch ein bisschen um?
Wenn es der Zeitplan zulässt, dann schauen wir uns auch mal gerne etwas um. Aber meistens ist leider alles sehr eng getaktet. Dann gehe ich auch lieber als Besucher auf ein richtiges Festival und gucke mir das dann bewusst und in Ruhe an.
Das Interview führte Annchristin Seitz