Verus wer? Verus Seeburg! Eigenartiger Name, zauberhafte Musik. Am kommenden Donnerstag lässt es die Kieler Band um Peter Schumacher im Prinz Willy krachen. KIELerLEBEN plauderte zuvor mit Frontmann Peter und fand dabei heraus, warum er ein beizeiten planloser Kontroll-Freak mit Herbst-Aversion und kindlichem Hang zu Kerzenzauber ist. KIELerLEBEN: Peter, erkläre: Wer ist oder sind Verus Seeburg?
Peter Schumacher: Ursprünglich ist Verus Seeburg ein Soloprojekt von mir gewesen, das ich, glaube ich, schon 2006 begonnen habe. Ich spielte als Gitarrist in anderen Bands, zuletzt und auch aktuell bei Staring Girl. Irgendwann meinte ich dann, ermutigt durch Freunde, genug Material zusammen zu haben, um das Ganze mal auf die Bühne zu bringen. Ich begann mit ein paar Leuten zu proben, aber die Besetzung besonders am Schlagzeug änderte sich aus verschiedenen Gründen ständig, so dass zuerst keine kontinuierliche Probearbeit zustandekam. Jetzt besteht die Band zu drei Vierteln aus der Besetzung von Staring Girl. Nur Willy, der Mann an den Tasten, ist noch eine alte Jugendsündenband-Bekanntschaft, der durch seine ausgedehnte Banderfahrung auch auf musikalischen Gebieten, die uns anderen in der Band eher fremd sind, frischen Wind in die Sache bringt.
Und was hat es mit dem Namen auf sich?
Zu der Zeit, als ich anfing, spielte ich noch in einer anderen Band, in der sich alle irgendwelche absurden Namen gaben. Ich nannte mich Verus Seeburg, weil es ein alberner Name ist, aber ganz hübsch klingt. Ich fand es ganz passend, mich nach einem gescheiterten römischen Usurpator zu benennen, den eigentlich keiner mehr kennt und dem sein Größenwahn zum Verhängnis wurde, und hängte das Seeburg aus klanglichen Gründen an. Als Band haben wir einen anderen Namen gesucht, sind dann aber wohl mehr aus Bequemlichkeit und Ermangelung einer zündenden Idee dabei geblieben.
Was inspiriert dich zu deinen Texten?
Und warum denn häufig so melancholisch?
Die Inspiration zu den Texten ist sehr unterschiedlich. Meist sind es Abstraktionen persönlicher Erfahrungen, und es sind halt meistens doch die schmerzlichen, die einen im Leben lange beschäftigen und die man irgendwie überwinden muss. Dabei müssen es nicht immer nur Themen wie Schmerz, Liebeskummer, Ängste und so weiter sein, ich schreibe auch gerne wütende Lieder. „Asche“ und „Quarantäne“ sind da gute Beispiele. Ich finde, Wut und Hass ist noch am schwersten zu ertragen und gesund zu kanalisieren, deshalb schreibe ich gern drüber. Ich finde das sehr therapeutisch, so was zu schreiben, aber auch solche Texte von anderen zu hören. Mitunter sind es aber auch Unterhaltungen anderer, die ich aufschnappe, Filmszenen oder im Grunde blödsinnige Gedanken am frühen Morgen, die sich zu einem Text umarbeiten lassen. Ich habe da kein Rezept.
Wer macht euer reizendes Artwork, das man auf eurer MySpace-Seite bestaunen kann?
Das mache auch ich. Vielen Dank für die Blumen! Ich bin wohl auf dem Gebiet eine Art Control-Freak und gebe so was ungern aus der Hand, wenn es nicht sein muss. Und ich zeichne gern.
Deine Musik passt so zauberhaft in diese Jahreszeit. Magst du den Herbst?
Eigentlich nicht. Ich schwitze lieber als dass ich friere, und ich friere schnell. Die Dunkelheit vertrage ich auch nicht so gut. Bis auf zwei Wochen bunte Blätter und Kürbisse hat mir der Herbst nicht viel zu bieten.
Und wie siehts mit Weihnachten aus?
Wenn das Familienprogramm endlich absolviert ist, kann man sich mal einen schönen Tag unterm Weihnachtsbaum machen. Ich muss zugeben, dass ich zu Weihnachten immer einen Baum in der Wohnung habe. Da bin ich eher kindisch und verfalle diesem ganzen Kerzenzauber doch recht leicht.
Und wenn wir schon dabei sind, gedanklich in die Zukunft zu blinzeln: Das neue Jahr steht schon fast ein bisschen vor der Tür – Pläne? Wünsche? Ängste?
Meine Hauptangst hängt wahrscheinlich mit meiner Planlosigkeit zusammen. Ich wünsch mir, dass das nächstes Jahr mal aufhört!
Na, das hast du aber hübsch formuliert. Kommen wir zurück ins Jetzt. Am Donnerstag spielt ihr im Prinz Willy und ihr schreibt, ganz vielleicht werdet ihr den „seit Längerem dringend erneuerungsbedürftigen Indie“ neu erfinden. Was ist denn „der Indie“ für dich und was macht ihn so erneuerungsbedürftig – und wie soll er sich dann neu erfunden anhören?
Der Satz stammt ja von unserem Bassisten Lars Austen, und eigentlich müsste der diese Frage auch beantworten, aber nur so viel: Ist ja klar, dass man dem erneuerten Indie, für den wir selbstverständlich stehen, nicht mit Worten gerecht werden kann! Wenn es dennoch sein muss, kann man aber sagen: Wir versuchen, eine möglichst große Vielfalt musikalischer Stilmittel einzusetzen, ohne dabei den roten Faden oder uns in zu großen Albernheiten zu verlieren, was nicht immer leicht ist. Funky und folky schließen sich bei uns nicht grundsätzlich aus, aber wir versuchen dennoch, ein Programm zu präsentieren, dass wie aus einem Guss wirkt. Am besten, man hört sich das mal an!
Was fühlt sich besser an: der Moment kurz vor einem Konzert oder der danach?
Kommt natürlich ganz darauf an, wie das Konzert läuft, aber im Idealfall fühl ich mich nach dem Konzert besser, wenn man merkt, dass das, was man da vorgetragen hat, gut angekommen ist. Am Anfang eines Konzerts kann man das Publikum und dessen Meinung oft nur schwer einschätzen, und da brechen sich manchmal Selbstzweifel bahn, die sich am Ende eines Konzertes meist in Luft auflösen. Das ist ein sehr gutes Gefühl.
Wer nun Lust bekommen hat, sich Verus Seeburg anzuhören, kann dies auf der MySpace-Seite www.myspace.com/anderlink tun oder noch besser – live und in Farbe im Prinz Willy in der Lutherstraße 9 am kommenden Donnerstag, den 25. November, ab 20 Uhr. Auf geht’s!
Das Interview führte Franziska Falkenberg.