Der Kieler Stadtteil Gaarden ist eine Gegend, in der unterschiedlichste Menschen aufeinandertreffen. In der Sozialkirche finden sie Unterstützung und einen Ort zum Austausch und zum gegenseitigen Verstehen.
Freitagabend, kurz vor 20 Uhr in der Stoschstraße in Kiel. Vor der Matthäus-Kirche am Ende der Straße hat sich eine bunte Menschentraube gebildet. Aus dem Hauptraum dringen vereinzelte Gitarren- und Schlagzeugklänge. Fröhlich unterhalten sich die Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Jüngere und Ältere, gebürtig Deutsche und Eingewanderte, Religiöse und Nicht-Religiöse, Arbeitende und Arbeitslose … Aber Unterschiede spielen hier keine Rolle. Sie alle freuen sich auf das Konzert unter dem Motto „Church Goes Rock“, eine von vielen Aktionen der Sozialkirche Gaarden.
Die Sozialkirche ist ein Kooperationsprojekt der Stadtmission, der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Gaarden und der Kieler Tafel, das 2007 ins Leben gerufen wurde. Die Kieler Tafel wandte sich damals mit der Bitte um einen größeren Raum für die Essensausgabe an die Stadtmission. Daraufhin beschlossen die Verantwortlichen aufgrund der hohen Kirchendichte in Gaarden, die Matthäus-Kirche zur Ausgabestelle zu machen. Nach leichten Umbaumaßnahmen war die Sozialkirche Gaarden geboren.
Doch schnell wurde klar, dass die Menschen in Gaarden mehr brauchen als eine Essensausgabe. „Durch die kulturellen Unterschiede und die großen Vorurteile brauchte es einen Ort, an dem ein Austausch stattfinden kann“, erklärt Claas Hollmann von der Stadtmission. „Ein Ort, an dem Vorurteile abgebaut werden können und an dem Menschen die Möglichkeit haben, sich als Teil der Gesellschaft zu verstehen.“ So wurden die Angebote der Sozialkirche um Projekte wie „Church Goes Rock“ erweitert. Jeden ersten Freitag finden in der Matthäus-Kirche Konzerte von Rock bis Gospel statt. Die Konzerte von erfahrenen Musikern oder Newcomern sind kostenlos. Alle Menschen sollen die Möglichkeit haben, die Sozialkirche zu besuchen.
Ein weiteres Projekt ist das Café „Feuerherz“, wo die Besucher für kleines Geld Kaffee und Snacks bekommen und sich in aller Ruhe austauschen können. Außerdem gibt es eine Bücherei, eine Beratungsstelle für Menschen in Not sowie eine Kleiderkammer. Claas Hollmann beschreibt: „Für viele ist die Sozialkirche schon eine feste Institution. Sie kommen her, weil sie Freunde treffen.“ Neben den festen Angeboten gibt es verschiedene Gruppen, die sich einmal die Woche in der Kirche treffen, etwa das Spielcafé für Jung & Alt, der Seniorenkreis oder der Stammtisch für Menschen mit Behinderung und ihre Freunde. Zu den verschiedenen Veranstaltungen sind alle Menschen willkommen – um Vorurteile zu hinterfragen, über seinen Tellerrand zu sehen und es zuzulassen, einander wahrzunehmen.
Anfang des Jahres wurde die Sozialkirche Gaarden als eine von 21 Initiativen beim Berliner Wettbewerb „Soziale Stadt 2010“ für ihr besonderes Engagement ausgezeichnet. Insgesamt wurden fast 180 Wettbewerbsbeiträge aus ganz Deutschland eingereicht. Claas Hollmann sagt: „Wir sind sehr stolz, dass unser Projekt diese Anerkennung bekommen hat und hoffen, dass andere Städte sich auch zu mehr sozialem Miteinander inspirieren lassen.“
Öffnungszeiten:
Café „Feuerherz“: Di, Mi & Fr 7–14 Uhr, Do 9–16 Uhr
Lebensmittelausgabe der Kieler Tafel: Di, Mi & Fr 10–13 Uhr, Do 12–15.30 Uhr
Beratungsstelle: Di–Fr 10–11 Uhr
Die Leiter der Sozialkirche sind immer dankbar für Helfer oder auch für Bands, die sich engagieren wollen. Natürlich stehen sie auch bei Fragen telefonisch zur Verfügung. Ansprechpartner: Claas Hollmann, Tel.: (0431) 26 04 47 00.
Church Goes Rock – immer am 1. Freitag des Monats, Eintritt frei