Deutschland, was ist los? Diese Frage stellten sich Teilnehmer und Publikum bei der Eröffnungsfeier der deutschsprachigen U20-Poetry-Slam-Meisterschaften in der Pumpe in Kiel. Der viertägige Wettstreit um die Krone der deutschen Meisterschaft begann mit einem packendem Abend voller interessanter Geschichten rund um die Banalitäten des Alltags.
Zum Auftakt gaben sich bei der Eröffnungsszene die Gewinner der vergangenen Jahre die Klinke in die Hand. Nach einer kleinen Ansprache der Kulturministerin von Schleswig-Holstein Anke Spoorendonk, die sich zudem noch selbst an einem kleinen Slam versuchte, begann der Abend mit dem Auftritt Jule Webers, die im letzten Jahr die Meisterschaft mit nach Hause nahm. Mit viel Witz, Charme und geballter Wortakrobatik bewies sie dem Publikum, dass sie zu Recht den Titel der U20-Championesse 2012 trägt.
Anke Spoorendonk versucht sich selbst an einem kleinen Slam
Nicht nur die deutsche Szene war an diesem Abend vertreten. Der dänische Slamchampion Peter Dyreborg zeigte Eindrucksvoll, dass man die deutsche Sprache nicht beherrschen muss, um beim Publikum einige Lacher zu ernten. Frei nach dem Motto: Wenn du das Gedicht nicht verstehst, fühl es! Und das tat das Publikum.
Der dänische Slam-Meister Peter Dyreborg
Eine der Überraschungen war aber Alex Meyer aus Hamburg. Der Meister aus 2011 weiß, was man mit Sprache alles machen kann. Mimik, Gestik und Lautstärke spielen bei seinen Performances eine gewichtige Rolle. Nicht das „Was”, sondern wie etwas gesagt wird, ist entscheidend. Seine Message: Wenn eine Information prägnant genug formuliert wurde, ist die Quelle unerheblich. Von Medienkritik bis hin zur „Generation nix” lässt sich der massige Bursche gekonnt auf der Bühne aus, redet sich in Rage und erntet beim Publikum Begeisterungsstürme.
Alex Meyer versetzt das Publikum in Staunen
„Wir sind lediglich Kanonenfutter des Amoklaufenden Lebens.” Wenn die junge Ethnologie-Studentin auf der Bühne über Revolution redet, wird aus dem leisen Flüstern ein geballter Orkan. Ernüchternd und doch wahrhaftig präsentiert Fatima Moumouni ihre Weltanschauung, lässt sich über die Scheinheiligkeit der Vegetarier aus, deren Weltverbesserungsversuch lediglich eine nett gemeinte Geste ist.
Fatima Moumouni
Der krönende Abschluss der Feier waren aber die bekannten Slamer und Kabarettisten Team&Struppi. Pünktlich zur Bundestagswahl stellten die beiden Nordlichter ihr etwas „anderes” Wahlprogramm dar.
Die gefeierten Stars Team&Struppi
„Wenn wir alle an einem Strang ziehen, macht sogar die Hinrichtung Spaß.” Mit diesem Satz verabschiedeten sich die beiden Newcomer der Kabarett-Szene, um das Feld erneut Jule Weber zu überlassen.
Unter tosendem Beifall gingen die Feierlichkeiten zu Ende. Veranstalter Björn Högsdal und sein Co-Moderator Tobias Glufke wünschten allen Teilnehmern der diesjährigen deutschsprachigen Meisterschaft noch viel Erfolg.