Im Rahmen der Kieler Woche zeigt Wincent Weiss heute Abend auf der NDR Bühne am Ostseekai, was es bedeutet, Musik zu sein. Vor seinem Auftritt sprach der Künstler mit KIELerLEBEN-Redakteurin Kim Hase über den autobiographischen Charakter seiner Texte, Wertschätzung für das Feuerwerk des Lebens und Metal-Musik.
KIELerLEBEN: Du wolltest mit deinem ersten Album also „Irgendwas gegen die Stille“ tun. Fürchtest du die Ruhe?
Wincent: Furcht würde ich es nicht nennen, aber tatsächlich geschieht bei mir nichts ohne musikalische Untermalung. Nach dem Aufwachen mache ich sofort Musik an, unterwegs bleiben die Kopfhörer im Ohr und erst direkt vor dem Einschlafen nehme ich sie wieder raus.
Was macht dich so süchtig nach Musik?
Sie spornt mich an, aber vor allem macht sie Spaß. Natürlich kann ich mal kurz ruhig auf dem Sofa liegen, lesen oder fernsehen, aber schon nach einer Stunde wird mir das zu langweilig.
Wenn du so rastlos bist, hast du dir ja genau den richtigen Job ausgesucht!
Auf jeden Fall! In dieser Branche ist immer was los, man ist ständig an einem neuen Ort.
Wie hat dieses Leben den Wincent, der 2013 bei DSDS angetreten ist, verändert?
Ich habe mich musikalisch auf jeden Fall sehr weiterentwickelt, intensiv an meiner Stimme gearbeitet. Vor allem bin ich aber in meine Rolle auf der Bühne gewachsen: Fremden gegenüber bin ich eigentlich eher schüchtern, ich musste erst lernen, mich selbstbewusst zu präsentieren. Die Erfahrungen mit den Bühnenshows haben mir die Angst genommen, so dass ich es inzwischen einfach genießen kann, mit der Band aufzutreten.
Schreibst du deine Songs mit der Band gemeinsam?
Die Fertigstellung geschieht zwar durch Brainstorming in kleinen Sessions, aber ich lege fest, welches Thema ich behandeln möchte. Wenn mir eine Zeile nicht gefällt, wird sie gestrichen, wenn sie mir wichtig ist, bleibt sie bestehen. So sind wirklich alle Texte autobiographisch.
Also ist dein Leben tatsächlich ein „Feuerwerk“?
Auf jeden Fall – alles, was gerade so passiert, fühlt sich danach an! Plötzlich bin ich wieder an einem neuen Ort, nehme so viel Neues auf, und schon ist es wieder vergangen, um als Erinnerung zu bleiben. Von einer Stadt zu nächsten, einem Konzert zum nächsten – und jeder einzelne Moment ist großartig. Ich kann mich an keinen Auftritt erinnern, der mir keinen Spaß gemacht hat.
Was würdest du jemandem raten, der sich ein wenig mehr Feuerwerk im Leben wünscht, aber nicht beruflich auf der Bühne steht?
Dieses Feuerwerk entspringt einer Grundeinstellung. Ich glaube, dass jeder bedeutsame, schöne Augenblicke erlebt, sie müssen nur erkannt werden. Die Idee zu dem Song „Feuerwerk“ kam mir, als ich ins Publikum und auf ein Meer aus Mobiltelefonen geblickt habe. Wenn etwas nicht alle Tage passiert, muss man das Handy halt mal wegpacken und einfach den Moment wahrnehmen.
Fällt dir selbst das immer leicht?
Nein, natürlich ist das Handy für mich inzwischen auch zu einem wichtigen Arbeitsmittel geworden. Da ist ständig der Drang, meine Mails zu checken. Aber ich versuche dennoch oft, das Handy einzustecken und die Momente lieber mit den Menschen um mich herum zu teilen.
Du findest also trotz des Arbeitsstress ab und zu Zeit für die Menschen, die dir am Herzen liegen?
Ja. Ich nutze jede Gelegenheit, hier im Norden meine Freunde und Familie zu besuchen. Die verstehen es zum Glück aber auch, wenn ich es zeitlich nicht schaffe, weil ich mich gerade mal wieder irgendwo herumtreibe – und selbst gar nicht mehr weiß, wo!
Können deine Liebsten denn auch mal mitreisen?
Dieses Mal habe ich tatsächlich einen guten Freund von mir dabei, der sich das ganze spannende Drumherum mal ansehen wollte. Mit dem werde ich auch noch gemeinsam die Kieler Woche genießen.
Eines deiner bekanntesten Lieder ist „Musik sein“. Wie fühlt sich das an – vor allem jetzt, während der Kieler Woche?
Ich wollte meine Leidenschaft zur Musik schon immer zum Beruf machen. Für die Menge „Musik sein“ zu können, ist das Schönste auf der Welt. Durch die Kieler Woche kann ich die Lieder einer für mich sonst utopisch großen Masse schenken. Besonders aufregend ist aber natürlich, dass ich hier im Norden plötzlich vor vielen Menschen auf der Bühne stehe, die ich noch aus der Schule kenne! Auch viele Familienmitlglieder werden da sein. Da will ich natürlich besonders gut singen.
Wenn du heute mal mit einem neuen Song überraschen wollen würdest, der so gar nicht deinem Genre entspricht, was für einer wäre das?
Privat höre ich sehr gerne Metal. „Sleepwalking“ von der Band „Bring Me The Horizon“ ist der Song, der mich vermutlich nie nerven könnte – auch nicht, wenn ich ihn in Dauerschleife hören würde. Ich würde mich also vielleicht auch mal an einem Metal-Song probieren!