Liebe, Lüge, Leidenschaft und eine herrlich hinterhältige Intrige - kein Wunder, dass Shakespeares "Viel Lärm um nichts" zu den meistgespielten Stoffen der Theaterliteratur gehört. Am Samstagabend feierte die Komödie ihre Premiere im Schauspielhaus. Mit seiner ersten Arbeit am Kieler Theater landet Regisseur Malte Kreutzfeld direkt einen Volltreffer und berührte Kopf, Herz und Lachmuskeln des Premierenpublikums, das die Inszenierung mit lautem Applaus und Bravo-Rufen feierte.
Als sich der Vorhang lüftet, schmettern Trompeten lautstark eine Fanfare.
Fast könnte man meinen, man erlebe Theater wie um 1600. Doch die Blechbläser spielen wohlvertrautes: die "Fox-Fanfare", Erkennungsmelodie der US-Filmfirma '20th Century Fox'. Und nur Minuten später seilt sich zu Mission-Impossible-Klängen ein Haufen saucooler Soldaten von der Decke ab. Shakespeare goes Hollywood.
Und irgendwie passt es ja. Auch in Amerikas Traumfabrik feiern sich Gewinner zuweilen wie junge Götter, lassen die Korken knallen und den Champus in Strömen fließen. Klappern gehört schließlich zum Handwerk. Der Prinz Don Pedro, gewohnt lässig dargestellt von Christian Kämpfer, und sein Gefolge stehen dem in nichts nach und begießen eine siegreiche Schlacht feucht-fröhlich im Hause von Don Leonato, dem Gouverneur von Messina, grandios gespielt von Rainer Jordan. Bei solch einer Party dürfen die hübschen Mädels natürlich nicht fehlen und so sorgen Leonatos Tochter Hero und ihre Cousine Beatrice für ordentlich Wirbel unter den Männern.
Graf Claudio (ein wunderbar aufmüpfiger Gerrit Frers) verknallt sich auch direkt in die schöne Hero (Maria Goldmann). Dem Paar kann es nicht schnell genug gehen: verliebt, verlobt - halt! Um sich die Zeit bis zur Hochzeit zu verkürzen, beginnt die Gesellschaft ein Kuppelspiel mit den beiden überzeugten Singles Beatrice und Benedikt, einem Freund Don Pedros. Und tatsächlich, die Liebesfalle schnappt zu. Imanuel Humm begeistert dabei in der Rolle des großspurigen Benedikt, genauso wie Janna Wagenbach, die sich als Beatrice vom fauchenden Tiger zum schnurrenden Kätzchen wandelt, ohne jedoch ihre Krallen einzubüßen.
Mitten in dem bunten Spiel um Lieben und Zurücklieben sorgt plötzlich Don Juan, der hinterlistige Halbbruder von Don Pedro, für Aufruhr, als er Hero in der Nacht vor der Hochzeit der Untreue überführen will. Zacharias Preen zeigt in dieser Rolle einmal mehr seine bitterböse Seite, mit einem Don Juan, der aus purer Lust an der Zerstörung die Intrige spinnt. Die schwarze, schlichte Bühne von Nikolaus Porz, die schräg im Raum steht, entwickelt sich währenddessen immer steiler werdend vom Partyparkett zum rutschigen Abgrund, der seine Opfer fordert.
Shakespeares Text wurde von Regisseur Malte Kreutzfeld ordentlich gestutzt, was dem Stück jedoch nicht zum Nachteil gereicht. Ein Gag reiht sich an den nächsten und Szenenapplaus gibt es nicht nur einmal. Besonders die liebenswürdig-trotteligen Sheriffs Schlehwein (Siegfried Jacobs) Holzapfel (Christian Preuss) sorgen für Lachsalven, denn Achtung: beide schießen scharf. Der erste mit Kugeln, der zweiten mit verqueren Sätzen à la "Gnädiger Herr, ich möchte gern eine Konfidenz mit Euch haben, die Euch sehr introduziert".
Am Ende, das sei bei Shakespeare nicht zu viel verraten, kommt es zum großen Showdown. Die Intrige wird als solche entlarvt, die Bösen landen im Gefängnis und die Guten, ja die Guten bekommen schließlich doch noch das Mädchen. Ein Happy-End wie es im Buche steht - das gibt es eben nur bei Shakespeare. Und in Hollywood.
Nächste Vorstellungen: 3. und 4. März um 20 Uhr im Schauspielhaus Kiel. Karten: Telefon 0431 – 90 19 01 oder im Internet unter www.theater-kiel.de.
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