Ein hochaktuelles Stück Gegenwartstheater feiert am 22. Januar um 19.30 Uhr Premiere im Studio des Kieler Schauspielhauses. Regie führt Friederike Harmstorf, die mit dieser Produktion das erste Mal am Theater Kiel inszeniert.
Eine Autobombe explodiert, mitten in der Stadt. Die Polizei sucht nach dem Täter. Körperbau, Haarfarbe, Bartwuchs: Er ähnelte... Er erinnerte... Amor spürt, wie sich die Blicke auf ihn richten. Auf ihn, den zielstrebigen, hilfsbereiten, treuen Freund, der niemandem etwas zuleide tun könnte. Oder vielleicht doch? Wie wirklich ist die Wirklichkeit. Gibt es überhaupt so etwas wie nur eine Wahrheit oder existieren mehrere nebeneinander?
Voller Selbstzweifel ruft Amor seine Brüder: seinen besten Freund, seine Cousine im zweiten Land, seine erste große Liebe, und die verstorbene Großmutter. Er sucht nach Antworten in den Erlebnissen der Vergangenheit, den Geschehnissen in der Gegenwart und spürt die Zukunft. Auf seinem Weg durch die Stadt verwischt die Grenze zwischen Realität und Phantasie immer mehr.
Jonas Hassen Khemiri zählt zu den wichtigsten Gegenwartsautoren Schwedens. „Ich rufe meine Brüder“, 2013 uraufgeführt, ist seine Antwort auf ein Attentat in Stockholm mit islamistisch motiviertem Hintergrund. Im Stück verarbeitet er, wie sich die Folgen der Tat auf sein Leben auswirken: „Meine Reaktion darauf war, dass ich meine Brüder anrufen wollte, um ihnen einen Rat zu geben, wie sie mit einer Gesellschaft umgehen, die voller Angst ist gegenüber Klischees, Stereotypen und dem vermeintlich Fremden.“
Bei dem am 22. Januar erstmals im Studio des Kieler Schauspielhauses aufgeführten Stück führt Friederike Harmstorf Regie. Die Bühne wird von Sammy van den Heuvel und die Kostüme von Eva Begemann arrangiert. Die Rollen werden von den Schauspielern Marius Borghoff, Martin Borkert, Ellen Dorn und Nurit Hirschfeld besetzt.