Der gebürtige Iraner Kaweh Kordouni ging in seiner Heimat zunächst seiner Leidenschaft für deutsche Literatur und die deutsche Sprache nach, bevor er diese in einem Studium an der CAU vertiefte. Kiel gefiel ihm so gut, dass er hier seinen Traum von eigenen Café verwirklichte.
Es ist ein sonniger Nachmittag, an dem Kaweh Kordouni im „Café Godot“ in der Gutenbergstraße steht. Als der gebürtige Iraner mit grauer Schiebermütze sich auf eines der gemütlichen Sofas setzt, erzählt er von sich und seinen Träumen und lacht immer wieder aus voller Brust. Dabei hatte der humorvolle Mann in seiner Vergangenheit sicherlich auch Zeiten, in denen das Lachen schwer fiel.
Freiheitsliebender Träumer
„Frei denken, frei schreiben und frei sprechen war und ist in meiner Heimat leider immer noch unmöglich“, erzählt Kaweh in einem bedauernden Ton. Er hatte schon lange eine Leidenschaft für die deutsche Literatur, studierte in Teheran Germanistik und übersetzte später Werke von Kafka, Brecht und anderen deutschen Literaten in die Landessprache Farsi. Veröffentlicht werden durften die Werke erst später. Auch als Autor litt er unter der Zensur im Iran. „Erstmals kam ich 2002 nach Kiel. Ein Onkel von mir wohnt in Hamburg und so hat es mich in den Norden verschlagen.“ Ein literaturbezogenes Studium an der CAU folgte. 2009 ging Kaweh nochmals für zwei Jahre zurück in den Iran, um die damals dort herrschende Grüne Revolution hautnah mitzuerleben. Dort begann er auch heimlich, den ersten Teil für seinen Kurzfilmzyklus zu drehen. „Ich wollte den Zustand damals dokumentieren und war auf vielen Demos, habe sogar Knüppel gespürt.“ Die Freude an seiner Leidenschaft hat er aber, trotz aller Widerstände, nie verloren. „Man kann mich vielleicht einen Träumer nennen, aber ich versuche, jeden meiner Träume zu realisieren“, betont er. So verwirklichte Kaweh sich 2015 auch den großen Traum vom eigenen Café, durch dessen Räume er jetzt mit stolzgeschwellter Brust führt.
Kreative Ideenschmiede
Kaweh hat mit seinem Café einen Ort geschaffen, an dem er Menschen mit kreativen Ideen zusammenführen möchte. „Das Café ist ein Netzwerk für Künstler aus den Bereichen Film, Theater, Literatur und Musik. Aber auch bildende Künste kommen nicht zu kurz.“ Dem Herbst sieht er schon mit Vorfreude entgegen, denn da finden wieder vermehrt Veranstaltungen statt. Die „Silent Reading Partys“, bei denen in großer Runde im Stillen gelesen wird, sowie die wöchentlich stattfindenen Pub-Quizrunden zu verschiedenen Themenschwerpunkten zählen zu den Highlights für Gäste, aber auch für den lebensfrohen Kaweh. „Mich motiviert die angenehme Kundschaft ungemein. Da macht es mir auch nicht so viel aus, dass ich meistens eine 100-Stunden-Woche habe“, sagt Kaweh und strahlt verschmitzt.
Lifestyle mit Kaweh Kordouni
Restaurant: Marco Ferreri, Marcello Mastroianni und Michel Piccoli (Anspielung auf den Film „Das große Fressen“)
Uhr: Die Zeit ist etwas Kostbares. Es wäre mir lieber, wenn der Tag 48 Stunden hätte.
Entspannung: Eine besondere Entspannung und innere Zufriedenheit fühle ich, wenn ich mal wieder die Arbeit an einem Film beendet habe.
Objekt: Bücher und Kamera sind die Objekte, auf die ich nicht verzichten kann.
Schlaf: Ich arbeite zur Zeit 16–17 Stunden am Tag, da ist Schlaf ein rares Gut.
Auto: Ich besitze kein Auto, denn in Kiel erreicht man alles zu Fuß.
Moment: Es gibt viele Momente, an die ich mich gerne erinnere. Momente, an denen ich auf einer Demo war. Momente, wo man verliebt ist. Momente, wo man Filme dreht. Das sind alles schöne Augenblicke.
Handy: Ein Handy ohne Internet finde ich gut, aber ich halte nicht so viel davon, zu viel Zeit beim Nachrichten schreiben und Spielen zu verschwenden.
Ziel: Ich möchte etwas bewirken in meinem Leben. Man hat nur eine gewisse Zeit, in dieser sollte man etwas Sinnvolles gestalten.
Urlaub: Ich glaube nicht, dass ich in absehbarer Zeit Urlaub machen werde, aber falls ich dazu komme, würde ich gerne in Dänemark oder Luxemburg einen Film drehen.