Das Fischgeschäft Künnemann & Sohn hat Kultstatus in Kiel: Bereits seit 95 Jahren versorgt die Familie Künnemann die Kieler mit leckerem Fisch. Die heutigen Besitzer Hans-Jürgen und Birgit haben KIELerleben ihre Geschichten erzählt.
Wo befindet sich Kiels ältestes Fischgeschäft? Richtig, in der Gneisenaustraße 20. Und warum beginnt das Porträt über Hans-Jürgen Künnemann, den alle nur Hanni nennen, und Birgit Müller (geb. Künnemann) mit der Frage nach Kiels ältestem Fischgeschäft? Richtig, weil das Leben der beiden Geschwister von Geburt an eng mit dem Laden im Kieler Stadtteil Blücherplatz verbunden war.
Alles begann mit Karpfen austragen
Seit 1920 hat die Familie einen Fischladen, seit 1955 in der Gneisenaustraße. Obwohl es ein Familienunternehmen ist, mussten Hanni und Birgit, die das Geschäft seit dem Tod der Eltern gemeinsam mit Bruder Uwe führen, als Kinder nie wirklich mithelfen. „Wir mussten nur zu Weihnachten die Karpfen austragen“, erinnert sich Hanni, „aber das gab auch immer gutes Trinkgeld.“ Nach ihrer kaufmännischen Lehre stiegen die Drei in den elterlichen Betrieb ein – und stehen auch heute noch hinter der Theke.
Familienunternehmen im Rampenlicht
Dass es keineswegs langweilig ist, täglich Fisch zu verkaufen, nimmt man den Künnemanns ohne jeden Zweifel ab. „Ich mag den Kontakt mit den Menschen“, sagt Birgit, „viele unserer Kunden kommen schon seit unzähligen Jahren.“ Außerdem bekomme man stets den neuesten Klatsch und Tratsch mit. „Und wenn man das so lange durchhält, kann einen nichts mehr schocken“, lacht Hanni. Zudem erreichte ihr Geschäft schon mehrmals überregionale Berühmtheit. 2002 waren sie als regionales Unternehmen bei Wetten, dass..? in der Ostseehalle eingeladen. Als es darum ging, dass Verleger Hubert Burda seine Wettschulden in Form einer einseitigen Werbeanzeige im Wert von 40.000 Euro im Magazin Focus begleichen sollte, tauchte auf einmal der Name des Fischgeschäftes auf dem Bildschirm auf. „Danach haben wir drei Wochen lang ein Pressebüro bei uns eingerichtet“, erinnert sich Hanni. In aller Munde war das Geschäft auch Ende April, als die Toten Hosen ein Konzert vor dem Laden spielten, da Hannis orginelle Bewerbung erfolgreich war. „Ich habe geschrieben, dass sie etwas gutzumachen hätten, da die Kondome von einem ihrer Konzerte in den 80ern nicht funktioniert haben“, grinst der zweifache Vater. Wenn sie nicht gerade Fisch verkaufen, geht Hanni weiterhin gern auf Konzerte in der Schaubude oder liest Bücher. Birgit geht einmal pro Woche ins Kino und engagiert sich für Obdachlose, die sie jeden zweiten Sonntag mit Essen und Klamotten versorgt. Wie lange sie das Familienunternehmen noch führen wollen? „Bis einer umfällt“, lacht Hanni.
Lifestyle mit Hans-Jürgen und Birgit:
Restaurant (Hanni): Ich gehe gern ins Sotos oder frühstücke um die Ecke bei Philine.
Uhr (Birgit): Ich gehe nie ohne Armbanduhr aus dem Haus.
Entspannung (Hanni): Entspannen kann ich am besten, wenn ich mit meiner Freundin auf dem Balkon liege und ein gutes Buch lese.
Schlaf (Birgit): Wenn ich keinen Wecker stellen muss, bin ich Langschläferin. Aber das passiert nur sonntags.
Auto (Hanni): Nachdem ich jahrelang alte Kisten hatte, habe ich nun einen SUV. Sehr bequem.
Spleen (Birgit): Ich putze mehrmals am Tag die Scheiben unseres Geschäftes, damit diese immer sauber sind.
Handy (Hanni): Bis vor zwei Jahren hatte ich kein Smartphone, und bin jetzt erstaunt, was man damit alles machen kann.
Moment (Birgit): Als ich das erste Mal vor zwei Jahren in der Türkei war, um mich dort um Straßenhunde zu kümmern.
Objekt (Hanni): Ich habe einen alten Holzlöffel, mit dem ich schon seit über 40 Jahren die Soßen für die Salate anrühre.
Ziel (Birgit): Ich möchte noch möglichst lange das Leben genießen, wenn ich in Rente gehe.
Urlaub (Hanni): Ich mache gerne Städtetrips, allerdings würde ich auch gerne nochmal die Chinesische Mauer sehen.