Sechsundzwanzig Kieler Kirchen laden morgen bereits zum sechsten Mal ab 19 Uhr zur Nacht der Kirchen ein. Das Motto lautet dieses Jahr „Freiraum - glaube.liebe.hoffe!“ Dahinter verbergen sich Theater und Musik sowie kreative Arbeiten, Lichtinstallationen oder ungezwungenes Beisammensein.
„Bei uns können die Leute versuchen, auf der Slackline zu balancieren“, sagt Juliane Groß, Anfang 20 und Ehrenamtliche der Ev.-Luth. Claus-Harms-Kirchengemeinde. Zusammen mit anderen Jugendlichen ist sie für das Programm in der Bauernhauskirche St. Gabriel im Stadtteil Russee verantwortlich. Sie möchte auch die Besucher dazu animierten, Karaoke zu singen: Liebes und- Hoffnungslieder, passend zum Motto der Nacht der Kirchen. „Und mal sehen, vielleicht trauen sich ja auch welche zu tanzen“, ist Groß gespannt. Die Bauernhauskirche soll eine Lounge-Atmosphäre erhalten, deshalb gibt es alkoholfreie Cocktails und Fingerfood. „Variationen aus der Fritteuse“, nennt die Organisatorin das lachend. Unterstützt werden die jungen Erwachsenen von Pastor Joachim Kretschmar, der ihnen allen „Freiraum“ lassen möchte: „Wir haben in den vergangenen Jahren gemerkt, dass so ein Programm auch ältere Leute anspricht. Auch sie können an diesem Abend mal mutig etwas Neues ausprobieren.“
Ganz anders definiert Annelie Kinner das Motto für sich in der Katholischen Kirche St. Nikolaus. Sie möchte sich mit den Besuchern auf Entdeckungsreise durch den „durchgestylten“ Raum machen. „Riesige Scheinwerfer tauchen die Kirche in unterschiedliche Farben. Sie strahlen auch Kettensägenskulpturen der Künstlerin Rosa Treß an, die wir verteilt im Gebäude aufstellen“, erklärt die Ehrenamtliche. Dazu hören die Besucher Livemusik von der Orgel und von einem Projektchor. Balletttänzer schweben durch die Kirche. „Es wird laut, es wird leise, hell und dunkel, bunt und einfarbig“, verspricht Kinner. Dieses Programm beginnt um 21 Uhr und dauert eine Stunde. Wer davor oder danach durch die Innenstadt bummelt, sollte unbedingt im Kieler Kloster vorbeischauen. Dort setzt das Improtheater Tante Salzmann spielerisch-witzig das Motto in Szene: „Über das Lieben, das Glauben, das Hoffen und von Freiräumen“. Außerdem kann man bei Turmführungen hoch zu den Glocken des Carillons steigen. Die St. Nikolaikirche gleich nebenan wartet mit einem Klassiker auf: Am späteren Abend flimmert dort der Stummfilm „The Kid“ von Charlie Chaplin über die Leinwand, live von Orgelimprovisationen begleitet.
Ebenfalls, und doch für eine Kirche ganz klassisch, gehen die Baptisten in der Wilhelminenstraße die Nacht der Kirchen an: mit einem deutsch-afrikanischen Gottesdienst, mehrsprachig mit Band. „Mit viel Musik, mit einem deutsch-afrikanischen Buffet, mit Rasterzöpfeflechten möchten wir darum herum, ein fröhliches, buntes Fest feiern“, erzählt Pastor Helge Frey. Mit der Idee des Gottesdienstes stehen die Baptisten nicht alleine: „Einige freikirchliche Ge- meinden stellen Lobpreis und Anbetung in den Mittelpunkt des Abends, beispielsweise die Freie Christengemeinde in der Werftstraße.“ Sie ist neu bei der Nacht der Kirchen dabei, auch die Pforten der Petruskirche öffnen sich zum ersten Mal, wo es Musik und Gastfreundschaft geben soll. „Ich finde es ungeheuer wichtig, dass wir als Christen in dieser Nacht etwas gemeinsam auf die Beine stellen“, betont der freikirchliche Pastor Helge Frey. „Und die Veranstaltungen eröffnen uns Freiräume, Dinge auszuprobieren, die sonst untergehen oder die man sich nicht trauen würde“, ergänzt sein lutherischer Kollege Kretschmar. Dabei gehe es überhaupt nicht darum, sich Konkurrenz zu machen, sind sich alle einig. Katholikin Annelie Kinner ist überzeugt: „Wir Christen in Kiel zeigen hier gemeinsam Gesicht und Profil.“
Die Veranstaltung im Überblick
Termin: 16. September
Beginn: 19 Uhr
Veranstaltungsort: 26 Kirchen in ganz Kiel
Eintritt: überall frei
Weitere Informationen und das vollständige Programm unter www.nachtderkirchen-kiel.de.