Klipp klapp, klipp klapp. Schuhu, schuhu. Eine gelungene Uraufführung der Kinderoper Kalif Storch erlebte das junge wie ältere Publikum am Samstag im Theater im Werftpark. In Zusammenarbeit von Chiffren und Theater Kiel hatten elf Kinder und Jugendliche auf Grundlage des Märchens von Wilhelm Hauff eine Oper komponiert. Zur Aufführung gebracht mit den Sängern des Kieler Opernhauses erfreute das Werk nicht nur musikalisch.
Großer Andrang herrschte am Samstagnachmittag vor und im Theater im Werftpark. Platzanweisern gelang es, fast das gesamte Premierenpublikum konsequent und lückenlos auf die Polsterbänke zu verteilen. Doch auch als dort kein Platz mehr frei war, musste keiner draußen bleiben. Besonders musikbegeisterte Zuschauer setzten sich einfach auf die Treppe. Was für ein Werk wurde gegeben, dass solch einen Zuspruch bei der Uraufführung auslöste? Zunächst sei der Inhalt angedeutet, jedoch nur kurz, um nicht zuviel vorab zu verraten.
Kalif, Wesir und Schleiereule
Kalif Chassid von Bagdad ist ein fröhlich freundlicher und neugieriger Mensch. Sein Freund und Ratgeber, der Wesir Mansor rät zur Vorsicht, kann dem Charme seines jungen Herrschers jedoch nicht widerstehen. So verwandeln sich beide dank der Neugierde und Lustigkeit des Kalifen in Störche und wissen nicht zurück zu menschlicher Gestalt. Zugleich übernimmt der Zauberer Kaschnur die Macht in Bagdad. Was tun? Zum Glück ist da noch die Schleiereule in der Wüste und die weiß Rat, fordert aber auch ihren Preis. Wie es sich an der Wende zum Guten gehört, ist der Preis jedoch süß und schön statt bitter und hässlich.
Mit diesem Märchenstoff als Grundlage schuf Alexander Gruber das Libretto. Die Musik komponierten 11 Jugendliche von 10 bis 16 Jahren, nämlich Johanna Bock, Deborah Eilers, Judith Eilers, Leah Eilers, Sami Gayed, Laura Kleiter, Tabea Kleitke, Hannah Kleitke, Chuxian Li, Franziska Lieder und Anton Rabe. Angeleitet wurden sie dabei von Cord Meijering im Rahmen des „Composer in residence“ Projekts von Chiffren, Forum für zeitgenössische Musik. Chiffren ermöglicht hierüber regelmäßig einjährige Kurse, in denen Kinder und Jugendliche von namhaften Komponisten angeleitet werden und ein eigenes Werk schaffen. Mitmachen können interessierte Kinder und Jugendliche, die ein Instrument spielen.
Mit Begeisterung und Einsatz
Die jungen Komponistinnen und Komponisten kamen erstmals im Oktober 2010 zusammen und schlossen den Kurs in den Herbstferien 2011 ab. In dieser Zeit traf sich die Gruppe einmal monatlich zu einem gemeinsamen Wochenende sowie in drei Schulferien jeweils eine ganze Woche. Komponiert wurde mit Hilfe der Software Sibelius von Avid. Dr. Friedrich Wedell, Künstlerischer und geschäftsführender Leiter von chiffren, und Daniel Karasek, Generalintendant des Theaters Kiel, dankten den Jugendlichen sowie allen Beteiligten gleichermaßen für den großen Einsatz und die ausdauernde Begeisterung. Dr. Wedell äußerte zugleich besonderen Dank dafür, dass Deborah und Judith Eilers einen Großteil der letztjährigen Sommerferien damit zubrachten, die einzelnen Kompositionen zu einem organischen Ganzen zusammenzufügen.
Dies war vorzüglich gelungen. In Harmonie von Handlung, Gemüt und Musik ergab das Werk ein erfreuliches Ganzes. Das kindliche Publikum der unter zehnjährigen war sichtlich angetan, wenn auch die alten Damen noch etwas lauter lachten und juchzten. Als nicht uninteressanter Einfall kann eine Art „Gaardener Vorspiel“ gelten. Die teils türkischsprachige Unterhaltung zweier jugendlicher Mädchen leitete in das Märchen hinein und bettete das Werk in einen west-östlichen Kontext nicht nur von Abendland und Morgenland sondern auch von Westuferoper und Ostuferwerftpark ein. Die Verwendung von Wörtern der Kategorie „besch...“ mag manchem als überflüssig erschienen sein. Unzweifelhaft ein Augenschmaus waren jedoch die Störche in staksigem Gebaren und storchiger Gewandung à la Karneval in Venedig.
Live oder auf arte
Am Di, 17.4. und Mi, 2.5. gibt es extra Schulaufführungen im Theater im Werftpark. Außerdem kann das Werk am Sa, 28.4. sowie an sechs weiteren Terminen im Mai gehört und gesehen werden von jungen Menschen ab 6 Jahren sowie auch erwachsenen Personen. Wer keine Gelegenheit hat, Kalif Storch im Theater im Werftpark live zu sehen, der wird voraussichtlich im nächsten Jahr die Uraufführung im Fernsehen erleben können. Der Sender arte filmte die Premiere im Rahmen der Reihe "Performing Arts", die innovative Theaterprojekte vorstellt.
www.theater-kiel.de
www.chiffren.de
Alle Fotos: struck-foto