Anlässlich ihres baldigen zwanzigjährigen Bandjubiläums waren die beiden Prinzen Tobias Künzel und Jens Sembdner in Kiel bei Radio NORA und R.SH, wo KIELerLEBEN Gelegenheit hatte, ihnen ein paar Fragen zu stellen. Pünktlich zu ihrem Jubiläum bringen Die Prinzen ein Best of Album heraus. Kielerleben sprach mit ihnen über das neue Album, das Musik machen an sich und die vergangenen 20 Jahre als Band.
KIELerLEBEN: Eure erste Platte erschien 1991, das ist nun 19 Jahre her. Woran macht ihr euer zwanzigjähriges Jubiläum fest?
Tobias Künzel: Uns gibt es in dieser Besetzung seit Februar 1991. Aber bereits im November, Dezember 1990 entstanden die ersten Bänder von „Gabi und Klaus“ für das Album „Das Leben ist grausam“. Produziert in Hamburg übrigens. Wir haben einen sehr guten Draht zum Norden, haben lange in Hamburg gelebt, Platten da produziert. R.SH und NDR 2 waren die ersten Sender, die die Prinzen gespielt haben. Das bleibt in den Köpfen der Leute – wie auch, dass Sebastian mal rote Haare hatte, die hat er schon lange nicht mehr. Wir werden aber immer noch gefragt, wo ist denn der mit den roten Haaren.
Welche Lieder finden sich auf dem Best of Album?
Jens Sembdner: Es sind 23 Songs. Vier neue und 19 alte Songs mit den Originalstimmen, die mit neuem Sounderlebnis hinterlegt worden. Wir haben die von Sebastian Kirchner bearbeiten lassen mit modernen zeitgemäßen Sounds und Grooves.
Tobias Künzel: Es hat eine gewisse Frische dadurch. Die Stimmen damals waren neu und frisch, der Sound ist jetzt neu und frisch, und das zusammen in einen Topf gepackt: totales Frischsein. Die neuen Sachen zeigen dann die Entwicklung. Wir sind älter geworden, reicher an Erfahrungen. Das fließt natürlich alles mit rein. Musik ist immer so ein Ausdruck der Seele, wenn du anfängst was vorzusingen, ziehst du dich im Prinzip aus, da hört man vieles.
Wie sind die neuen Lieder zu verstehen, ist da eine gewisse Nostalgie im Spiel bei „Es war nicht alles schlecht“ oder auch „Wir halten durch“?
Jens Sembdner: Wir haben uns den Luxus gegönnt, für ein Jubiläumsalbum Songs zu schreiben, die sich mit dem Thema Jubiläum befassen. Schon „Es war nicht alles schlecht“, der Titelsong, ist ja eine Retrospektive. Ich denke, dass sich da ganz viele Leute angesprochen fühlen, dass da so ein leichtes Lächeln auf die Gesichter gezaubert wird.
Tobias Künzel: Einer der neuen Songs ist eine Neufassung von unserer ersten Single „Gabi und Klaus“. Wir überlegen seit zehn Jahren, wie es mit Gabi und Klaus weiterging, und jetzt erzählen wir, was nach 20 Jahren aus den beiden geworden ist.
Rückschau heißt nicht Schlusspunkt. Wie sehen die Prinzen in 20 Jahren aus?
Jens Sembdner: Noch älter als jetzt … (beide lachen) Definitiv haben wir vor, weiter zu machen. Wenn man ein Jubiläum hat, dann werden die alten Fotoalben rausgeholt und beguckt. Das ist ja im Prinzip so eine Art Zwischenstand, wo man sagt, ja so war es und das war schön und das war nicht so schön und jetzt geht’s weiter.
Ihr seid bereits seit 20 Jahren dabei, nicht viele Bands gibt es so lange. Wenn ihr auf eure Musik zurückschaut, was hat sich geändert, was ist konstant geblieben?
Jens Sembdner: Wir singen nach wie vor. Das ist eine Sache die sich nicht verändert hat. Dass wir a capella im Satz singen können, ist sozusagen unser Markenzeichen seit 20 Jahren. Was sich ändert, ist, dass wir ständig bemüht sind, den Sound in die heutige Zeit zu bringen. Dafür arbeiten wir mit Leuten zusammen, die gerade aktuell sind, die das bedienen, was qualitativ den Hörgewohnheiten der heutigen Zeit entspricht. Da haben wir immer Wert drauf gelegt, weil wir uns als Pop-Band verstehen. Pop bedeutet, immer mit dem Ohr an der Wand zu sein.
Tobias Künzel: Das Inhaltliche ist natürlich auch wichtig. Bei einem Song wie „Frauen sind die neuen Männer“ hätten die Leute vor 20 Jahren wahrscheinlich mit offenem Mund dagestanden und gefragt, was soll denn das jetzt. Da musst du halt gucken, dass du nicht in deinem Elfenbeinturm bleibst, sondern aktuelle Themen ansprichst. Das wichtigste sind Emotionen, Gefühle, die rübergebracht werden und Menschen in irgendeiner Form erreichen und bewegen.
Bei dem Albumtitel „Es war nicht alles schlecht“ stellt sich natürlich die Frage, was denn zum Beispiel schlecht war und was gut war?
Tobias Künzel: Der Titel ist ein Ironischer Spruch, den ältere Leute auch oft machen und zu 20 Jahre Prinzen passte der. Besonders gut ist natürlich, dass sich nach wie vor so viele Leute für unsere Musik interessieren. Wenn unsere Musik dazu beiträgt, Gefühle und Erinnerungen wach zu rufen und da was auszulösen, dann ist das schon ein Geschenk, dann ist das ne tolle Geschichte.
Jens Sembdner: Es gibt Höhen und Tiefen. Das ist wie in einer Ehe. Wir reden hier über sieben Menschen, die miteinander zu tun haben fast tagtäglich. Logisch, dass es da auch Reibereien gibt. Wichtig ist, dass man nach schlechten Erfahrungen nicht auseinander rennt, sondern sagt, dass ist völlig normal, dass man bei manchen Sachen unterschiedlicher Meinung ist. Am Ende geht’s darum, dass man zusammen nach vorne kommt, zusammen ein Ziel hat und weitermacht.
Tobias Künzel: Habe gerade überlegt, was mal nicht so besonders war. Ich kann mich zum Beispiel erinnern, wir haben mal ein Bravo-Interview gegeben, da ging es um den ehemaligen Kantor von unserem Knabenchor. Der war Stasiinformant, weil der auch viel in den Westen gereist ist. Als staatlicher Leiter musste man Stasikontakte haben, ohne Stasikontakte ging das gar nicht. Und das war dann die Überschrift: „Die Prinzen: Ohne Stasi ging es nicht“. Das sind so Dinge, die man lernt. Man trifft auch mal Entscheidungen, über die man sich im Nachhinein ärgert, aber das meiste war gut, man hätte die Platte auch nennen können „Das meiste war gut“, aber dann wäre es nicht so lustig gewesen.
Wer die Prinzen hören möchte, kann entweder ab dem 19. November das Best of Album „Es war nicht alles schlecht“ kaufen oder sie live auf Tour erleben. Am 22. November startet der Vorverkauf für die Tour ab März, welche Die Prinzen unter anderem am 13. April 2011 nach Hamburg in die Große Freiheit führen wird.