Gerade ist sie bei der „Wir Kieler“-Wahl 2012 zu einer Lieblingskielerin gewählt worden: Elisabeth Haase. Die Leiterin des Tierheim Uhlenkrog setzt sich seit über 25 Jahren unermüdlich für Tiere ein.
"Na du kleiner Stromer, komm mal her“, ruft Elisabeth Haase dem kleinen Rupert zu, der prompt schnurrend um ihre Beine streicht und sich genüsslich von ihr hochheben lässt. Ruhig streichelt sie den kleinen Kater, der begierig auf ihr herumklettert und die Aufmerksamkeit sichtlich genießt. Rupert ist eine von etwa 70 Katzen, die im Tierheim vorübergehend ein Zuhause gefunden haben. Um sie und etwa 40 Hunde, 20 Wildtiere und 20 Kleintiere kümmert sich die Tierheimleiterin Tag für Tag mit ihrem Team. „Natürlich habe ich auch viel Bürokratisches zu erledigen, daher kann ich nicht immer selbst bei den Tieren sein, versuche dies aber so oft ich kann“, erzählt Elisabeth Haase. Tiere weitervermitteln, Neuankömmlingen ein Plätzchen suchen, medizinische Versorgung gewährleisten – für die meist vierbeinigen Gesellen ist Elisabeth Haase immer da. Nebenbei setzt sie sich unter anderem für den Tierschutz ein, koordiniert über 100 ehrenamtliche Mitarbeiter und bietet Seminare und Schulungen an. Für diesen Einsatz, den die passionierte Tierfreundin nun schon seit 25 Jahren für die Tiere leistet, ist sie Anfang März bei der Wahl der Lieblingskieler ausgezeichnet worden.
Bereits ihre Kindheit war von der Liebe zu Tieren geprägt: „Ich bin mit einem Hund, Kaninchen und Vögeln groß geworden und habe mich Tieren immer schon sehr verbunden gefühlt“, erzählt die heute 57-Jährige. Nach dem Abitur machte sie eine Ausbildung zur Tierwirtin und begann anschließend, im Tierpark Gettorf zu arbeiten. Da die Arbeit dort auf die Sommerzeit beschränkt war, entschied sie sich in einer beschäftigungslosen Zeit in den Wintermonaten für eine ehrenamtliche Tätigkeit im Tierheim Uhlenkrog. „Nichtstun liegt mir nicht, ich muss mit meiner Zeit etwas anfangen“, beschreibt sie ihre Entscheidung. „Ich wusste, dass es im Tierheim an Mitarbeitern fehlte, also wollte ich helfen.“ Die Arbeit dort bereitete ihr viel Freude, und als eine feste Stelle frei wurde, zögerte sie nicht lange. 1993, sieben Jahre später, ging die damalige Tierheimleiterin in Rente, und Elisabeth Haase übernahm den Posten.
Seither hat sie ihr Engagement immer weiter ausgebaut. Unter ihrer Leitung entstanden die Kranken- und die Quarantänestation, das Hundehaus und das zurzeit noch im Bau befindliche Tierschutzhaus. „Außerdem ist das Tierheim zum Ausbildungsbetrieb geworden, wodurch sich eine tolle Mannschaft entwickelt hat“, erzählt sie stolz. Kein Wunder, dass viele das Tierheim Uhlenkrog sofort mit seiner passionierten Leiterin in Verbindung bringen. „Die größte Herausforderung in all der Zeit war es aber, mit den Veränderungen der Menschen und ihren Bedürfnissen umzugehen und zu sehen, was dies für die Tiere bedeutet“, erzählt Elisabeth Haase und blickt dabei zärtlich auf Rupert. Er, so beschreibt die Tierheimleiterin, sei ein gutes Beispiel für die heutige Mentalität der Menschen. Viele wollen ein Tier, kaufen es, haben keine Lust mehr darauf und geben es schließlich weg. Im besseren Fall. Im schlechteren Fall wird es irgendwo ausgesetzt, im schlimmsten an einem Ort, wo es nicht rechtzeitig gefunden wird.
Das Außengehege bietet den Vierbeinern viele Spielgelegenheiten.
Meistens sind es unerzogene Hunde oder verhaltensauffällige Katzen, die ins Tierheim gebracht werden. Auslöser der Probleme sind oft die Besitzer selbst, weil sie dem Tier nicht ausreichend Zeit und Aufmerksamkeit schenken. „Für ein solches Tier sind die Trennung vom Menschen und das Leben im Tierheim noch schwerer“, erklärt Elisabeth Haase. Daher setzt sie sich mit viel Leidenschaft für eine Weitervermittlung ein. „Es sind wunderbare Momente in meinem Beruf, wenn es gelingt, für ein Tier das perfekte Zuhause zu finden.“ So erlebt sie sehr viele schöne Begegnungen mit Menschen, denen das Leid der Tiere ebenso nahegeht wie ihr. „Einige wollen bewusst die Tiere aufnehmen, die keiner mehr haben möchte. Das sind meist kranke oder alte Tiere, die so noch ein paar schöne Monate oder Jahre erleben können“, erzählt die Kielerin mit einem Lächeln. Sie ist dankbar, dass Menschen sich dieser Aufgabe, ein Tier durch seinen Lebensabend zu begleiten, annehmen.
Die Tierfreundin hat selbst auch schon einige Tiere bei sich aufgenommen, so teilt sie ihr Zuhause mit drei Hunden, fünf Katzen und vier Echsen. „Natürlich müssen mein Partner und der Freundeskreis meine Leidenschaft mittragen, oft bin ich schließlich auch außerhalb der ,normalen‘ Arbeitszeit im Einsatz“, erzählt Elisabeth Haase. „Aber das Tierheim ist wie mein Kind, ich habe es großgezogen.“ Sie weiß, dass mit ihrem Ruhestand in ein paar Jahren auch ein Abschied kommen wird, aber das ist für sie in Ordnung. „Ich werde dann komplett aufhören, dann ist mal ein anderer dran. Ich habe viele meiner Ideen hier verwirklicht, mein Nachfolger wird sicher eigene tolle Projekte ins Leben rufen.“
Bis dahin wird sich Elisabeth Haase weiter voller Eifer für die derzeitigen Bewohner des Tierheims und ihre Weitervermittlung einsetzen. So wie für Rupert, für den bereits ein neues Zuhause gefunden werden konnte. Die Streicheleinheiten, die er im Moment noch von Elisabeth Haase bekommt, wird er bald also regelmäßig genießen können – bei seiner neuen Familie, in seinem eigenen Heim, mit viel Auslauf und noch mehr Liebe. So, wie es jedes Tier verdient.
Weitere Informationen gibt es unter www.tierheim-kiel.de.
Die „Wir Kieler“-Kampagne
Im Februar konnte ganz Kiel aus insgesamt 72 Kandidaten wählen, wer zu den acht Lieblingskielern zählen soll. Gesucht waren bei dieser Wahl Menschen, die zum Beispiel ehrenamtlich tätig sind, sich sozial engagieren, besondere sportliche Akzente setzen oder eine Ikone ihres Fachbereichs sind. Die Kampagne sollte deutlich machen, dass wir Kieler stolz auf unsere Stadt sein können und dass sich gemeinsam viel bewegen lässt. Am 26. Februar standen die Sieger dann fest, neben Elisabeth Haase gewannen Ulrich Behl (Künstler), Heidemarie Goerigk (PR- und Kulturmanagerin Mediendom), Christian Jürgensen (Fußballkapitän Holstein Kiel), Jan Martensen (Zauberer und „der Wächter“ im Grusellabyrinth), Andreas Schulz – alias Dicki (Betreiber Schaubude), Mathias Winks (Blogger / Mitglied „Büro am Strand“) und Christian Zeitz (THW-Spieler).