Der THW Kiel hatte am vergangenen Donnerstag zur alljährlichen Saisoneröffnungs-Pressekonferenz in die Räume des traditionsreichen Hauptsponsors "Provinzial" geladen und stellte bei dieser Gelegenheit die 4 Neuzugänge vor, die in den kommenden Jahren die „Zebraherde“ verstärken werden.
Eins stellten die THW- Verantwortlichen recht zügig klar: Eine Saison, wie die vergangene, könne man von den „Zebras“ wahrlich kaum verlangen. „Ich denke, die letzte Saison war einmalig“, stellte Erfolgscoach Gislason schnell klar. „Letzte Saison hatten wir den Vorteil, dass wir eingespielt waren und keine Neuzugänge integrieren mussten, das ist in der kommenden Saison ganz anders.“ Große Ziele werden dennoch ausgegeben, schließlich ist das unbedingte Siegenwollen beim Rekordmeister eine absolute Selbstverständlichkeit. Ginge es danach, dürfte sich der geneigte Anhänger der Schwarz- Weißen im kommenden Jahr wieder auf ein Triple-Sommermärchen auf dem Rathausplatz freuen.
„Wir wollen natürlich nach Köln (Anm.d.Red.:Final 4 Turnier der EHF Champions League) und den Fluch besiegen, dass ein Titelverteidiger es bisher nicht dorthin geschafft hat“, gibt Alfred Gislason in der Königsklasse schonmal eine ordentliche Marschroute vor. Dass der THW wieder einmal eine Hammergruppe erwischt hat, sieht er sogar als Vorteil. „Wir müssen jeden schlagen und so haben wir die Konkurrenz gleich vor der Flinte. “Und auch in der Bundesliga wird der Weg zur Meisterschaft nur über die schönste Fördestadt Deutschlands führen, nämlich über die Handballhauptstadt Kiel. „Wer den Titel holen will, der muss erstmal an uns vorbei“, gibt sich auch Manager Klaus Elwardt selbstbewusst. Freilich zurecht, denn trotz des Weggangs einer Handballgröße wie Kim Andersson fördert ein Blick auf den Kader des THW eine ganz hübsche Weltauswahl ans Tageslicht. Allen voran natürlich der Weltklasse-Keeper und frischgebackene Olympiasieger Thierry Omeyer, der seine letzte Saison in Kiel verbringen wird und sich dann im nächsten Jahr in seine Heimat nach Montpellier auf's (wohl immernoch Weltklasseniveau-) Altenteil zurückzieht.
„Wir haben unsere Personalplanungen abgeschlossen und haben jetzt seine sehr gute Mannschaft zusammen“, konterte Manager Elwardt Fragen nach etwaigen weiteren Verpflichtungen aus der Konkursmasse der AG Kopenhagen, ließ aber dennoch wissend lächelnd ein Hintertürchen offen und so darf in Kiel zwar nicht mehr auf eine Rückkehr von Toptorjäger Andersson gehofft werden, der Name Niclas Ekberg steht jedoch nach wie vor im Raum und lässt Spekulationen zu. Nichts genaues weiß man jedoch nicht, also ist an dieser Stelle noch ein wenig Geduld gefragt.
Die feststehenden vier Neuzugänge stellten sich jedoch zum ersten Mal der Öffentlichkeit vor und zeigten großen Respekt für die kommenden Aufgaben mit einer Mannschaft wie dem THW. Die Charakterstärke und den in Kiel obligatorischen unbedingten Siegeswillen bekamen die Neuen von Kapitän Marcus Ahlm höchstselbst attestiert. „Wir brauchen nicht nur gute Spieler, sondern wir wollen auch richtig gute Typen – und das sind sie alle!“
KIELerLEBEN stellt die neuen Zebras vor:
Patrick Wiencek: Der 23jährige Nationalspieler, der bereits 22 Mal das deutsche Trikot trug, ist nun einer von drei Kreisläufern beim Rekordmeister und scheint wohl zu wissen, dass auf ihn viel harte Arbeit zukommt – spätestens seit er die komplette Saisonvorbereitung bei Alfred „Felix Magath“ Gislason mitgemacht hat. „Ich bin in meinem Leben noch nie soviel gelaufen“, gibt der sympathische 2,01-Hüne schmunzelnd zu. Er kommt vom entthronten Rekordmeister VfL Gummersbach und ist absolut lernwillig. „Ich sehe ja, dass harte Arbeit zum Erfolg führt“ - bereits in der Vorbereitung hat er sich wohl schon einige Fleißpünktchen verdient. Ihm könnte zu Gute kommen, dass einer seiner Konkurrenten auf der Position am Kreis, Neuzugang Rene Toft Hansen bis vor wenigen Tagen noch in London bei den Olympischen Spielen weilte und erst jetzt ins Mannschaftstraining einsteigen konnte. Gislason jedenfalls ist überzeugt von seinem Neuzugang. „Er ist schon ein Guter und wird bei uns hoffentlich noch viel besser werden.
Rene Toft Hansen: Der 28jährige Däne, dessen jüngerer Bruder Henrik ebenfalls als Kreisläufer in der dänischen Liga spielt kam vom mittlerweile insolventen Verein aus Kopenhagen und kann wohl, wie sein Kollege Gudjon Valur Sigurdsson, drei Kreuzchen machen, das sinkende Schiff rechtzeitig in Richtung Kieler Förde verlassen zu haben. In Kiel schnuppert er nun das erste Mal Bundesligaluft und will sich als einer der Nachfolger von Marcus Ahlm empfehlen. Neben dem zweiten Platz im Nationaltrikot bei der WM 2011 will er nun mit dem THW endlich internationale Vereinstitel sammeln.
Marko Vujin: Der Serbe outete sich im Vorfeld seines Wechsels zum Rekordmeister bereits als echter THW-Fan und erfüllt sich mit nun einen langersehnten Traum. „Der THW ist der beste Club der Welt, ich wollte immer in Kiel spielen.“ Die Fußstapfen, in die er tritt, sind jedoch sehr groß, schließlich beerbt der Rückraumrechte den besten Spieler der vergangenen Bundesliga-Saison, Kim Andersson. Der 28jährige, der zuletzt beim ungarischen Meister MKB Veszprem unter Vertrag stand, gibt sich aber optimistisch, in Kiel Fuß zu fassen und meint sicher nicht nur die deutsche Sprache, wenn er sagt „Ich lerne jeden Tag“.
Gudjon Valur Sigurdsson: Der Isländer ist in der Handballbundesliga kein Unbekannter, schließlich war seine letzte deutsche Station in Mannheim bei den Rhein-Neckar-Löwen. In Landsmann Alfred Gislason sieht er eine Art Mentor, schließlich war er es, der seinerzeit dafür sorgte, dass „Goggi“, wie sein Spitzname hierzulande lautet, nach Deutschland kam. Dass er für den Verein eine absolute Top-Verstärkung ist, weiß also jeder – dass er auch ein guter Typ ist, bewies er vor den Medienvertretern und sorgte für einige Lacher, als er auf die Frage antwortete, wie man seinen Namen denn nun isländisch korrekt ausspräche. „Dafür müsstet ihr Deutschen erstmal viel Bier und Schnaps trinken.“ Bleiben wir also vorerst bei „Goggi“ und freuen uns auf so manches Highlight des Mannes, der sich künftig die Linksaußenposition mit Dominik Klein teilen wird.
...und natürlich auf eine Saison, in der der THW Kiel wieder in allen Wettbewerben ganz oben mitspielen will.