Sie sind die Oasen der Stadt: die Schrebergärten. Die Anlage Mettenhof feiert in diesem Monat 40-jähriges Bestehen. Mitbegründer Werner Müller erinnert sich an die Entstehung seines kleinen Paradieses.
Werner Müller öffnet das grüne Gartentor zu Parzelle 34 und betritt stolz sein Reich. Vorbei an prächtigen Gemüsebeeten, einer gepflegten Rasenfläche, einer alten Schaukel und dem kleinen Gewächshaus geht er auf die Gartenlaube in der Mitte seines Kleingartens zu. Hier hat er eine gemütliche Sitzgruppe platziert, wo er es sich nun in der Mittagssonne bequem macht und an die Zeit zurückdenkt, als hier vor 40 Jahren nichts als tristes Brachland war.
Angefangen hat alles im Jahr 1972. Die Stadt Kiel hatte Ackerland erworben und suchte nun Pächter für eine neue Kleingartenanlage. „Meine Frau und ich waren gleich von der Idee begeistert“, erzählt der heute 73-Jährige und hat sofort wieder ein Leuchten in den Augen. „Ich bin in Frankfurt aufgewachsen, und schon meine Großeltern hatten einen Schrebergarten.“ So ging es dem Hobbygärtner nicht nur darum, seine Kindheitserinnerungen aufleben zu lassen, sondern die Tradition bei seinen eigenen drei Kindern weiterzuführen.
Kleingärtner Werner Müller vor seiner Laube
Er erinnert sich noch gut, wie die damaligen Pächter aus dem Nichts heraus nach und nach ihr eigenes kleines Stückchen Freiheit erschufen. Zunächst waren nur die einzelnen Parzellen mit ein paar Pfählen und Kordeln abgesteckt, danach wurden die Lauben gebaut. „In der Anlage halfen wir uns alle gegenseitig“, erzählt Werner Müller. „Auch Zufahrtswege und später eine Wasserversorgung wurden zusammen gebaut.“ Die Vorschrift laut Generalpachtvertrag für die Nutzung einer Gartenparzelle lautete, dass die Laube maximal ein Drittel des Raumes einnehmen durfte. Ein weiteres Drittel sollte als Anbaufläche verwendet werden, das letzte zur Erholung. Daher jätete die Familie Unkraut, grub das Land um und bestellte es. „Wir haben jeden Baum, jeden Strauch und jedes noch so kleine Samenkorn selbst hierher gebracht“, beschreibt Werner Müller stolz. Er steht von seinem Gartenstuhl auf und geht herüber zu der alten Schaukel. „Auch die Schaukel war mit eines der ersten Dinge, die ich aufgebaut habe. Hier sind meine Kinder und Enkelkinder groß geworden. Was hatten wir für schöne Stunden hier draußen!“, erzählt der Rentner verträumt. Er erinnert sich gerne an Familienfeste und gemeinsame Wochenenden in der Gartenanlage. „Wir haben hier kampiert, gegrillt und im Sommer ein Planschbecken aufgestellt.“
Im Laufe der Zeit wuchs die Kleingartenanlage immer weiter, bis sie in den 80er Jahren die stattliche Zahl von 103 Parzellen aufwies, die es bis heute noch gibt. „Wir Kleingärtner haben dann ein Vereinsheim gebaut, in dem wir zu verschiedenen Veranstaltungen zusammenkommen.“ So wie am 4. August, wenn die Bewohner der Anlage zusammen ihre 40-jährige Geschichte feiern. In dieser Geschichte wechselten natürlich viele der Pächter, und doch ist die Gemeinschaft nie auseinandergebrochen. Werner Müller betont, dass es eine der schönsten Anlagen im Raum Kiel sei. Und dafür muss einiges getan werden, in der eigenen Parzelle wie auch in der gesamten Anlage. Werner Müller lässt seinen Blick zufrieden über seinen sorgfältig gepflegten Garten gleiten. „Doch neben dem schönen Eindruck ist es auch wichtig, dass hier Leben herrscht und sich alle wohlfühlen.“ Kinderlachen aus der Nachbarparzelle, wo gerade ein Geburtstag gefeiert wird, bestätigt die Worte des Hobbygärtners.