Tote Gehirne schwammen in gelblicher Flüssigkeit und man roch ein leichtes Müffeln im Kellerraum. Vor der Tür pries eine mittelalterliche Quacksalberin das Elixier der ewigen Jugend und plötzlich liefen lauter Kinder mit blutenden Gesichtsverletzungen vorbei. Solche und vielerlei andere Eindrücke von der Evolution der Wale bis hin zu zeitgenössischer Kunst aus Polen konnten bei der Kieler Museumsnacht am letzten Freitag im August gewonnen werden.
Neunzehn Museen, Projekte und Institute von der Wik bis zum Bahnhof und vom Südfriedhof bis zum Ostufer machten bei der Museumsnacht mit. Hierunter waren bekanntere wie etwa die Kunsthalle und die Stadtgalerie aber auch unbekanntere wie das Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei oder das Computermuseum Kiel. Die teilnehmenden Einrichtungen waren von 19-24 Uhr geöffnet und anschließend fand noch die Museumsnachtparty in der Stadtgalerie statt.
Auch dem Wetter, das rechtzeitig zum Abend hin von frühherbstlich auf spätsommerlich umschwenkte, wird zu danken sein für die hohen Besucherzahlen. Insbesondere die Freiluftveranstaltungen, zum Beispiel das open ship auf der Kieler Hansekogge, wären sonst sicherlich weniger vergnüglich verlaufen. Vor einigen Museen bildeten sich regelrechte Schlangen. Die Medizin- und Pharmaziehistorische Sammlung der CAU musste gar eine gewissermaßen „harte Tür“ einrichten. Es konnten immer nur dann neue Besucher hinein, wenn ausreichend andere bereits wieder hinaus waren. Großer Besucherandrang herrschte zudem auch an vielen der Mitmachstationen.
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Denn neben allerlei Schaumaterial bot die Museumsnacht noch einiges an Selbermachaktionen. So konnte in der Stadtgalerie der interessierte Hobbyzeichner sich in der Kunst des Aktes weiterbilden lassen. Die Kunsthalle bot die Möglichkeit das Handwerk des Papierschöpfens zu entdecken und im Innenhof der Medizin- und Pharmaziehistorischen Sammlung der CAU ließen sich jung und alt in die Kunst des Wundnähens einführen. Dort konnten im Übrigen auch Stumm- wie Tonfilme zu medizinischen Themen mit Laurel & Hardy u. a. älteren Künstlern des komischen Faches betrachtet werden. Überhaupt war die Vielfalt der Aktionen und Möglichkeiten sehr groß. Zahlreiche Konzerte in und an den Veranstaltungsorten sowie das hier und da angerichtete Büffet mit festen wie flüssigen Speisen ließen zusätzlichen Hör- und Zungengenuss aufkommen.
Alles in Allem reichten fünf Stunden kaum aus, um alle Attraktionen mitzunehmen. Was jedoch nicht gesehen, gehört oder mitgemacht werden konnte, steigerte letztlich nur die Neugierde auf ein mehr davon. Die Museumsnacht, verstanden somit auch als eine Werbemöglichkeit für die zahlreichen Kieler Museen und schauwürdige Einrichtungen, wird gewiss viele Kielerinnen und Kieler angeregt haben, wieder öfter in eine Ausstellung zu gehen oder vielleicht einmal ein unbekannteres Museum zu besuchen. Dies dürfte, neben dem Wunsch möglichst vielen Menschen einen schönen Abend bereitet zu haben, auch das Ziel der Kieler Museen und des Amtes für Kultur und Weiterbildung der Landeshauptstadt Kiel gewesen sein, die gemeinsam im Rahmen des Kultursommers die Museumsnacht organisierten. Wer sich näher informieren möchte, weil er zum Beispiel sehr gerne im nächsten Jahr beim Aktzeichnen, Fotowettbewerb, Origami falten oder Sterne gucken dabei sein möchte, kann dies daher auch beim Amt für Kultur und Weiterbildung unter der Rufnummer 0431/901-3408. Einen näheren Eindruck der Vielfalt an Möglichkeiten sowie Übersicht über die teilgenommenen Museen bietet die Internetpräsenz www.museumsnacht-kiel.de.