Lagerfeuerpoet oder Popikone? Egal, Johannes Oerding ist auf jeden Fall hörenswert! KIELerLEBEN sprach mit ihm über Hotelzimmer, Flugangst und seine Kritikfähigkeit.KIELerLEBEN: Im Interview mit der Gala hast du gesagt, dass deine Freundin, Musikerin Ina Müller, deine schärfste Kritikerin sei. Hatte sie am neuen Album „Alles brennt“ auch etwas zu bemängeln?
Johannes Oerding: Klar. Ich zeige ihr meine Songs vorab, schließlich ist sie eine sehr talentierte Musikerin. Aber ich bin bei ihrer Kritik schnell beleidigt. Weil ich so viel in die Musik reinstecke, fühle ich mich gleich persönlich angegriffen. Dann brauche ich zwei Tage, um zu kapieren, dass sie Recht hat.
Aber du kritisierst und hilfst Ina auch, wie bei den Songs für ihr Album „48“ …
Ja. Wir haben uns zuhause eingeschlossen, komponiert und getextet. Aber wir werden kein Album zusammen aufnehmen.
Ihr zeigt euch auch öffentlich nur selten zusammen. Das letzte Mal 2014 zur Echoverleihung. Warum?
Wir sind keine Cindy-und-Bert-Menschen. Privat ist privat. Zum Echo sind wir gegangen, weil Ina für„48“ ausgezeichnet wurde. Zudem gab es bis dahin nur ein altes gemeinsames Foto von uns. Immer, wenn es um uns beide ging, wurde es rausgeholt. Ich sehe aus wie 14, und die Klamotten … (lacht) Die Fotografen hatten beim Echo die Chance auf neue Bilder. Das muss jetzt erst mal reichen.
Zurück zum Album. Du hast es in einem Hotel in St. Peter-Ording aufgenommen.
Ich fühle mich in Tonstudios unwohl, liebe aber Hotelzimmer. Für mich ist es kreativ, reinzukommen, mich breit zu machen und hinterher alles mitzunehmen, ohne eine Spur zu hinterlassen. Also haben wir ein schönes Hotelzimmer gesucht – wie in St. Peter-Ording. Mit Meerblick.
Haben sich die anderen Gäste über die Musik beschwert?
Wir haben vorsichtshalber die Zimmer nebenan mitgebucht. Lustig war, dass ich nach einer Woche dort angesprochen wurde: „Herr Oerding, im Dorf erzählt man sich, dass Sie das ganze Hotel gebucht hätten. Ist das so?“ War es natürlich nicht.
Warum hast du das Video zu „Alles brennt“ nicht auch in St. Peter-Ording gedreht?
Wir haben den letzten Clip schon im Norden, in der Lüneburger Heide, aufgenommen. Es war Zeit für etwas Neues. Der Regisseur hat mir Bilder aus Las Vegas geschickt, wie das Video aussehen könnte. Das kann man hier nicht so umsetzen. In der Wüste gibt es andere Farben und eine andere Weite. Ich bin dann trotz Flugangst nach Las Vegas geflogen.
Was machst du gegen deine Flugangst?
Ich habe kein Patentrezept, aber wenn ich jetzt daran denke, bekomme ich schon wieder schweißnasse Hände. Während des Fluges gucke ich immer, was der Pilot macht. Bestes Beispiel neulich in München. Da sind zwei Landebahnen nebeneinander. Direkt neben uns fliegt ein Flugzeug und kommt näher. Da habe ich Panik bekommen und mich gefragt: Sieht der Pilot das da draußen ohne Seitenspiegel?
Du wirst zum Konzert am 31. Mai in Kiel also mit dem Auto anreisen?
Definitiv!
Worauf freust du dich bei dem Konzert?
Auf die Kieler ist Verlass. Egal ob ich im Club oder bei Mistwetter auf der Kieler Woche spiele, die Leute kommen. Ich glaube, Regen heißt hier Sonne. (lacht) Außerdem habe ich meine ersten Auftritte im Blauen Engel und Trafo gehabt. Also, back to the roots!
Tickets für das Konzert am 31. Mai in der Halle 400 gibt es an der Konzertkasse Streiber und unter www.eventim.de.
Johannes Oerding
… wurde 1981 in Münster geboren. Nach dem Abitur studierte er in Holland Internationales Marketing und widmete sich nach dem Diplom der Musik. Sein Debütalbum „Erste Wahl“ erschien 2009, mit „Alles brennt“ veröffentlichte er 2015 seine vierte Platte. Oerding lebt auf St. Pauli, Hamburg, und ist mit der 16 Jahre älteren Sängerin und Moderatorin Ina Müller („Inas Nacht“, NDR) liiert.
www.johannesoerding.de
Das Interview führte Kerstin Kristahl