Hymnischer Indie-Pop, der in die Beine geht – dafür stehen die Jungs von Wilhelm Tell me. Momentan stürmen die Hamburger mit ihrem Song „Fools“ die deutschen Charts und gehören zu den Highlights der diesjährigen Kieler Woche. KIELerLEBEN sprach mit den Jungs über Bandgeschichte, Konzertrituale und den Musikstreamingdienst „Spotify“.KIELerLEBEN: Seit drei Jahren seit ihr zusammen unterwegs. Wie habt ihr euch kennengelernt ?
Henning Sommer: Als ich 2009 nach Hamburg gekommen bin, hab ich eine Anzeige in einem Internetportal mit dem schönen Namen Bandnet geschaltet, um nach Musikern zu suchen. Daraufhin haben mir circa 500 Metallkids geschrieben, dass sie gern eine Band gründen möchten (lacht) – den ich leider aber allen absagen musste. Jedoch waren da auch unser alter Schlagzeuger Matthias und Frederik dabei. Wir haben dann geprobt und es war schnell klar, dass wir eine Band werden. Bald darauf kam dann auch schon unser erstes Album und die erste Tour. Und jetzt sind wir schon fast drei Jahre zusammen unterwegs.
Geht man sich da nicht mal auf die Nerven?
Henning: Auf jeden Fall… Wir streiten uns dauernd.
Frederik Deluweit: Eigentlich sind wir eher genervt.
Henning: Wir kennen aber mittlerweile alle unsere Macken. Die Rollen sind klar verteilt und dann ignoriert man das einfach und lässt den anderen in Ruhe. Wenn man zusammen auf Tour geht, ist man wie eine Familie.
Frederik: Es gibt Mutter, Vater, Kind …
Und wer hat welche Rolle?
Henning: Das bleibt unser Geheimnis.
Habt ihr denn ein bestimmtes Ritual vor einem Konzert?
Henning: Ab wie viel Uhr wird euer Magazin gedruckt? (lacht) Sagen wir es mal so, wir nehmen zusammen ein Getränk zu uns und versuchen nochmal runterzukommen vor dem Auftritt.
Lasst uns ein wenig über eure neuen Songs sprechen. Diese bringt ihr gar nicht mehr als Album raus, sondern veröffentlicht alle vier bis sechs Wochen einen neuen Song im Internet – als erstes bei der Musikplattform „Spotify“. Wie seid ihr darauf gekommen?
Matthias Kranz: Wir haben uns letztes Jahr Gedanken drüber gemacht, wie wir das nächste Jahr angehen. Dabei haben wir uns überlegt, dass wir uns nicht mehr dem Stress einer Albumproduktion aussetzen wollen, bei der man ein dreiviertel Jahr auf das feststehende Release-Datum vorbereitet wird. Wenn man dann Pech hat, kommen am gleichen Tag dann die neuen Album von Snow Patrol oder Coldplay raus, und das Album geht unter. So ähnlich war das nämlich bei unserer letzten Platte. In der jetzigen Form können wir den Songs, an die wir glauben, einfach mehr Öffentlichkeit bieten.
Habt ihr die Songs denn alle bereits fertig?
Henning: Nein, wir sind in einem ständigen Schreibprozess. Dabei bringt jeder mal Ideen ein und zusammen verfeinern wir diese dann. Dadurch, dass wir uns immer nur vier bis sechs Wochen Zeit gegeben haben, um einen neuen Song rauszubringen, ist da natürlich ein wenig Druck dabei. Mit dem können wir aber sehr gut umgehen können, es hilft sogar.
Eure neuen Songs werden ja über „Spotify“ nicht nur in Deutschland, sondern auch verstärkt in den USA gehört. Wäre da nicht mal eine Tour in den Staaten fällig?
Matthias: Ja, da haben wir auch schon dran gedacht. So Anfang 2014 wollen wir eine kleine Clubtour an den Küsten machen. Natürlich erst mal nur ein paar Konzerte und schauen, wie es sich entwickelt.
Frederik: Wir können ja mit nem Dampfer aus Kiel hinfahren (lacht, während ein brummender Dampfer vorbeifährt)
Das Stichwort: Kiel! Ward ihr denn schon früher mal hier?
Matthias: Privat waren wir alle schon mal da. Kiel war das einzige Konzert, das wir jemals absagen musste, weil Henning krank war und nicht singen konnte.
Frederik: Stimmt nicht. Kassel mussten wir auch absagen. Die Städte mit „K“ laufen bei uns einfach nicht.
Doch jetzt habt ihr es geschafft und das zum größten Segelfest der Welt. Gefällt es euch denn?
Henning: Wir freuen uns total hier zu sein, konnten aber leider noch nicht so viel sehen. Von der Ankunft bis zum Auftritt haben wir leider nicht so viel Zeit. Aber wir wollen hier irgendwann nochmal eine Bootsfahrt machen.
Vielen Dank und viel Erfolg heute!