Obwohl es die Band Unheilig bereits seit zehn Jahren gibt, wurde sie erst mit ihrem im März veröffentlichten Album „Große Freiheit“ der breiten Masse bekannt. KIELerLEBEN sprach mit dem Sänger und Songwriter, „Der Graf“, über seine Musik und sein Leben. Seit März 2010 ist das Album „Große Freiheit“ im Handel erhältlich und belegte seitdem 14 Wochen lang Platz eins der deutschen Albumcharts.
KIELerLEBEN: Früher waren Sie Hörgeräteakustiker, wie kamen Sie zur Musik?
Der Graf: Ich habe schon von klein auf Musik gemacht, früh verschiedenste Musikinstrumente ausprobiert. Als Erstes hatte ich eine kleine Orgel, das wurde mir aber schnell zu langweilig. Mein Ziel war es aber schon immer, von meiner Musik zu leben. Da es schwer ist, als Musiker Geld zu verdienen, habe ich zunächst eine Ausbildung zum Hörgeräteakustiker gemacht und danach als Zeitsoldat gearbeitet, um mir Musikinstrumente leisten zu können.
Sie waren in den letzten zehn Jahren nur in der Gothic-Szene bekannt. Wie kam es jetzt plötzlich zu dem Mainstream-Durchbruch?
Wir haben einfach immer hart für unseren Erfolg gearbeitet, jetzt werden wir mit dem Durchbruch belohnt. Ich kann diesen Beruf nur ausüben, wenn viele Leute meine Musik hören und kaufen. Meinen Erfolg kann ich kaum fassen – neulich erfuhr ich, dass „Große Freiheit“ sogar Doppel-Platin erhielt. Das ist Wahnsinn. Wo soll ich die beiden Platin-Platten nur aufhängen? (lacht)
Sie haben mittlerweile Fans auf der ganzen Welt. Gibt es ein besonderes „Fan-Erlebnis“?
Ein sehr ergreifendes Erlebnis hatte ich bei einer Autogrammstunde: Ein Mädchen gab mir einen Brief und bedankte sich bei mir für meine Musik. Als ich den Brief später las, erfuhr ich, dass sie todkrank war und meine Musik ihr half, Kraft zu schöpfen. Ich hätte mich gerne noch mal bei ihr gemeldet, aber es war keine Adresse dabei.
Sie haben Ende September für Nordrhein-Westfalen am „Bundesvision Song Contest“ teilgenommen. Wie kam es dazu?
Ich musste mich dafür bewerben. Die Freude war groß, als ich erfuhr, dass wir dabei sind, denn es ist die einzige Fernsehshow überhaupt, bei der nur deutsche Künstler auftreten. Ich habe den Auftritt meiner lieben Mutti als Dankeschön für die Jahre der Unterstützung gewidmet.
Wenn ich als Graf unterwegs bin, dann bin ich für die Musik unterwegs.
Sie geben nur sehr wenig über Ihr Privatleben preis. Auch Ihren richtigen Namen halten Sie geheim. Haben Sie mal schlechte Erfahrungen gemacht?
Nein, noch nie. Toi, toi, toi. (lacht) Wenn ich als Graf unterwegs bin, dann bin ich für die Musik unterwegs. Darum auch der Künstlername. Ich brauche mein Privatleben, um mich zurückziehen und entspannen zu können.
Auf Ihrer „Große Freiheit“-Tour machen Sie auch in Kiel Halt. Was ist das Besondere an Ihrer Show, und warum sollte man kommen?
Wenn ich auf der Bühne stehe, dann ist da immer eine besondere Magie, und ich glaube, die Menschen können ihren Alltag und die damit verbundenen Probleme bei einem Unheilig-Konzert vergessen.
Und nach der Tour?
Ich habe mit dem nächsten Album schon angefangen, habe schon einige Lieder geschrieben, und ein Konzept steht auch schon. Aber bevor ich mich dann ganz intensiv daransetze, werde ich erst mal eine Woche Urlaub machen. Länger halte ich es nicht aus, gerade jetzt, mit dem neuen Erfolg, ist die Motivation besonders groß.
Das Interview führte Friederike Schultz