Nach der 3:1-Niederlage bei Erzgebirge Aue trauert Holstein Kiel den nicht geholten Punkten gegen Mannschaften auf Augenhöhe wie Bayern München II oder der SpVgg Unterhaching nach. Die Veilchen zeigten sich in den entscheidenden Situationen reifer sowie abgeklärter und offenbarten Holsteins Mission Impossible der nächsten drei Wochen: In den letzten fünf Saisonspielen kommen mit Eintracht Braunschweig und VfL Osnabrück zwei Mannschaften als Gegner, denen Holstein aufgrund mangelnder fußballerischer Qualität keine drei Punkte abtrotzen können wird.
Die Störche müssen also die Heimspiele gegen Erfurt, Dresden und Dortmund II gewinnen, der Tabellensiebzehnte Werder Bremen II dagegen die verbleibenden vier Spiele allesamt verlieren. Bei Holstein Bilanz von zwölf sieglosen Spielen in Folge, hilft da wohl nicht einmal der Fußballgott mehr.
Stichwort Fußballgott: Selbst dieser scheint derzeit gegen die Kieler Störche zu sein. Anders lassen sich Fehlentscheidungen der Schiedsrichter gegen die KSV Holstein nicht erklären. Das gesamte Erzgebirge-Stadion hatte gesehen, wie Eric Agyemang in der 48. Minuten mit dem Oberarm zum Ball ging, um diesen zum Fuß zu drücken und anschließend zum 1:0 einzuschieben. Schiedsrichter Kampka aus Mainz zeigte jedoch zum Anstoßpunkt – 1:0. Es war der Beginn der KSV-Niederlage, die jedoch schon vorher hätte beginnen können. Skerdilaid Curri setzte jedoch den fälligen Elfmeter, Vujcic hatte Agyemang kurz vor dem Torschuss zu Boden geschubst, an die Latte (36.).
Störche engagiert, aber ohne Zählbares
Das Spiel hatte aus Holstein-Sicht begonnen, wie Holstein-Spiele in dieser Saison so beginnen: Die Störche spielten engagiert mit, versuchten zu Offensivaktionen zu kommen, scheiterten aber ebenso oft an eigener Unpräzision wie an Aues Abwehr. Da half es auch nicht, dass Sembolo den Ball ins Tor köpfte (6.), der Schubser des Stürmers zuvor gegen Aues Verteidiger Kos war offensichtlich gewesen. Das Spiel plätscherte unterhaltsam vor sich hin, doch es wirkte so, als ob Aue nur auf den ersten Kieler Fehler warten würde, um eiskalt zuzuschlagen. Bis zur Halbzeit blieben die Störche jedoch fehlerlos und so ging es mit 0:0 in die Kabine. Die KSV hatte im Gegenzug wiederkehrende Fehler im Aufbauspiel der Gastgeber ebenfalls nicht nutzen können.
In der zweiten Halbzeit dreht Aue auf
Nach der Halbzeit wendete sich das Blatt: Die Veilchen gaben nun den Ton vor, warteten nicht nur auf Fehler, sondern provozierten solche. Auch wenn das 1:0 ein irreguläres Tor war (48.). Das Gewühl im Holstein-Strafraum und die Tatsache, dass der Ball trotz mehrmaliger Gelegenheit, den Ball zu klären, dennoch bei Agyemang ankam, belegt einmal mehr die mangelnde Fähigkeit einiger Holstein-Akteure, nicht über volle Spieldauer auf drittliga-Niveau mithalten zu können. Es folgte der große Sturmlauf von Erzgebirge Aue und in der 52. Minute der sehenswerte Auftritt von Sven Müller, der gleich drei Holsteiner wie Slalomstangen umkurvte, den Ball in die Mitte zum freien Sebastian Glasner schob, und dieser zum 2:0 ins leere Tor einschieben konnte. Aue hatte sich freigespielt, erspielte sich Chancen im Minutentakt, Hochscheidt und Agymeang vergaben die aussichtsreichsten, als urplötzlich der Anschlusstreffer fiel: Flanke in den Strafraum, Sykora sprang der Ball vor die Füße, sodass der ehemalige Auer nach einer kurzen Drehung frei vor Keeper Männel zum 2:1 einschob (62.). 28 Minuten Zeit für Holstein zumindest einen Punkt aus dem Erzgebirge mitzunehmen, doch es fehlte abermals die nötige Durchschlagskraft Druck auf das gegnerische Tor auszuüben und parallel das eigene Gehäuse sauber zu halten. Just nachdem Tomas Kos einen Konter über Sykora und Cannizzaro unterbinden konnte, fiel das 3:1 (75.). Müller hatt sich erneut über rechts durchgesetzt und Peter Schyrba angeschossen, von dessen Körper der Ball zur Entscheidung ins Tor prallte. In den letzen Minuten versuchten die Störche weiter, das Spiel zu drehen. Es blieb jedoch beim 3:1.
Trainer Christian Wück trauerte nach dem Spiel auf der Pressekonferenz den nicht genutzten Chancen nach, kritisierte den noch jungen Schiedsrichter, war aber der Ansicht, dass: „Aue aufgrund der zweiten Halbzeit letztlich verdient gewonnen hat.“ Am Mittwoch kommt Eintracht Braunschweig ins Holstein-Stadion. Anstoß ist um 19 Uhr.
Erzgebirge Aue: Männel - Le Beau, Kos, Klingbeil, Birk - Müller, Hochscheidt, Hensel, Curri (ab 86. Klotz)– Agyemang (ab 69. Hiemer), Glasner (ab 65. Ramaj).
Holstein Kiel: Frech - Vujcic (ab 77. Gutzeit), Schyrba, Rohwer, Lamprecht (ab 63. Hummel) - Siedschlag, Müller, Sykora, Heider (ab 54. Wulff) - Cannizzaro, Sembolo.
Tore:1:0 Agyemang (48.), 2:0 Glasner (52.), 2:1 Sykora (62.), 3:1 Schyrba (75., Eigentor)
Foto: Sven Hornung