Holstein Kiel musste im Abstiegsduell gegen Werder Bremen II eine herbe Klatsche einstecken. Die Talente von der Weser schickten die Störche mit 6:1 (3:1) auch in der Höhe verdient nach Hause.
Gegen flinke, zweikampfstarke und spielfreudige Bremer blieben die Kieler erschreckend ideenlos und wurden für mangelhafte Defensivarbeit gnadenlos bestraft.
Holstein-Trainer Christian Wück nahm in der Startelf eine Änderung zum letzten Spiel in Ingolstadt vor: Florian Meyer rückte für Christian Jürgensen auf die linke Abwehrseite und Marco Stier kam zu seinem ersten Einsatz seit dem 31 Oktober 2009 – wie damals gegen FC Bayern München II gegen einen seiner Ex-Vereine. Holstein spielte mit nur einem Abräumer vor der Abwehr in persona von Tim Jerat.
Die KSV startete bemüht gegen die jungen Werder-Akteure, die von Anfang an frisch und dynamisch wirkten. Kamen in den ersten zehn Minuten die Zuspiele der Grün-Weißen noch nicht beim Mannschaftskameraden an, nahm Werder nach kurzer Eingewöhnungsphase an Fahrt auf. Ein Name sollte an diesem Abend noch öfter fallen: Onur Ayik. Der 19-Jährige belegte, warum er im Januar dieses Jahres einen Profivertrag unterschreiben durfte. In der 9. Minute hob er das Spielgerät nach kraftvollem Sprint noch über Holstein-Keeper Frech und das Tor hinweg, machte er es nur 80 Sekunden später besser. Nach Ballgewinn im Mittelfeld dribbelte er durch das selbige und zog aus 17 Metern stramm ins linke Toreck zum 1:0 ab (10.). Holstein ließ zwar fortan wie seit Anpfiff den Ball bis knapp hinter die Mittellinie durch die eigenen Reihen laufen, kam aber mit den eng stehenden Gastgebern nicht zurecht, die eiskalt ihre Chancen nutzten. Hoher Freistoß in den Störche-Strafraum, Ayik fällt der Ball vier Meter vor dem Tor auf den Fuß und hatte keine Mühen den Ball zum 2:0 einzuschieben (17.). Wieder nur sieben Minuten später nahm das Schicksal seinen Lauf. Der mit 26 Jahren älteste Bremer Akteur Addy-Wakku Menga erhielt spärlich gedeckt im Strafraum den Ball, entledigte sich mit einem Haken Christopher Lamprecht und Robert Müller und schob zum 3:0 ein (24.). An den Spielverhältnissen änderte sich weiterhin wenig. Holstein fand kein Mittel gegen spritzige Bremer den Ball zu behaupten. Hoffnung dann urplötzlich kurz vor der Pause: Nach geklärter Ecke zog Michael Holt aus 25 Metern Entfernung ab und jagte den Ball unhaltbar in den Winkel (40.). Mit einem 3:1 ging es an den Pausentee.
Holstein-Trainer Christian Wück, nach dem Pausenpfiff eiligst in der Kabine verschwunden, musste reagieren und brachte Kevin Schulz für Marco Stier. Florian Meyer rückte ins offensive Mittelfeld vor. Holstein startete entschlossen in die zweite Hälfte, doch kam wie im ersten Durchgang maximal an den gegnerischen 16er. Bremen fing die offensiven Aktionen zuvor ab oder klärte auf Kosten von Standards – der Strafraum blieb Sperrgebiet. Nach einer Stunde ließen Holsteins Offensivbemühungen kurze Zeit nach und schon war Bremen aufs Neue zur Stelle. Unnötiger Ballverlust Peter Schyrba, Antritt Ayik, eins gegen eins mit KSV-Torwart Michael Frech, Ayik legt den Ball vorbei, 4:1 (61.). Alex Nouri und Dimi Guscinas kamen für den in der Rückwärtsbewegung schwachen Schüßler und im defensiven Mittelfeld alleine gelassenen Jerat. Holstein versuchte weiter der drohenden Schmach zu entgehen, doch Werder-Keeper Mielitz brauchte nicht ernsthaft einzugreifen: Meyer zog aus 13 Metern über das Tor, einen Kopfball von Guscinas pflückte der Bremer sicher runter. Anders die Bremer: Diesmal eine Unkonzentriertheit von Robert Müller, Bremen nutze den Raum zu einer sehenswerten, schnellen Kombination, die Kevin Artmann vor dem leeren Tor zum 5:1 abschloss (73.). Die Partie war entschieden, aber noch nicht beendet. Der Bremer Anhang durfte sich noch über das 6:1 durch den U17-Europameister Lennart Thy freuen, der sich ebenso leichtfüßig nach seiner Einwechslung in die Partie eingefunden hatte (88.). Das halbe Dutzend war vol und die Partie beendet.
Holstein war erwartungsvoll und wohlmöglich zu siegesgewiss gen Bremen abgereist. Die Werder-U23 zeigte sich von Anfang an als giftiger, präsenter und schlicht überlegen. Die Störche präsentierten sich fahrig und in der Defensive ungeordnet, sodass sie mit der höchsten Niederlage in der eingleisigen 3. Liga im Gepäck die Heimfahrt antraten. Zu langsame Rückwärtsbewegungen von Schüßler und Stier bedeuteten viel Raum für technisch versierte und agile Bremer im Mittelfeld. Ungewohnte Patzer in der Abwehr kamen hinzu. Der Mittwoch-Schock muss schnell verdaut werden. Bereits am Samstag müssen die Störche in Jena zum nächsten Rivalen aus der unteren Tabellenhälfte. Höchste Zeit für mindestens einen Punkt, um den Anschluss nicht zu verlieren. In den Fahrstuhl aus dem Tabellenkeller stieg am Mittwoch-Abend Werder Bremen II, nicht Holstein Kiel.
Werder Bremen II: Mielitz - Schiller, Schmidt (ab 78. Ronneburg), Stallbaum, Perthel - Maek, Kempe, Artmann (ab 78. Thy), Feldhahn - Ayik (ab 85. Zengin), Menga.
Holstein Kiel: Frech - Lamprecht, R. Müller, Schyrba, Meyer - Schüßler (ab 64. Nouri), Jerat (ab 64. Guscinas), Holt, Stier (ab 46. Schulz) - Cannizzaro, Sykora
Tore: 1:0 Ayik (10.), 2:0 Ayik (16.), 3:0 Menga (23.), 3:1Holt (40.), 4:1 Ayik (61.), 5:1 Artmann (73.), 6:1Thy (87.).