Nach der überraschenden Suspendierung des großen „Hoffnungstrainers“ Falko Götz, präsentierte Holstein Kiel auf dem wöchentlich stattfindenden Pressegespräch den Nachfolger Torsten Fröhling. Ob der für den HSV und FC St.
Pauli aktive Bundesligaprofi nur eine Zwischenlösung ist, ließ Holstein-Präsident Roland Reime offen.
Die Ereignisse zwischen Trainer Götz und seiner Mannschaft hatten sich in den vergangenen Wochen wohl ohne Kenntnis des Holstein-Präsidiums und -Aufsichtsrat zugespitzt: Götz hatte nach den Niederlagen gegen Braunschweig und Dresden harte Kritik an seiner Mannschaft geübt und laut Meldung der Kieler Nachrichten gegenüber Marco Stier gar handgreiflich geworden. Verbunden mit den fussballerischen Misserfolgen votierten die Spieler, ob sie dem Präsidium und Verwaltungsrat über das unangemessene Verhalten von Falko Götz informieren sollen oder nicht. Von einem Rauswurf des Trainers war bis dahin keine Rede gewesen. Lediglich an der miserablen Stimmung innerhalb des Teams und Trainerstab sollte mit außenstehender Hilfe gearbeitet werden. Am gestrigen Abend wurde Falko Götz vom Dienst freigestellt.
„Eine überraschende Entwicklung.“
Zu den Vorwürfen und genauen Umständen Götz' Entlassung wollte sich Präsident Roland Reime heute nicht äußern. Götz bestritt am Donnerstag im Express die Vorwürfe, eine Tätlichkeit begangen zu haben. Fakt ist, dass sich die Kieler Störche momentan auf dem 18. Tabellenplatz der 3. Liga befinden und sich um einiges verbessern müssen, um am Ende der Saison den hart erkämpften Aufstieg nicht zu nichte zu machen. Dies soll nun U23 Trainer Torsten Fröhling als neuer Cheftrainer der KSV Holstein richten. Andreas Thom, der zusammen mit Falko Götz als neues Traumduo Anfang des Jahres nach Kiel kam, wird weiterhin in der Position des Assistenten bleiben. Ebenso wie Klaus Thomforde, der als Torwart Trainer im Trainerstab verbleibt.
„Gespräche mit Götz laufen noch“
Da die Gespräche mit Falko Götz noch nicht abgeschlossen sind, sagte Holstein Kiel Präsident Roland Reime, dass „genaue Informationen zur Freistellung momentan nicht gegeben werden können.“ Für ihn sei es eine überraschende Entscheidung, die aber nach der Entwicklung der letzten Tage aus Sicht der Verantwortlichen erforderlich war. „Die Entscheidung hat keinen Einfluß auf unsere grundsätzlichen Ziele. Wir werden den Gang aus der 3. in die 2. Liga weiterhin verfolgen.“ Bezüglich der Freistellung von Falko Götz sagte Reime weiter: „Wir haben Falko Götz sehr geschätzt und waren sehr froh, dass wir ihn damals für uns gewinnen konnten. Persönlich gesehen bedaure ich die Entwicklung sehr.“
„Ich möchte so schnell wie möglich mit der Mannschaft intensiv arbeiten.“
Aufgabe der Beteiligten sei es nun, den Blick nach vorne zu richten, insbesondere auf das Spiel am Samstag gegen Heidenheim. Ruhe müsse wieder reinkommen, damit kein Schaden am Verein oder an den Spieler entstehe. Bezogen auf den neuen Cheftrainer sagte das Präsidium: „Wir sind sehr froh, dass Herr Fröhling aus einer für ihn auch spontanen und überraschenden Situation sich bereit erklärt, den Cheftrainerposten zu übernehmen“. Fröhling sagte: „Ich bedanke mich beim Präsidium und Aufsichtsrat für das große Vertrauen. Ich möchte so schnell wie möglich mit der Mannschaft intensiv arbeiten, um erfolgreich den Klassenerhalt zu sichern und am Samstag die ersten wichtige Punkte auf diesen Weg zu erzielen.“ Ob Torsten Fröhling nur eine Übergangslösung ist, oder langfristig als Trainer aktiv sein wird steht noch nicht fest. „Das wird die Zeit mit sich bringen“, sind sich Reime und Fröhling einig. Auf die Frage hin, warum nicht Andreas Thom neuer Cheftrainer geworden ist, erklärte Reime: „Ich bin mir sicher, dass das nicht das Ziel von Thom ist. Er fühlt sich in der Rolle als Co-Trainer sehr wohl und daran möchten wir auch nichts ändern. Von daher stellte sich die Frage nicht, ob wir ihn als Nachfolger von Götz einsetzen werden. Wir schätzen ihn und seine sympathische Art jedoch sehr.“
Keine Kurzschlussverpflichtung
Trotz der Freistellung von Falko Götz wird es keine hektische Spontanentscheidung in Sachen Trainerverpflichtung geben. Wie sich die Gespräche mit Falko Götz weiter entwickeln werden, darauf kann man gespannt sen. Ebenso über die genauen Gründe, die unter Umständen unerläutert bleiben, denn nach Präsident Roland Reime wird es kein Comeback von und mit Götz geben. In Hinblick auf das Spiel gegen Heidenheim am kommenden Samstag ist zu berücksichtigen, dass nicht nur der Trainerwechsel, sondern auch andauerndes Verletzungspech bei den Störchen eine große Rolle spielen wird. Nachdem Torwart Michael Frech noch mit Rückenproblemen zu kämpfen hat und sich Ivan Belyaev bei einem Zusammenprall im Training den Arm gebrochen hat, wird somit Simon Henzler am Samstag sicher im Tor stehen. Auch auf Stammstürmer Fiete Sykora, der gerade operiert worden ist, muss noch verzichtet werden.
Am kommenden Samstag empfängt Holstein Kiel den 1.FC Heidenheim. Anstoß ist um 14 Uhr im Holstein Stadion.
Julia Borrmann