Glas halbvoll oder halbleer? Im ersten Heimspiel des spielte Holstein Kiel gegen die Kickers aus Offenbach Dienstag Abend bei Flutlicht und winterlichen Temperaturen 0:0. Auch wenn der ersehnte Dreier ausblieb, die Leistung des Teams von Christian Wück bestärkte die Hoffnung auf den Klassenerhalt an der Förde.
Viele emotional-motivierende Worte gab Trainer Christian Wück seiner Mannschaft nicht mit den Weg. „Jeder Spieler muss wissen, was die Stunde geschlagen hat“, mahnte der Trainer vor der Partie.
Ein Motivationsvideo über den Lebenskampf des ehemaligen Profiskirennläufers Hermann „Herminator“ Maier, dann ging es ins Spiel.
Erste Halbzeit
Um Punkt 19 Uhr eröffnete Schiedsrichter Thomsen aus Kleve die Partie gegen den Tabellenvierten Kickers Offenbach. Das erste Heimspiel nach 2.256 Stunden. Mit dem U23-Spieler Matthias Hummel rechts in der Viererkette und einem veränderten Startsystem mit Michael Holt als hängende zweite Spitze hinter Fiete Sykora konnte die erste Halbzeit beginnen. Die Kieler Störche zeigten gegen die auswärtsstärkste Mannschaft der Liga von Beginn an Kampfgeist und die nötige Aggressivität, die Coach Wück so lange gefordert hatte. Holstein stand kompakt, wirkte bissig in den Zweikämpfen und kam auch auf dem schwer zu bespielenden Geläuf besser zurecht als die Gäste. Offenbach hatte offenbar mehr Respekt vor den schlechten Platzverhältnissen als vor dem Gegner. Das sonst so flexible Kombinationsspiel über die Außen kam bei den Rot-Weißen überhaupt nicht zustande. Der Ball zirkulierte maximal durch die Viererkette, bis der Ball flach durch die Mitte oder hoch in den Angriff geschlagen wurde. Nach einem „Hallo-Wach-Kopfball“ von Kopilas knapp über das Holstein-Gehäuse, hatte Holstein ab der 25. Minute die beste Phase und gleich drei große Torchancen innerhalb kürzester Zeit. Flo Meyer legte das Leder nach einem 25-Meter-Sprint links an Kickers-Torhüter Wulnikowski aber auch dem Tor vorbei. Christopher Lamprecht jagte den Ball aus 22 Metern halbrechter Position mit seinem linken Fuß einen halben Meter rechts neben das Gehäuse und Fiete Sykora schirmte den Ball vier Meter vor dem Offenbacher Tor zwar geschickt ab, aber Michael Holt konnte den Ball nicht ins Ziel stochern. Es fehlte den Kieler an der nötigen Ruhe und Abgeklärtheit vor dem Tor. Doch nach diesen Aktionen war auch die Haupttribüne aufgewacht und gab die Unterstützung, die der Holstein-Anhang vom Anpfiff an leistete. Dem Tabellenvierten Offenbach gelang es nur mühselig gegen die starke Defensive der KSV anzukommen und so waren es die Kieler, die die erste Halbzeit leicht dominierten. Dennoch 0:0 zur Halbzeit.
Zweite Halbzeit
Mit der zweiten Halbzeit wechselten beide Mannschaften die Gänge. Kickers Offenbach schaltete hoch und die Spieler von Holstein Kiel zurück. Mit der verletzungsbedingten Auswechslung von Florian Meyer in der 54. Minute fehlte eine wichtige Anspielposition im offensiven Mittelfeld. In der ersten Hälfte hatte Meyer über links immer wieder für Druck gesorgt, Massimo Cannizzaro kam für ihn ins Spiel. Den Kielern ging der Rhythmus verloren. Holstein stand jetzt tiefer, sorgte aber bis zu 75. Minute nicht für offensive Entlastung. Offenbach versuchte sich dafür erstmals mit Kombinationsfußball, scheitere aber immer wieder an der engen Defensive. Hatten nicht Jerat oder Vujcic schon geklärt, waren Boy oder Müller zur Stelle. Außen hatten Hummel und Schulz wenig Mühe mit drucklosem Offenbacher Bemühen. Auch Michael Frech verlebte einen ruhigen Abend. Nach vehementem Fordern des KSV-Anhangs kam in der 69. Minute endlich Dimitrijus Guscinas. Und was dem ausgwechselten Fiete Sykora in 68 Minuten nicht gelungen war, holte Guscinas jetzt nach: Bei jeder Möglichkeit suchte er den Abschluss, doch trotz seiner Erfahrung stets zu überhastet. Die dickste Gelegenheit hatte er nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung. Der lauffreudige Massimo Cannizzaro hatte den Ball par excellance von der Grundlinie in den Rücken der Abwehr gelegt und Guscinas jagte den Ball aus zwölf Metern unbedrängt über das Gehäuse. In der letzten Offensivaktion war wieder Guscinas der Unglücksrabe. Im Strafraum hatte er sich mit einer Drehung prima seines Gegenspielers Texeira entledigt, doch anstatt dem einschussbereiten Holt den Ball zu überlassen, setzte „Dimi“ einen weiteren Haken an und die Kickers-Abwehr konnte in höchster Not klären. Nach 90 Minuten stand es 0:0 unentschieden.
Wichtiger Punkt mit Fingerzeig in die richtige Richtung
Für die KSV ein wichtiger Punkt im Abstiegskampf, der die Hoffnung bestärkt, weitere Punkte zu sammeln und aus dem derzeitigen Tief wieder aufzutauchen. Das erste Heimspiel war trotz 19-Milimeter-Stollen eine schwere und kraftraubende Aufgabe, die Holstein im Rahmen der eigenen Möglichkeiten bestand. Großes Manko blieb erneut die Chancenverwertung. Bereits am Samstag treten die Störche auswärts gegen den 1. FC Heidenheim an und am Mittwoch, dem 24.4. wird das Spiel gegen Dynamo Dresden nachgeholt. Holstein Kiel muss nun aus diesen beiden Partien weitere Punkte einfahren, um die leichte Leistungssteigerung zu untermauern und das halbvolle Glas weiter zu füllen.
Fakten:
Holstein Kiel: Frech – Hummel (87. Nouri), Müller, Boy, Schulz – Vujcic, Jerat – Lamprecht, Holt, Meyer (54. Cannizzaro) – Sykora (70. Guscinas)
Kickers Offenbach: Wulnikowski – Huber, Kopilas, Heitmeier (75. Goldschmitt), Teixera – Zinnow, Haas, Pfingsten-Reddig, Fröhlich (82. Moosmayer) – Mesic, Ulm (61. Hesse)
Schiedsrichter: Thomsen (Kleve)
Zuschauer: 3.333
Tore: Fehlanzeige
Stimmen nach dem Spiel:
Christian Wück (Trainer Holstein Kiel): „Nach den hohen Niederlagen gegen Werder Bremen II und Jena, können wir glücklich darüber sein, dass unser Kasten diesmal leer geblieben ist.“
Sven Boy: „Auf diese Nullnummer können wir aufbauen.“
Florian Meyer: „Wir hätten dieses Spiel gewinnen müssen. Wir hatten gute Tormöglichkeiten, die wir mal wieder nicht genutzt haben, auch ich muss treffen. Das ist schade. Bei mir hat es in der ersten Hälfte nach einem Sprint in der Wade gezwickt, was sich nach der Pause weiter verschlimmerte, deshalb bin ich vorsichtshalber raus.“
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Matthias Hummel: „Ich habe nicht angezeigt, das ich raus wollte, hätte also auch durchspielen können. Eventuell wollte der Trainer noch etwas versuchen. Ich bin zufrieden mit meiner Leistung und helfe gerne, wenn ich kann. Mein Arbeitgeber hat mich auf jeden Fall für die nächsten Wochen freigestellt.“
Dimitrijus Guscinas: „Ich bin gut in die Partie gekommen, hätte aber ein Tor machen müssen. Kurz vor Schluss habe ich Michi neben mir nicht gesehen und durch die Zuschauer auch nicht gehört, sonst hätte ich ihm den Ball gelassen.“
Wolfgang Wolf (Trainer Kickers Offenbach): „Die schlechten Platzverhältnisse, aber auch die stark auftretenden Kieler Spieler, haben es uns schwer gemacht hier heute zu gewinnen. Das 0:0 Unentschieden geht völlig in Ordnung.“