Weihnachten ist das Fest der Ruhe und Besinnlichkeit. Jedoch nicht für alle, denn gut jeder fünfte Arbeitnehmer (23 Prozent) muss in Deutschland an Weihnachten arbeiten. KIELerLEBEN.de hat Kieler aufgespürt, die am Christfest gearbeitet haben oder arbeiten werden.
Jan Rupkalwis – Diplom-Sozialpädagoge,
Verein zur Förderung sozialpädagogischer Initiativen, Haus Schwanensee Ellerbek
„Ich arbeite mehr oder weniger freiwillig an Heiligabend, da jeder einen Dienst an den Weihnachtstagen übernehmen muss.
Natürlich nimmt mir die Arbeit einen Teil der normalen familiären Weihnachtsstimmung – als Kind hatte Weihnachten einen sehr hohen Stellenwert für mich – aber die Atmosphäre hier im Wohnhaus ist auch schön. Wir versuchen, für die Bewohner des Hauses, allesamt Menschen mit psychiatrischen und Abhängigkeitserkrankungen, ein so normales Weihnachtsfest wie möglich zu arrangieren: besondere Weihnachtsessen, Bescherung, besinnliche Stimmung. Ich betreue unmittelbar vier Bewohner und möchte meine Arbeit, sie in ein stabiles Leben zurückzuführen, so gut wie möglich umsetzen – auch an Weihnachten.“
Sylvana Leopold – Krankenschwester,
1. Medizinische Klinik Uni-Klinik Kiel
„Weihnachten ist für mich besonders wichtig. Ich arbeite im Alltag sehr viel, und an diesen besinnlichen Tagen heißt es, die Ruhe zu genießen: mit meiner zwölfjährigen Tochter schön essen, Tannenbaum, Kirche – einfach gemütlich zusammen sein. Ich habe das Glück, auswählen zu können, ob ich an Silvester oder Weihnachten arbeiten möchte. Früher habe ich an Weihnachten gearbeitet: Patienten und Kollegen versuchten natürlich keinen Stress aufkommen und Ruhe einkehren zu lassen, aber heute würde ich zu sehr meine Tochter vermissen und an sie denken – und daher ist mir Weihnachten aufgrund meiner Familie bedeutend wichtiger.“
Jasmina Sun – selbstständiges Fotomodel und Tänzerin,
www.hamburg-strip.com
„Vor Jahren bedeutete Weihnachten für mich das Fest der Geschenke, Geschenke und nochmals Geschenke. Doch mittlerweile habe ich das besinnliche Fest der ,Liebe‘ kennengelernt und genieße es, mit der Familie und meinen Freunden zu feiern. An Heiligabend und Weihnachten bin ich so gut wie immer beruflich unterwegs, seitdem ich als Künstlerin selbstständig bin. Gerade in diesem Monat ist Hochsaison für Jobangebote, und viele wollen für ihre private Feier oder ein Firmenevent noch eine Stripperin organisieren. Zum Glück geht es meist spätabends los, sodass ich den Tag und frühen Abend mit meiner Familie zusammen sein kann. Aber danach fehlt schon der gemütliche und ausklingende Abend mit der Familie oder Freunden – schön kuschelig auf der Couch sitzen. Dann geht es in eine Diskothek arbeiten, wo es ziemlich unpersönlich zugeht, aber das stört mich mittlerweile nicht mehr, man gewöhnt sich an alles – auch an das Anstoßen mit Fremden.“
Günter Wolframm, Busfahrer,
Kieler Verkehrsgesellschaft
„In den letzten Jahren habe ich immer Glück gehabt, aber in diesem Jahr stehe ich an Heiligabend auf dem Dienstplan – also fahre ich, obwohl ich durchaus einen Tauschversuch starten könnte. Natürlich werde ich in geeigneten Momenten – ich muss mich ja auch auf den Verkehr und die Fahrgäste konzentrieren – im Bus an zu Hause denken. Normalerweise würde ich mit meiner Familie, also meinen Brüdern, meiner Frau und meinem Sohn, zu Hause gemütlich zusammen sein, singen und bescheren. Wir haben ein sehr gutes familiäres Verhältnis, daher ist und war das Weihnachtsfest immer etwas ganz Besonderes. Aber auch hier auf der Arbeit ist es ein besonderer Tag: Die Mitarbeiter erhalten ein Frühstücksbüfett und alle versuchen, in weihnachtlicher Atmosphäre miteinander umzugehen. Und ich hoffe, dass ich nur bis 20 Uhr fahren muss, dann wird direkt danach mit der Familie gefeiert.“
Bertold Luck, Taxifahrer,
Taxi Kiel
„Ich werde sowohl an Heiligabend als auch den Weihnachtstagen arbeiten, da sich das Fahren an den Feiertagen durchaus lohnen kann. Zum einen sind die Fahrgäste alle gut gelaunt, und es macht riesig Spaß zu fahren, zum anderen sind die Fahrgäste an Weihnachten doch spendabler als an anderen Tagen, das bringt die weihnachtliche Stimmung einfach mit sich. Nichtsdestotrotz hat Weihnachten für mich eine besondere Bedeutung. Ich bin zwar unverheiratet, aber einen Tag halte ich mir immer für Familie und Freunde frei, teilweise hole ich auch am Abend nach der Schicht ein bisschen ,Weihnachten‘ nach. Andererseits genieße ich auch die Flexibilität, an solch angenehmen Tagen unterwegs sein zu können.“