In der Informationsflut zum Thema Schweinegrippe (A/H1N1) den Überblick zu behalten, fällt schwer. So hört man immer wieder Begriffe wie „unberechenbare Gefahr“ oder „wahrscheinlich aggressiver werdenden Virus“. KIELerLEBEN.de klärt auf.
Die Grippe – Bedrohung, Schweregrad, Heilung
Momentan sollte das Motto für Ärzte lauten „Lokal handeln, global stoppen“.
Fachzeitschriften wie „Der Hausarzt“ empfehlen ebenso wie das Robert-Koch-Institut oder die Sozial- und Gesundheitsministerien der Länder, alles Mögliche zu tun, um den (vorherrschenden) Grippewellen Einhalt zu gebieten. Dies gilt sowohl für die saisonalen wie auch für die „Neue Grippe“, besser bekannt als die Schweinegrippe.
Die Empfehlungen
Die ärztlichen Vereinigungen, zuständigen Ministerien und Pharmakonzerne raten der Bevölkerung zum einen zur Vorbeugung mittels Impfung. Der entwickelte Stoff heißt Pandemrix. Er setzt sich zusammen aus einem inaktivierten Spaltimpfstoff (enthält abgetötete Virusanteile; „Antigen“), der mit einem Wirkungsverstärker versetzt wird. Hierdurch soll das Immunsystem zur Antigenproduktion angeregt werden. Zum anderen empfehlen sie die Behandlung der A/H1N1-Influenza durch „Tamiflu“, das auch präventiv einnehmbar ist, sobald Menschen in Berührung mit Betroffenen kommen, und den Infektionszyklus durchbricht. Das Virus soll an seiner Vermehrung gehindert werden, indem seine DNA zerstört wird. An oberster Stelle steht die Bemühung, die Virenausbreitung einzudämmen. Bedenken sollte man aber auch, dass eine überstandene Influenza meist die körpereigenen Abwehrreaktionen stärkt.
Der Werdegang
Rückblick: Kurze Zeit nach dem Ausbruch im April 2009 in Mexiko wurde A/H1N1 im Juni von der WHO zur Pandemie erklärt. Zum besseren Verständnis: Influenzaviren lassen sich in Typ A, B und C einteilen, von denen die ersten beiden den Menschen besonders betreffen. Die A-Variante findet sich häufig in Vögeln und Wildtieren. Durch Antigenshift verändert das Virus seine Struktur und wird so auf den Menschen übertragbar. Bei der „Neuen Grippe“ geschieht die Ansteckung auf die übliche Weise, nämlich durch die Tröpfchen- und Schmierinfektion, also durch Erreger in der Luft. So konnte sich die Krankheit schnell weltweit ausbreiten.
Zunächst verlief A/H1N1 bei den Patienten harmloser als die üblichen Grippewellen im Herbst, sodass auch in Deutschland eine gelockerte Quarantäne galt. Es blieb den Bundesländern überlassen, wie sie mit dem Virus umgehen wollten. So zeigen sich Unterschiede in Schleswig-Holstein, wo jedem Bürger der Impfstoff zur Verfügung steht, und Hamburg, wo Lieferengpässe das medizinische Personal an oberste Stelle treten ließen. Nach „Anfangsschwierigkeiten“ hätte das nördlichste Bundesland die Impfaktion „sehr gut“ angenommen, wertete Oliver Breuer, Sprecher des schleswig-holsteinischen Sozialministeriums. Demzufolge können sich in Schleswig-Holstein bereits alle Menschen impfen lassen, wobei Risikogruppen der Vortritt gelassen werden sollte. Es würde jedoch „niemand abgewiesen“. So berichtete die „Welt-online“ bereits Ende Oktober. Nicht in allen Ländern war dies der Fall. Zudem sind auch in Kiel längst nicht alle Ärzte Befürworter der Impfung.
Wer profitiert von der Schweingrippe?
Bemerkenswert ist, dass der Absatz von „Tamiflu“ vor den medialen Schlachten um A/H1N1 so stark gesunken war, dass er beinahe eingestellt werden musste. Wegen neuer Erreger wie SARS, Vogel- oder auch Schweinegrippe, deckten sich viele Staaten mit „Pandemrix“ und „Tamiflu“ ein, sodass die Pharmaunternehmen Gewinn verzeichnen konnten. Mittlerweile wurden auch in Deutschland einem Drittel der Bevölkerung diese Medikamente zur Verfügung gestellt. 50 Millionen Impfstoffe warten auf Abnehmer.
Einige Mediziner sind der Meinung, nicht die Grippe selbst, sondern das mediale Schüren der Angst sei der größte Feind. Auch Untersuchungen von Pharmakologen in Deutschland und den USA konnten die viel gepriesene Wirksamkeit des Medikaments „Tamiflu“ nicht belegen. Wolfgang Becker-Brüser, Arzt und Herausgeber des pharmakritischen „Arznei-Telegramms“, spricht von fehlender Gewichtung: Um „Tamiflu“ als Erfolg im Kampf gegen Krankheit werten zu können, müsse die lebensrettende Waagschale überwiegen. Doch auch an den Nebenwirkungen und schweren Folgeerkrankungen des Medikaments sind bereits Menschen gestorben.
Transparency International (nichtstaatliche Organisation, die sich in der volks- und betriebswirtschaftlichen Korruptionsbekämpfung engagiert, Anm. d. Red.) kritisiert, dass Zulassungsgremien und Politik nicht mehr unvoreingenommen seien. Potentielle Interessenskonflikte durch die finanzielle Abhängigkeit zu Herstellerunternehmen begünstigten eine pharmakonzerngeleitete Entscheidung, so die Aussage der Sprecherin Dr. Angela Spelsberg in der Sendung „PlusMinus“. Die Notaufnahmen seien noch leer, doch die Pharmaindustrie habe ihr Geschäft mit circa einer Milliarde Mehrumsatz für Unternehmen wie Glaxosmith gemacht.
Zudem sterben jährlich Tausende an der normalen Grippe in Deutschland.
Die Nebenwirkungen
Aus ethischen Gründen konnten weder präventiver noch akuter Behandlungsstoff an Schwangeren und über einen so langen Zeitraum getestet werden, dass der heilsame Effekt garantiert werden kann. In Schweden kam es zu Todesfällen, die sich mit den Nebenwirkungen in Verbindung bringen lassen. Die TAZ berichtet: „Bei den nun untersuchten Todesfällen handelt es sich um zwei Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 50 und 90 Jahren, die im Zeitraum von zwölf Stunden bis vier Tagen nach der Pandemrix-Impfung verstorben sind. Bei ihnen kann ein Zusammenhang mit der Impfung nicht ausgeschlossen werden, meint das 'Läkemedelsverket' (schwedische Arzneimittelagentur, Anm. d. Red.), betont aber gleichzeitig, dass alle zu "Risikogruppen" - Herz-, Kreislauf- und Muskelerkrankungen – gehörten.“
Fazit
In Deutschland gelten heutzutage hohe Hygienestandards, die gefährliche Keime eindämmen, doch vielleicht auch unsere Immunantworten schwächen. Welche Krankheiten sind so akut, dass sie eine Therapie unbedingt erforderlich machen? Schwächend sind in jedem Fall Stress und Panik, wie weitläufige Studien immer wieder bewiesen haben. Weitergehend sollten wir uns fragen, wieviel wir unserem Abwehrsystem zutrauen. Krankheitsanfällige und chronisch Kranke wie Diabetiker, aber auch Schwangere und Kinder werden als Risikogruppen genannt. Jeder kann von einem grippalen Infekt betroffen werden. In Ruhe abzuwägen sowie Vitamine und Mineralstoffe zu sich zu nehmen, dienen als gute Vorbereitungen für Angriffe auf unseren Körper. Ob eine Impfung bei den vielen und variablen viralen Stämmen wirklich den erhofften Schutz bringen kann, wird sich nicht mit Sicherheit beantworten lassen. Vor allem auch, da die Impfstoffe meist vor dem Aufkommen der tatsächlichen Grippewellen entwickelt werden.
Es gibt meist mindestens zwei Seiten einer Medaille. Wichtig ist, immer auch bestimmte Interessengruppen hinter den Informationen zu berücksichtigen, dann abzuwägen und sich, möglichst den individuellen Bedürfnissen angepasst, zu entscheiden.
Kristina Knutzen
Informationen zum Thema "Schweinegrippe" finden Sie unter http://www.schweinegrippe-beratung.de/, beim Amt für Gesundheit der Stadt Kiel , und auf der Seite des Robert-Koch-Instituts. Kieler Ärzte, die gegen die Schweinegrippe impfen und alle weiteren wichtigen Informationen finden Sie auf der Info-Seite der Stadt Kiel.