Nach der größten DNA-Reihenuntersuchung in Schleswig-Holstein im Juni 2012 und nach monatelangen Ermittlungen der Mordkommission der Bezirkskriminalinspektion Kiel in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Kiel nahm die Polizei am Dienstag zwei Beschuldigte fest. Gutachter des Landeskriminalamtes Schleswig-Holstein stellten zuvor in Zusammenarbeit mit der Rechtsmedizin Kiel eine Übereinstimmung zwischen der DNA einer Speichelprobe und der gesicherten DNA-Spur vom Tatort in Schilksee fest.
Ein 31-jähriger und sein 23-jähriger Bruder stehen im dringenden Tatverdacht, am 23. Februar 2011 maskiert und unter Vorhalt einer Schusswaffe ein älteres Ehepaar in Schilksee überfallen zu haben. Die 82-jährige Wohnungsinhaberin brach während der Tat zusammen und verstarb. Die Festgenommenen räumen die Tat ein, darüber hinaus gestand der 23-jährige, gemeinsam mit seinem Bruder vier weitere Raubtaten im Herbst 2010 begangen zu haben. Der 31-jährige befindet sich seit Dienstagabend in Untersuchungshaft, sein Bruder wird am Mittwochnachmittag der Haftrichterin am Amtsgericht Kiel vorgeführt.
Die Ermittlungsgruppe "Schilksee" der Mordkommission der Bezirkskriminalinspektion Kiel und die Staatsanwaltschaft Kiel gingen nach umfangreichen Ermittlungen und der Erstellung eines Täterprofils davon aus, dass zumindest ein Täter Bezüge zum Tatort oder seinen Wohnort im Norden Kiels hatte oder hat. Daher erließ das Amtsgericht Kiel auf Antrag der Staatsanwaltschaft einen Beschluss zur Durchführung einer DNA-Reihenuntersuchung. Über 3.000 Männer aus den nördlichen Stadtteilen Kiels im Alter zwischen 16 und 35 Jahren waren im Juni 2012 aufgerufen, freiwillig eine DNA-Speichelprobe abzugeben.
Diese außergewöhnliche und kräfteintensive Maßnahme führte nun zum Erfolg, da der 31-jährige seine Probe im Rahmen des Aufrufes abgegeben hatte: Die zuständige Richterin am Amtsgericht Kiel erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel Haftbefehl wegen des dringenden Tatverdachts des Raubes mit Todesfolge gegen den Mann. Spezialeinsatzkräfte nahmen ihn am Dienstagnachmittag in Kiel und einen weiteren Verdächtigen, seinen 23-jährigen Bruder, an seiner Arbeitsstelle in Sachsen fest.
Der zuständige Haftrichter ordnete noch am Dienstag die Untersuchungshaft gegen den 31-jährigen an. Der Bruder wird auf Antrag der Staatsanwaltschaft Kiel am Mittwochnachmittag der Haftrichterin am Amtsgericht Kiel vorgeführt. Im Rahmen der Vernehmungen durch die Beamten der Ermittlungsgruppe "Schilksee" räumte der 23-jährige weitere Taten ein. Demnach hätten die Brüder im Stadtteil Schilksee von August bis Oktober 2010 vier gleich gelagerte Überfälle auf ältere Menschen begangen. Die maskierten Männer sollen sich unter Vorwänden Zutritt zu den Wohnungen verschafft haben, hätten diese überwältigt und Bargeld und Wertsachen geraubt. Das Motiv dürfte nach jetzigem Ermittlungsstand Geldnot gewesen sein.
Die Taten sorgten insbesondere bei den älteren Menschen die im Norden Kiels wohnen für sehr viel Unruhe und Verängstigung. Der Leitende Kriminaldirektor Thomas Bauchrowitz, Leiter der Polizeidirektion Kiel, sagt dazu: "Daher erhöhte die Polizeidirektion Kiel über Wochen massiv die Präsenz im Norden Kiels und führte zahlreiche von Personenkontrollen durch, zu einer weiteren Tat ist es nicht mehr gekommen. Darüber hinaus richtete die Kriminalpolizei im August 2011 die Ermittlungsgruppe "Schilksee" der Mordkommission mit bis zu zehn Beamten ein. Die Polizei hat einen langen Atem bewiesen und alle taktischen und rechtlichen Möglichkeiten in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Kiel zur Aufklärung der Taten ausgeschöpft, das führte letztendlich zu diesem Ermittlungserfolg."