Jedes fünfte hierzulande neu zugelassene SUV ist ein Tiguan. Dennoch hat VW seinen Kompakt-Geländewagen überarbeitet. KIELerLEBEN-Redakteur Olaf Ernst hat die verfeinerte Kreuzung aus Tiger und Leguan vom Autohaus Kath getestet.
Mehr als 700.000 Tiguane wurden weltweit seit dessen Markteinführung 2007 verkauft. Die Produktion des „alten“ Modells ist seit Februar dieses Jahres ausverkauft. Und das, obwohl die Produktionskapazitäten in Wolfsburg zweimal angehoben wurden. Die Zulieferer kamen mit der Lieferung von zur Produktion benötigten Teilen nicht mehr nach. Für die neue Version konnte sich VW bereits vor Marktstart am 24. Juni über 20.000 Vorbestellungen freuen. Eine weitere Erfolgsgeschichte aus dem Hause Volkswagen. Aber was hat die Kreuzung aus Tiger und Leguan so Besonderes an sich?
Ich steige in meinen Test-Tiguan vom Autohaus Kath in Friedrichsort ein. Sehr praktisch, kompakt und doch geräumig genug für alle möglichen Alltagstransporte. Das Platzangebot ist für ein 4,43 Meter langes Auto sehr gut. Das Interieur grenzt – wie von VW gewohnt – an Perfektion. Weder an der Materialqualität noch an der Bedienung gibt es irgendwas auszusetzen. Es ist immer wieder erstaunlich: Man setzt sich in einen VW und fühlt sich wie zu Hause. Alles ist da, wo es hingehört, nichts verwirrt, nichts muss gesucht werden. Sofort kann der Spaß beginnen.
Ab auf die Straßen Kiels, jetzt wird der Tiger aus dem Tank gelassen. Der Tiguan fährt sich, wie man es von einem modernen Kompakt-Geländewagen erwarten darf: leise, sicher und souverän. Nur an Dynamik fehlt es etwas. Den Höhepunkt an Geschmeidigkeit erziele ich, indem ich auf der Autobahn Richtung Hamburg den Tempomat auf 130 km/h einstelle und bei entspannter Mucke über den Asphalt gleite. So lässt es sich reisen! Aber: Augenblick mal, sitze ich nicht in einem Geländewagen? Also, ab in die freie Wildbahn!
Noch ist das Gras auf der großen Weide kniehoch, gleich wird der Test-Tiguan eine Schneise hindurchziehen. Die großzügige Bodenfreiheit und der ausreichende Böschungswinkel lassen mich problemlos durch die Steppe Mittelholsteins jagen. Dank Allradantrieb 4Motion bringt der Tiguan seine Motorleistung auch bei unebenem Boden über alle vier Räder auf den Untergrund. Das Fahrgestell leistet jedem Schlag guten Widerstand. Wildnis-Test bestanden, obwohl 90 Prozent der Tiguan-Fahrer mit ihrem kompakten Gelände-Tiger wohl nie über Stock und Stein rocken werden.
Fazit: Das Besondere am neuen VW Tiguan ist, dass je nach Betrachtungsweise alles oder nichts besonders ist. Der Tiguan ist wie nahezu alle Modelle von VW: grundsolide, sehr gut gemacht und gleichzeitig völlig unauffällig. Während die Konkurrenz mit fast schon schillernden Designs davonfahren wollte, überholte VW seelenruhig mit innerer Perfektion und äußerer Pragmatik und setzte sich mit dem Tiguan sofort an die Spitze der Verkaufszahlen. Dort will er nach den leichten Verfeinerungen des neuen Modells mindestens bis 2015 auch bleiben – dann wird VW den Tiguan in dritter Generation komplett neu auflegen.
Der neue VW Tiguan
Motoren: vier TSI-Benziner (122–210 PS), drei TDI (110–170 PS)
Maße: 4,77 m Länge, 2,04 m Breite und 1,70 m Höhe
V-max: 188 km/h – 215 km/h
(je nach Motorisierung)
Verbrauch: 5,3 l/100 km bis 8,6 l/100 km
Preis: ab 24.175 Euro
Aha-Effekt
Der Fantasiename Tiguan ist zusammengesetzt aus den Worten Tiger und Leguan. Eigentlich wollte VW das SUV erst Marrakesh nennen, was aber verworfen wurde. Den schlussendlichen Namen wählten die Leser der Auto-Bild: Sie hatten die Wahl zwischen Nanuk, Namib, Rockton, Samun und Tiguan.