Herbstmeister der Regionalliga Nord, Gewinner des LOTTO-Hallenmasters und Überraschungssiege im DFB-Pokal – wird der Deutsche Meister Borussia Dortmund den „Pokalschreck“ KSV Holstein am morgigen Dienstag-Abend stoppen?
Wird in Kiel ein Sport-Event live im Fernsehen übertragen, wirft sich üblicherweise der THW in der Sparkassen-Arena zu einem weiteren Sieg in der Handball-Champions-League. Am morgigen 7. Februar werden die Übertragungswagen aber nicht in Kiels Zentrum parken, sondern vom Vorplatz des Holstein-Stadions Bilder ins ganze Land senden. An diesem Mittwoch empfängt Holstein im DFB-Pokalviertelfinale den amtierenden Deutschen Meister Borussia Dortmund. Anstoß zur besten Sendezeit um 20.30 Uhr, die ARD überträgt erstmals in der traditionsreichen Kieler Fußballgeschichte live.
Ärger um Vorverkauf scheint verflogen
Sowohl die Mannschaft von Trainer Thorsten Gutzeit als auch die Stadt fiebert dem Pokalknaller entgegen. Auch wenn nur wenige eines der 2.500 Tickets erhalten hatten, die binnen 13 Minuten ausverkauft waren. Der Ärger um den Kartenvorverkauf scheint verflogen. Morgen steht Kiel hinter seiner KSV Holstein. Wer nicht ins Stadion geht, schaut gemeinsam zu Hause oder trifft sich in einer der Bars, die live übertragen (siehe unten). Zuvor wird aus einigen Fenstern blau-weiß-rotes Textil schimmern. Per Facebook wurde von Holstein-Fans zu der Aktion „Kiel zeigt für Holstein Flagge“ aufgerufen, die an Aktionen während einer Fußball-EM erinnern lässt.
Zur Vorbereitung nach Dänemark
Die Störche verbrachten das Wochenende vor dem Pokalknaller im dänischen Lügumkloster. Der dortige Kunstrasen war im Gegensatz zu den vereisten Plätzen in Kiel optimal bespielbar. Doch auch hier riss der Medienrummel der letzten Tage nicht ab. Fernsehsender, Fotografen und Printjournalisten blieben auf den Fersen der Kieler, so wie sich die Fans die Manndeckung ihrer Störche im morgigen Top-Spiel wünschen. Dennoch war die Vorbereitung optimal, äußerte Trainer Thorsten Gutzeit zufrieden. „Alle Spieler haben die Einheiten unter voller Belastung absolviert und wir können am Dienstag aus dem Vollen schöpfen.“ Die Stimmung im Team ist gut und genau wie Offensivkraft Fiete Sykora glauben alle Spieler an ihre „minimale“ Chance gegen die aktuell wohl beste Mannschaft Deutschlands, die sie „nutzen wollen“.
Kieler Pokalmärchen
Das Kieler Pokalmärchen begann bereits im Juni des vergangenen Jahres. Im Finale des schleswig-holsteinischen Pokals bezwangen die Störche den VfB Lübeck und holten nicht nur den Landescup an die Förde, sondern qualifizierten sich obendrein für den deutschlandweiten DFB-Pokal. In der ersten Runde traf der Kieler Viertligist auf Energie Cottbus aus der 2. Bundesliga. Dem Klassenunterschied nach eine klare Sache für die Lausitzer. Doch Holstein Kiel schoss die Cottbuser mit 3:0 aus dem Wettbewerb. „Ich bin richtig stolz. Wir sind heute über uns hinausgewachsen“, sagte Thorsten Gutzeit nach dem Überraschungserfolg.
Störche schießen Zebras aus Pokal
Dass das Wort „heute“ ersatzlos hätte gestrichen werden können, ahnte der Holstein-Trainer da noch nicht. Denn in der 2. Runde stellten die Störche einem weiteren Zweitligisten ein Bein – mit 2:0 ging der MSV Duisburg an der Förde baden.
Bis dahin ernteten die Kieler Kicker anerkennendes Nicken aus der deutschen Fußballwelt. Aber im Achtelfinale kurz vor Weihnachten würde das Pokalmärchen gegen den FSV Mainz 05 aus der 1. Bundesliga sein Ende finden.
Kein „Pokarneval“ für Mainz
Denkste! Die Störche zeigten, dass sie auch gegen den Verein aus der Fastnachtshochburg keinen Spaß verstehen. Die Kieler bereiteten den Mainzern einen vorgezogenen Aschermittwoch – nach dem 2:0-Sieg war für den Karnevalsverein alles vorbei. Die KSV Holstein feierte dagegen ausgelassen das Weihnachtsfest. Im DFB-Pokal unter den letzten acht Teams und in der Regionalliga mitten im Aufstiegsrennen – solch dicke Geschenke lagen lange nicht mehr unter dem Holstein-Weihnachtsbaum.
Schub für die Rückrunde
Zum Auftakt in eine ereignisreiche Rückrunde wird morgen, am 7. Februar, das vierte Kapitel des Holstein-Pokalmärchens geschrieben. Im Viertelfinale treffen die Kieler Marc Heider, Fiete Sykora und Co. auf Stars wie Robert Lewandowski, Mats Hummels und Kevin Großkreutz. Aus Sicht der Dortmunder geht es nach Champions-League-Auftritten in Piräus, London und Marseille nach Kiel. „Wir kennen Holstein und wissen, dass es sich keinesfalls um einen Regionalligisten, sondern eher um einen Dritt- oder gar Zweitligisten handelt“, sagte Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zum ungewöhnlichen Gegner des Viertelfinales.
Erst der zweite Viertligist im Viertelfinale
In der Geschichte des DFB-Pokals sind die Kieler erst der zweite Viertligist, der sich so weit im Wettbewerb nach vorne spielen konnte. Sollte das Pokalmärchen weitergehen, würden die Kieler endgültig Geschichte schreiben: als erste Mannschaft der vierten Liga im Halbfinale des DFB-Pokals.
Holstein Kiel im DFB-Pokal 2011/12:
1. Runde
30.07.2011 gegen Energie Cottbus 3:0
Tore: 1:0 Sykora (14.), 2:0 Kazior (32.), 3:0 Herrmann (59.)
Zuschauer: 7.219
2. Runde
26.10.2011 gegen MSV Duisburg 2:0
Tore: 1:0 Kazior (54.), 2:0 Sykora (58.)
Zuschauer: 8.981
Achtelfinale
21.12.2011 gegen FSV Mainz 05 2:0
Tore: 1:0 Ujah (5., Eigentor), 2:0 Müller (64.)
Zuschauer: 10.649 (ausverkauft)
Viertelfinale
07.02.2012 gegen Borussia Dortmund
Anstoß 20.30 Uhr / live in der ARD
Live-Übertragung in Kieler Bars ab 20.15 Uhr:
• Bar.Kiel, Holtenauer Str. 59
• CAP, Kaistr. 54-56
• Champ's, Schloßstr. 16-18
• enVito, Ahlmannstr. 24
• Hillstreet, Bergstr. 17
• Holsteiner, Westring 501
• McLang`s Irish Pub, Lange Reihe 17
• Pogue Mahone - Irish Pub, Bergstr. 15
• Strongbow's Pub, Schauenburgerstr. 39
• Studio Filmtheater am Dreiecksplatz