In ihrer monatlichen Kolumne äußert sich Hanne Pries – Sängerin der Kultband Tiffany und Grundschullehrerin – zu aktuellen Themen. Mal witzig, mal nachdenklich, aber immer mit ihrer persönlichen Note.
Haben Sie noch irgendeine Beziehung zu Plattdeutsch? Großeltern, die es sprechen oder sprachen? Lieder? Heidi Kabel? Ina Müller? Nordisch by nature?
Wir haben gerade eine Woche op platt in de School hinter uns. Und die Liebe zu dieser wirklich liebenswerten Herzenssprache hat die Kids erfasst. Aber wie!
Die Lütten begrüßen sich jetzt mit „Wo geiht di dat?“ und haben ihre Lieblingswörter gefunden. Am beliebtesten sind natürlich Schimpfwörter.
Sie pflaumen sich jetzt an mit „Du Dösbaddel, schiet di wat!“ und rufen sich ein herzliches „Klei mi ann Mors“ hinterher.
Das ist doch mal Schimpfkultur, die sehr süß ist. Bangbüx, Kloogschieter, Tüdelbüdel, Wippsteert. „Dat löppt sich allens wedder trech!“ und „Wat mutt, dat mutt“. Die Kids mögen das. Mein Lieblingswort ist Klötenköm (Eierlikör).
Diese 7-Jährigen grölen die Lieder von Herrn Pastor sin Kauh und dem Jungen mit dem Tüdelband: „Un he rasselt mit’m Dassel op’n Kanststeen…“ – das ist alles andere als tote Sprache. „Dat du min Leevsten büst“ wird zur Hymne. Sie singen es ganz heilig. Da geht das Herz auf.
So richtig platt snacken kann ik nich, avers verstahn kann ik dat. Deshalb besuchen eine entzückende Großmutter und eine kernige Mama die Klasse. Die beiden können so richtig Platt.
Alle hängen an deren Lippen und es kehrt irgendwie eine gemütliche Plattruhe in die Hockey-Schach-Klavier- und Kinderuni-gewohnte Truppe ein.
Platt entschleunigt. Das tut gut. Meine Oma sagte immer: „Altmodisch ist gemütlich.“
Und Frühjahr heißt übrigens „Frohjahr“. Passt, oder? In diesem Sinne: Maak dat good!