Am 11. September stieg der 24. Kiel.Lauf. Mit dabei eine Gruppe Brustkrebspatientinnen der Kieler Uni-Klinik, die auf der 6,4-Kilometerdistanz Schritte zurück in ein gesundes Leben walken.
Im Februar 2009 konnte sich Martina Petersen nicht im Traum vorstellen, 6,4 Kilometer zu walken. Im August 2008 hatte die heute 46-Jährige die Diagnose erhalten: Brustkrebs. Zwei Operationen, Bestrahlungs- und Chemotherapie folgten. „Ich war so platt von den Behandlungen, ich lag nur auf der Couch und konnte nicht mal zehn Schritte am Stück machen“, sagt die Kielerin. Dann lernte sie Dr. Thorsten Schmidt kennen, der sie zu einer ganzheitlichen Bewegungstherapie motivieren wollte. „,Keine Chance!‘, hatte ich anfänglich noch gesagt, bin dann später aber doch mal hingegangen“, blickt Martina Petersen zurück. Kräftigungstraining zum Beispiel im Schulter-Arm-Bereich, Ausdauerübungen zur Verbesserung der Kondition und allmählich ein Zugewinn an Selbstvertrauen – der Weg zurück ins Leben begann.
Bis vor wenigen Jahren rieten Ärzte von körperlichen Ertüchtigungen während der Chemotherapie ab, sie befürchteten, Sport würde den Patienten nur schaden. „In unserem Forschungsprojekt des Instituts für Sportwissenschaften der CAU in Zusammenarbeit mit der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am UK-SH motivieren wir Brustkrebspatientinnen bereits während ihrer Chemotherapie, bei unserer ganzheitlichen Bewegungstherapie einzusteigen“, sagt Dr. Thorsten Schmidt. Der 32-jährige Sportwissenschaftler hatte bereits in seiner Doktorarbeit die Wirkung der Bewegungstherapie bei brustkrebserkrankten Frauen untersucht, die nach der Chemotherapie mit den Sportübungen begannen. „Ich konnte deutliche Verbesserungen im physischen, psychischen und psychosozialen Bereich feststellen, sodass die logische Konsequenz war, das Projekt auf Frauen auszuweiten, die sich noch in der Chemobehandlung befinden“, erklärt Dr. Schmidt. Nach erfolgreichem Abschluss der Doktorarbeit ermöglichten Prof. Dr. Walter Jonat von der Universitätsfrauenklinik, Prof. Dr. Bernd Kremer vom Krebszentrum Nord und Prof. Dr. Burkhard Weisser vom Institut für Sportwissenschaft der CAU die Fortsetzung des Projekts. Mittlerweile steht für Dr. Thorsten Schmidt fest: Kaum etwas tut Tumorpatienten so gut wie Aktivität und Bewegung.
Bereits im letzten Jahr startete zum ersten Mal eine Gruppe Brustkrebspatientinnen beim Kiel.Lauf, die wie in diesem Jahr von der Stiftung Leben mit Krebs finanziert wird. Darunter Martina Petersen. „Nach 58 Minuten kam ich als Vorletzte ins Ziel, nur Dr. Thorsten Schmidt, der mich begleitete, war noch hinter mir“, erzählt Martina Petersen. „Das war ein unglaublich tolles Gefühl!“ Noch immer trifft sie sich mit den Frauen der Bewegungsgruppe regelmäßig zum Kaffee und treibt auch weiterhin Sport, obwohl sie mittlerweile wieder gesund ist und ihrem Beruf in einem Pflegeheim nachgeht. „Die Therapie hat mir und auch den anderen Frauen in der Gruppe so viel gegeben – das schweißt zusammen“, sagt Martina Petersen. 2011 ist sie beim Kiel.Lauf wieder am Start und hat viel trainiert. Unter 50 Minuten möchte sie möglichst bleiben. Die Platzierung spielt dabei keine Rolle, denn den wichtigsten Kontrahenten hat Martina Petersen ohnehin schon besiegt: den Krebs.
Fitnesstrainerin Sarah Bittkowski, Martina Petersen und Sportwissenschaftler Dr. Thorsten Schmidt (v. li.)
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Dr. Thorsten Schmidt
Universitätsklinikum SH, Campus Kiel,
Krebszentrum Nord
Tel.: (0431) 597 21 80
E-Mail: tho.schmidt@hotmail.de