Wie aufwändig die Herstellung einer Hochzeitstorte ist, durfte KIELerLEBEN-Redakteurin Dana Wengert bei ihrem Besuch bei 2fach | Floristik & Patisserie selbst erleben, als sie Konditormeisterin Corinna Fleißer beim Herstellen einer vierstöckigen Torte half.
Corinna Fleißer empfängt mich im Laden – 2fach ist eine Kombination aus Floristik und Patisserie, was besonders im Hinblick auf Hochzeiten sehr praktisch ist, da man Torte und Bouquets einheitlich gestalten lassen kann. Ich bin sehr gespannt, was mich erwartet. Die Konditormeisterin hat mich schon vorgewarnt, dass ich mir zwei Tage Zeit nehmen soll. Wir wollen direkt loslegen und gehen daher in die Küche, wo mich sofort ein leckerer Geruch nach Kuchen und Marzipan umhüllt. Wir machen uns an die Produktion des „Fondants“. „Aus ihm machen wir später die Ummantelung der Kuchen und die Verzierungen“, verrät Corinna Fleißer. Hierzu wird Wasser mit einer bestimmten Menge Zucker gekocht. Dann wird das Gemisch vorsichtig hin und her bewegt, sodass der Zucker kristallisiert und eine teigähnliche weiße Masse entsteht – „tablieren“ nennt man das. „Die Zuckermasse lässt sich viel sauberer und filigraner verarbeiten als zum Beispiel Marzipan“, erklärt mir die Expertin. Eine geringere Menge versetzen wir noch mit pinkfarbener Lebensmittelfarbe und stellen beide kalt.
Nun widmen wir uns der Füllung der Kuchen. Die vier verschieden großen Mandelcreme-Torten hatte Corinna schon vorbereitet, da sie noch abkühlen mussten. Jede einzelne wird mehrfach längs halbiert, sodass dünne Schichten entstehen, zwischen die wir nun eine Orangen-Cointreau-Masse füllen. Als alle Kuchen fertig sind, gehen wir über zur Produktion der Verzierungen. Hierzu holen wir die vorbereitete Fondantmasse aus der Kühlung, kneten sie und rollen sie mit viel Puderzucker flach auf der Marmorplatte aus – gar nicht so einfach, wie ich feststellen muss! „Die Marmorplatte darf in keiner Konditorei fehlen“, sagt Corinna. „Sie ist hitzebeständig und ideal zum Ausrollen, da sie ihre Form nicht verändert.“ Schließlich können die Verzierungen ausgestochen werden. Verschiedene Blumenförmchen steche ich hierfür in die Masse und drücke mit dem Aufsatz Muster hinein. Die fertigen Blüten setze ich in eine Plastikform, damit sie eine natürliche Form bekommen. Corinna zeigt mir außerdem, wie durch das Zusammensetzen vieler dünner Fondantblättchen in liebevoller Kleinarbeit Rosen entstehen. Die fertigen Stücke werden kalt gestellt. Feierabend für heute!
Weiter geht es am nächsten Tag mit der Fertigstellung unserer Blumen. Die sind über Nacht ein wenig fester geworden, weshalb sie sich jetzt mittels Airbrush und Lebensmittelfarbe besprühen lassen. „Das ist unser Vorteil durch die integrierte Floristik: Wir haben die Natur als Vorbild direkt vor der Nase. Natürlich würden wir auf Wunsch auch ausgefallene Farben kreieren“, sagt die Konditormeisterin. Sie zeigt mir kurz, wie es geht, und dann darf ich loslegen: gelb in der Mitte der Blüte, rot, pink, lila und rosa auf die Blüten. „Wir haben hier die Möglichkeit, die Torte und den Brautstrauß perfekt aufeinander abzustimmen. Ein Vorteil, den die Kunden zu schätzen wissen.“
Nun geht es an die Ummantelung für die Kuchen, für die wir wieder die weiße Fondantmasse ausrollen. Die dünne Schicht breite ich vorsichtig über dem Kuchen aus und drücke sie an der Seite an. Dann rolle ich den pinkfarbenen Fondant aus und schneide daraus lange, gleich breite Streifen. Diese werden an einigen Stellen mit Wasser angefeuchtet und um die einzelnen Kuchen geklebt. Jetzt können die Kuchen vorsichtig aufeinandergesetzt werden, unter jeden kommt ein Pappteller, um das Schneiden zu vereinfachen. Aus kleineren Streifen fertige ich noch Schleifen, die ich an die pinkfarbenen Bänder klebe. Jetzt ist die Blumenverzierung dran.
Wir füllen flüssige weiße Schokolade in Garniertütchen. Sie dient als Kleber für die Blumen. Die Anordnung ist eine Kunst für sich, ich überlasse da lieber Corinna das Feld und klebe nur noch auf Anfrage – zu viel Ehrfurcht habe ich vor ihrer Liebe zum Detail, mit der sie gekonnt einen Blütenregen kreiert, der sich in einer zuckrigen Leichtigkeit an der Torte herabwindet. Mit einer Pinzette sollen noch kleine Perlchen an die Schleifen geklebt werden – das ist wieder ein Job für mich. Und dann steht er vor uns: Ein vierstöckiger Hochzeitsleckerbissen. Stolz betrachte ich unser Werk und stelle mir vor, wie Braut und Bräutigam am glücklichsten Tag ihres Lebens den symbolischen Anschnitt machen.
Dana Wengert
2fach | Floristik & Patisserie
Saarbrückenstr. 14, Hinterhof, Kiel
Abteilung Patisserie: Corinna Fleißer
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