Tom Riedel träumte schon immer von einer eigenen Würstchenbude. Sein Traum ging in abgewandelter Form in Erfüllung: Als Röstprinzessin grillt er hausgemachte Leckereien auf dem Lastenrad und erhielt dafür den Kieler Nachhaltigkeitspreis 2017
Statt in einer Würstchenbude steht Tom Riedel hinter einem Lastenfahrrad. Von dort aus verkauft er hausgemachte Sojabratwürste anstelle von Currywurst. „Röstprinzessin“ nennt sich die mobile Grillstation, die seit 2016 auf Veranstaltungen in Kiel zu sehen ist. Im „wirklichen” Leben ist Tom Physiotherapeut. „70 bis 80 Prozent meiner Patienten haben Krankheiten des Bewegungsapparats, ausgelöst durch falsche Ernährung.“ Die Tatsache, dass ein zu hoher Fleischkonsum zu körperlichen Erkrankungen beiträgt, ließ den gebürtigen Hamburger nicht los. „Ich bin selbst kein Vegetarier“, betont er, „aber wenn man sich die gesundheitlichen Auswirkungen, den Wasserverbrauch und die Klimabilanz des hohen Fleischkonsums anschaut, dann können wir nicht jeden Tag Fleisch essen.“ Er experimentierte mit verschiedenen Eiweißmischverhältnissen sowie Gewürzen und produzierte erstmals vegane Würstchen. „Ich habe bei eBay ein Lastenrad von einem Rentnerpaar ersteigert und ausgebaut“, erzählt Tom. Die Kosten finanzierte er durch das Preisgeld des yooweedoo Ideenwettbewerbs. Das Grillfahrrad ist CO2-neutrales Transportmittel, mobile Grillstation und „zieht sofort eine Traube von Menschen an“, sagt Tom begeistert, „das schaffst du mit einem Imbisswagen nicht.“ Die Kunden sind keineswegs alle streng vegan. „Zu uns kommen Großeltern, die durch ihre Enkel von veganen Burgern gehört haben und das nun endlich mal probieren wollen“, erzählt er.
„Das Fahrrad ist ein Sympathieträger“
Das Angebot der Röstprinzessin ist begrenzt. Er hat keine Lust auf viele Auswahlmöglichkeiten und lange Entscheidungsprozesse. Varietät bei den Burgern schafft er durch selbstgemachte Soßen und besondere Gewürzmischungen. Derzeit ist es ein Plus-Minus-Null-Geschäft. „Ich würde gerne meine Stunden als Physiotherapeut reduzieren und mehr für Röstprinzessin machen“, sagt Tom. Aber das sei derzeit nicht möglich. Um das Geschäftsmodell auszubauen, braucht es mehr Zeit sowie einen elektrischen Anhänger und Zusatzmotor. Der Kindheitstraum vom eigenen Imbiss ist durch die Röstprinzessin noch nicht vollkommen in Erfüllung gegangen. „Ich träume immer noch davon, einen richtigen veganen Laden zu haben“, sagt Tom, der sich sicher ist, dass die Kauflust auf vegane Speisen groß ist: „In Kiel gibt es eine Szene, in der sich jeder hilft und genug Nachfrage für alle da ist.“ Neuen Anschub für seine rollende Röstprinzessin bekam Tom im Dezember: Er ist einer der Preisträger des Kieler Nachhaltigkeitspreises 2017.
Auf dem Blog „Funkenzeit“ werden regelmäßig Kieler Start-ups vorgestellt. Dieser Artikel ist in voller Länge auf www.funkenzeit.de verfügbar. Geschrieben wurde der Beitrag von Teresa Inclán,