Die Spannung war gewaltig, löste sich aber diese Woche, als bekanntgegeben wurde, dass ein Instrument der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) bei der nächsten chinesischen Mondmission Chang'E 4 an Bord sein wird. Eine große Herausforderung und spannende Gelegenheit!
Die Spannung war gewaltig, löste sich aber diese Woche, als bekanntgegeben wurde, dass ein Instrument der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) bei der nächsten chinesischen Mondmission Chang'E 4 an Bord sein wird. „Die Uni Kiel fliegt hinter den Mond!“, freut sich Jia Yu, Doktorand am Institut für Experimentelle und Angewandte Physik. Der gebürtige Chinese wird in wenigen Monaten an der CAU promovieren und anschließend das Projekt, genannt „Lunar Lander Neutron Dosimetry“ (LND) übernehmen. „Wir waren nicht sicher, ob es klappen würde, aus Kiel heraus mit den Kollegen am National Space Science Center in Peking ein solches Projekt zu realisieren“, berichtet Yu. Umso größer ist die Freude bei allen Beteiligten, dass es geklappt hat.
Jetzt, nachdem die Entscheidung gefallen ist, steht das Team um Professor Robert Wimmer-Schweingruber vor einer großen Aufgabe. Innerhalb eines Jahres wollen die Kieler Physikerinnen und Physiker das neuartige Experiment LND entwickeln, bauen und am Raumschiff montieren. Bereits im letzten Quartal 2018 soll es dann zum Mond fliegen. „Eine echte Herausforderung“, meinen Lars Seimetz und Björn Schuster, die verantwortlichen Mechanik- und Elektronikingenieure, „aber richtig aufregend. Wir können dafür unsere für frühere Weltraummissionen entwickelten Designs verbessern.“ Zuvor kamen Kieler Strahlenmessinstrumente bereits bei Weltraummissionen der amerikanischen und der europäischen Raumfahrtbehörden NASA und ESA zum Einsatz: An Bord des Marsrovers „Curiosity“ sammelt das Team aktuell Daten über galaktische und solare Teilchenstrahlung und erforscht so die potenzielle Strahlenbelastung für bemannte Marsmissionen. Für die Raumsonde „Solar Orbiter“, die ebenfalls Ende 2018 zur Erforschung der Sonne ins All aufbrechen wird, liefern die Kieler Forschenden vier Sensoren, um Ausbreitung und Beschleunigung solarer Teilchen zu messen. In erfolgreichen Experimenten wie diesen konnten die Physikerinnen und Physiker wertvolle Erfahrungen sammeln, die der Entwicklung des LND zu Gute kommen werden.
Die vierte chinesische Mondmission soll auf der der Erde abgewandten Seite des Mondes landen. Die wissenschaftlichen Daten des Landers und des Rovers, die weitere Experimente internationaler Forschungsteams beherbergen, sollen anschließend über einen Relaissatelliten zur Erde geschickt werden. Das Kieler Experiment wird als Vorbereitung auf zukünftige bemannte Mondmissionen die Strahlung auf dem Mond und – wenn alles gut funktioniert – den Wassergehalt des Bodens unter der Landeeinheit messen. „Dazu setzen wir eine für den Weltraum neu entwickelte Technik zum Nachweis von sogenannten thermischen Neutronen ein“, so Wimmer-Schweingruber. Der Physiker ist sich sicher, dass alles rechtzeitig fertig werden wird, denn die Besetzung stimmt: „Es ist großartig, mit einem so tollen Team arbeiten zu dürfen!“ Zudem findet in dieser Mission eine langjährige Kooperation mit dem Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt ihre Fortsetzung.
Kontakt:
Prof. Robert Wimmer-Schweingruber, Institut für Experimentelle und Angewandte Physik,
E-Mail: wimmer@physik.uni-kiel.de