Mehrweg führt zum Ziel. Das zeigen Anja Kromer und Christina Lehmann, die mit ihrem nachhaltigen Unternehmen „umtüten“ dem Verpackungswahn den Kampf ansagen
Die Idee zu „umtüten“ entwickelten die beiden Gründerinnen während ihrer mittlerweile erfolgreich abgeschlossenen Nachhaltigkeits-Master an der CAU Kiel. „Ziel war und ist, zum Umdenken hin zu Abfallvermeidung anzuregen“, fassen sie ihre Mission zusammen. „Zwar haben wir die vielen Papiertüten im Alltag anfangs nicht als Problem wahrgenommen“, erzählt Christina, „doch dann recherchierten wir zu ihrem Ressourcenverbrauch und stellten fest: Auch Papier-Einweg ist unökologisch und sollte möglichst vermieden werden.“ Unter den Papierverpackungen sind Brötchentüten besonders verbreitet. Daher entschlossen sie, genau dafür eine Alternative anzubieten: Mehrwegbeutel für Backwaren, kurz „Tüüten“.
Tada: Tüüten!
„Als wir endlich die erste Fuhre unserer Tüüten in Händen hielten, konnten wir uns gar nicht sattsehen“, erzählt Anja lächelnd, „aus einer Idee waren wirkliche Produkte geworden.“ Und diese kann man in Bäckereien und Bioläden in Kiel in verschiedenen Ausführungen kaufen: die Broot-Tüüt, mit Kordel ähnlich eines kleinen Turnbeutels, und die bunten Snack-Tüüten, mit pflanzlicher Stärke beschichtete Täschchen für belegte Brötchen oder klebrige Süßwaren. Auch bei der Herstellung der Tüüten hat Nachhaltigkeit für die Gründerinnen Priorität. Mit ihrer neuen Produktionsstätte „manomama“ in Augsburg sind die zwei nun rundum zufrieden: „Unsere Tüüten werden jetzt noch hübscher, ökologischer und fairer“, berichtet Christina.
Mehrweg(e) führen zum Ziel
Um 2015 mit umtüten erstmals loslegen zu können, brauchten sie eine Anschubfinanzierung. Sie bewarben sich erfolgreich beim jährlichen yooweedoo Ideenwettbewerb. „Wir sind unglaublich dankbar für die Unterstützung und das Netzwerk durch yooweedoo“, betont Christina, „wir hätten uns alleine nie getraut, all das durchzuziehen, würden uns sogar eigentlich eher als ‚Schisser‘ bezeichnen.“ Doch das sieht man den beiden nicht an. Seit Anfang Februar 2018 erhalten die zwei das Gründungsstipendium Schleswig-Holstein. Von ihrem neuen Arbeitsplatz im Coworking Space von „opencampus“ aus setzen sie neben dem Vertrieb eine weitere Herzensangelegenheit in die Tat um. „In Kooperation mit opencampus geben wir Workshops für Schüler, um unternehmerische Nachhaltigkeit erlebbar zu machen“, freut sich Christina, „und wir haben noch viele Ideen im Kopf.“
Lea Jahneke
Auf dem Blog „Funkenzeit“ werden regelmäßig Kieler Start-ups vorgestellt. Dieser Artikel ist in voller Länge auf funkenzeit.de verfügbar.