Am 4. August zeigten ARD und NDR die Dokumentation „Die KIK-Story“ über die aggressive Preispolitik des Textildiscounters KIK. KIELerLEBEN sprach mit einer ehemaligen Mitarbeiterin einer Kieler KIK-Filiale über die Arbeitsbedingungen.
„Kleiden Sie sich für unter 30 Euro komplett neu ein“ oder „Besser als wie man denkt“ – mit solchen Slogans wirbt KIK seine Kunden. Doch wie ist es möglich, den Kunden so günstige Waren zu verkaufen? Dies fragte sich auch der Reporter Christoph Lütgert von der Sendung „Panorama – die Reporter“ und begann zu recherchieren.
Ein Unterfangen, bei dem dem Reporter viele Steine in den Weg gelegt wurden. Die Anwälte des Discounters erwirkten zuerst vor Gericht, dass das Filmmaterial nicht gesendet werden darf, weil es von den Zeugen keine eidesstattlichen Versicherungen gab. Doch Lütgert gab nicht auf: Bei einem erneuten Besuch in Bangladesch erhielt er diese von den Zeugen, das Filmmaterial durfte gesendet werden.
Rückblick: Von der „Kampagne für Saubere Kleidung“, die über die Arbeitsbedingungen in Zulieferfabriken deutscher Unternehmen in asiatischen, mittelamerikanischen und osteuropäischen Produktionsländern recherchiert und aufklärt, bekam der Reporter Informationen und Kontaktadressen in Bangladesch. Christoph Lütgert und sein Team fanden heraus, dass die KIK-Arbeiter dort nur einen Hungerlohn von 20 bis 35 Euro pro Monat erhalten und teils unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten.
Niedriglöhne und Taschenkontrolle
Doch um die Machenschaften des riesigen Konzerns zu verstehen, muss man nicht ins Ausland reisen. Es reicht, wenn man in eine der circa 3.000 deutschen Filialen geht. In der Dokumentation erzählen ehemalige Verkäuferinnen, dass sie niedrigste Löhne erhielten und teilweise massiv unter Druck gesetzt wurden. Außerdem berichten sie von jahrelangem Heizungsausfall in den Filialen, sodass im Winter in dicker Winterbekleidung gearbeitet werden musste; auch soll es Taschen- und Spindkontrollen gegeben haben.
Und wie sieht es in Kiel aus? Linda S.* (21), die ein Dreivierteljahr in einer Kieler KIK-Filiale als Aushilfe arbeitete, berichtet www.kielerleben.de ebenfalls von schlechten Arbeitsbedingungen. Ihr Anfangsgehalt habe lediglich 5 Euro pro Stunde betragen. Erst nach einem halben Jahr habe es eine Erhöhung um 1,50 Euro gegeben.
Dafür habe sie alle anfallenden Arbeiten ohne wirklich Einarbeitung erledigen müssen: Ware einsortieren, Kunden beraten und die Kasse bedienen. „Die Angestellten von KIK mussten teilweise über 30 Überstunden im Monat machen, auch die Halbtagsangestellten“, erzählt Linda S., „außerdem gab es in unserer Filiale drei Monate lang keine Teamleitung, sodass wir uns untereinander einarbeiten mussten.“
Von der Teamleitung seien die Mitarbeiter außerdem in regelmäßigen Abständen dazu angehalten worden, untereinander die Taschen zu kontrollieren. Damit sollte dem Diebstahl durch Mitarbeiter vorgebeugt werden. „In vielen Filialen wurden auch Taschenkontrollen von dem Bezirksleiter durchgeführt“, weiß Linda S..
Fazit: Wer bei KIK kauft, sollte sich vorher genau überlegen, wie die Billig-Angebote zustandekommen. Letztlich sind es die Näher, Verkäufer und Aushilfen, die mit niedrigen Löhnen und schlechten Arbeitsbedingungen das Preisdumping ausbaden müssen.
Mehr dazu im Netz: die Sendung „Die KIK-Story“ des NDR bei „Panorama – Reporter“
*Der Name wurde von der Redaktion geändert.