Wenn Hein heult, dann nimmt die Steigung zu. Man mag ihn kaum den Berg hochquälen, aber er schafft es am Ende doch immer
Wie eine alte Diesellok schnauft er den Hügel hoch, um oben genüsslich die Drehzahlen hochzujubeln und seine Energie wieder dem Kühlschrank zu schenken, der uns zwei Wochen neben allerlei Proviant vor allem kalten Weißwein und Bier darbot. Unser T4 ist 24 Jahre alt, fährt lieber 80 als 90 und das macht ihn nicht gerade zu einer Rakete unter den Campingbussen, aber Charakter hat er. Wir drücken mit ihm die Ventile, wenn es zum Ölwechsel geht und sagen ihm dankend gute Nacht, wenn er uns – wie jetzt – zwei Wochen durch Schweden geschnauft hat. Hein ist Teil unserer Familie. Quer durch Schweden, vom träumerischen Fjällbacka mit Sylt-Charme an der Westküste hin zum schönsten Ort unserer Reise, Habo, war der erste Teil unserer Tour ein Highlightgewitter – nur ohne Regen. Wir fanden in Habo einen Platz direkt am Vätternsee, der uns morgendlich das Wasser nur 15 Meter vom Schlafplatz vor die Urlaubslinse knallte. Nirgends schmeckte das Frühstück, natürlich mit frischem Kaffee aus der Heinkombüse, besser als an diesem Ort. Das war Schweden wie aus dem Bilderbuch. Bilderbücher blätterten wir auch in unseren Erinnerungen auf, als wir Sevedstorp und Katthult besuchten. Kennt ihr nicht? Kennt ihr doch! Lasse, Bosse oder Michel? Richtig, diese beiden Orte sind die Originalschauplätze der Astrid Lindgren Bücher, rund um die schwedischen Idyllfamilien Andersson und Lönneberga, die noch heute Kinderaugen zum Leuchten bringen. Ein Sommer in Bullerbü? So für uns ganz nah, wenn auch kein Geheimtipp. Die Harmonie dieser Orte schwang eine ganze Weile mit. Schweden ist auch eine Zeitreise: Zeit für sich und seine Gedanken, Uhrzeiger, die sich langsamer drehen, eine Entschleunigung inmitten tiefer Wälder und langer Routen zwischen Seen und Bergen, Gedanken und Entschlüssen. Wer zwischendurch der Königsfamilie einen Besuch abstatten möchte, der plant seine Route über Stockholm. Nicht umsonst wird die wasserdurchzogene Metropole Schwedens das Venedig des Nordens genannt. Die Hauptstadt hat kleine Gassen, romantisch anhauchende Restaurants und an jeder Ecke genau den nächsten Blick parat, der einem den Zeigefinger am Auslöser zucken lässt. Den Campingbus stellt man am besten am stadtnahen, wenn auch raumknappen Campingplatz ab, der Weg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist hier die entspannteste Reisealternative.