Als Pohlmann am Montagnachmittag den Interviewraum hinter der Hörnbühne betritt, herrscht umgehend gute Laune. Locker und entspannt beantwortet der in Hamburg wohnende Sänger alle Fragen, bevor er abends das Kieler Publikum mit seinem stimmungsvollen Auftritt begeistert
Dein wievielter Auftritt ist es auf der Kieler Woche?
Auf der Kieler Woche bin ich zum dritten Mal, glaube ich. In Kiel habe ich aber schon öfter gespielt. Das ist eine unserer Hochburgen. Der Norden ist gut zu mir.
Läufst du auch selbst noch über die Kieler Woche?
Nein, wir bauen nach dem Konzert ab und fahren dann direkt wieder nach Hamburg zurück. Von daher bleibt da leider keine Zeit. Sonst hätte ich das gern gemacht. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass die Leute hier in Kiel sich für diese Woche frei nehmen. Das ist bestimmt lustig – und laut. (lacht)
Du selbst bist auch sehr küstenaffin, oder?
Ja. Ich bin gebürtiger Westfale und als ich mit 23 ein paar Mal in Berlin und Hamburg war, habe ich mich in Hamburg verliebt. Auch die Nähe zum Wasser fand ich total geil. Ich fühle mich hier sehr wohl an dieser Art von Küste. Aus Hamburg will ich nicht weg. Hier werde ich alt.
In den letzten Jahren hast du vom kleinen Club bis zur großen Bühne alles bespielt. Welcher Rahmen gefällt dir am besten?
Es kann vor 50 Leuten genauso geil sein wie vor 5000. Egal, wo ich spiele, ist es für mich immer eine Herausforderung, eine Atmosphäre aufzubauen, die authentisch ist und ein starkes Miteinander hervorruft. Einfach unvoreingenommen reingehen und ein gutes Konzert haben.
Bist du nach all den Jahren noch nervös vor einem Auftritt?
Ja, auf jeden Fall. Das legt sich auch nicht. Die Konzerte, bei denen man vorher denkt, dass das sowieso alles super wird, sind die gefährlichsten. Da geht dann eher etwas schief.
Gibt es ein Konzert, an das du besondere Erinnerungen hast?
Einer der schönsten Momente war ganz am Anfang meiner Karriere. Wir waren bei Rock am Ring und haben um 17 Uhr gespielt. Am Anfang waren 600 Leute da, doch während des Konzerts strömten immer mehr zur Bühne, sodass es irgendwann eher 6000 waren. Wir waren nur noch verblüfft, wie die Leute auf uns zurannten. Da ist mir ein bisschen einer abgegangen (lacht).
Du bist vor drei Jahre Vater geworden. Inwieweit hat das dein Leben verändert?
Ich muss mir jetzt Termine machen, um Songs zu schreiben. Früher hatte ich dabei eine Open-End-Situation, jetzt muss ich nach drei Stunden die Kleine vom Kindergarten abholen (lacht). Jetzt bin ich viel strukturierter und fokussierter. Zum Beispiel trinke ich seit eineinhalb Jahren keinen Alkohol mehr.
Hast du schon einmal überlegt, was du heute machen würdest, wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte?
Da mein Vater eine Baufirma hat und ich eine Maurerlehre gemacht habe, würde ich jetzt wahrscheinlich im Büro sitzen, Ausschreibungen machen und Termine für den Bau von Häusern einhalten. Das kann ich mir zwar nicht vorstellen, dass ich das wäre, aber es wäre das Naheliegendste gewesen.