In ihrer monatlichen Kolumne äußert sich Hanne Pries – Sängerin der Kultband Tiffany und Grundschullehrerin – zu aktuellen Themen. Mal witzig, mal nachdenklich, aber immer mit ihrer persönlichen Note.
Meine Mutti liebt gute Bücher und schöne Sprache. Und fragte mich nach meinem Lieblingswort im Deutschen. Gar nicht so einfach auf den ersten Gedanken. Auf den zweiten schon: Sehnsucht. Heimweh. Geistesblitz. Engelsgeduld. Dann kamen wir auf absurde: Klobrille, Nachdurst, Korinthenkacker, Bauchpinseln, Gesäßvioline, Gewissensbiss. Doppeltgemoppelt ist auch schön. Oder Fremdschämen.
Schon waren wir bei Lieblingsphrasen. Füllwörter, die nix bringen außer Zeitgewinn. Ich sage leider viel zu oft eigentlich und irgendwie. Merke ich aber nur, wenn ich eigene Sprachnachrichten noch einmal abhöre. Eine Freundin ist die „Am Ende des Tages“-Frau. Meistens sagen solche dann auch gerne „schlussendlich“. Und „Weltklasse!“. Von „Sensationell!“ reden wir hier gar nicht. Ein anderes Mädel sagt immer und zu allem „Das ist mir nicht gemütlich“. Das ist ja schon besonders. Im Gegensatz zu: „Mal ganz ehrlich“, „Jetzt mal im Ernst“, „Wie gesagt“ oder „Ich will ja nichts sagen, aber …“ Immer mehr fallen uns ein. Sehr schön auch, wenn jeder zweite Satz begonnen wird mit: „Was ich sagen wollte ohne zu lügen“ – uuuh. Oder als Antwort auf ein Danke: „Dafür nicht!“ Ja, wofür denn sonst?
Das macht Spaß. Wir kommen zu anklagenden Lehrerfüllwörtern: „Hast du wieder …“, „Musst du immer …“, „Bist du etwa …“. Also (auch so’n Wort!): Auf zur bewussten Wörternutzung und weg mit ewigen Wiederholungen. Schwer. Im Grunde genommen nutzen wir eigentlich irgendwie zu viel davon.
Das Lieblingswort meiner Mutter ist übrigens Habseligkeiten. Irgendwie schön.