Die Ausstellung im Historischen Museum: eine Arena der Geschichte Rendsburgs. Diesmal im Fokus von Museumsleiter Dr. Martin Westphal: die Stadtmodelle!
Generationen von Rendsburger Schulkindern können sich noch heute an ihren ersten Besuch im Historischen Museum mit den legendären Stadtmodellen erinnern: vormals waren sie im ehemaligen Heimatmuseum im Alten Rathaus untergebracht. Und natürlich sind die fünf detailgetreuen, handgefertigten Modelle im Maßstab 1:600 nach wie vor eine Attraktion in der Dauerausstellung – mehr noch: sie stehen in der Abteilung zur Stadtgeschichte im Mittelpunkt!
Doch wie kam es zum Bau, und welcher Modellbauer hatte so viel Zeit, sich in alle Details der Stadt Rendsburg zu unterschiedlichen Zeiten (1660 – 1830 – 1848) hineinzuversetzen? Allein diese Geschichte ist spannend genug: Die Stadtmodelle im Maßstab 1:600 wurden in der Rendsburger Strafanstalt auf Initiative des Gefängnisgeistlichen Pastor Friedrich Schröder vom Häftling Gustav Andreas Hiller gebaut. Hiller – 1890 in Hamburg als Sohn eines Tischlers geboren – war gelernter Konditor. 1915 kommt er als Luftschiffmatrose nach Kiel-Holtenau.
Dort wird er im März 1918 wegen ‚Verrats militärischer Geheimnisse‘ zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt und in die Strafanstalt nach Rendsburg überstellt. Pastor Schröder – leidenschaftlicher Heimatforscher – erkennt das Potential des Häftlings, versorgt ihn mit historischen Stadtplänen und -abbildungen und erlaubt es Hiller, regelmäßig unter strenger Bewachung die Strafanstalt für Erkundigungen zu verlassen. 1919 ist das erste Modell fertig – und so perfekt geworden, dass Hiller seine Arbeiten fortsetzen muss. Nach dem Bau von fünf Modellen wird Hiller endlich im Juli 1922 begnadigt und kehrt in seine Heimatstadt Hamburg zurück. Dort verliert sich seine Spur – doch im Rendsburger Museum steht sein Lebenswerk!