Es sollte die Party einer ganzen Hausgemeinschaft werden. Das Motto lautete „Ein Haus feiert sich selbst“. Sieben Wohngemeinschaften des Gebäudes Westring 242 hatten zu dem großen Fest geladen. Durch die Ankündigung im Internet und Mund-zu-Mund-Propaganda erschienen so viele Menschen, dass bereits kurz nach Feierbeginn die Türen des Hauses wegen drohender Überfüllung geschlossen werden mussten.
Etwa 700 übriggebliebene Feierwütige machten die Straße zur Tanzfläche, sodass die Polizei kurzerhand die Kreuzung Kronshagener Weg/Westring bis in die frühen Morgenstunden sperrte.
So geschehen im April dieses Jahres. Mitinitiator Jan Hartung bekommt noch immer glänzende Augen, wenn er von dem Ausnahme-Event erzählt. „Wir hatten vor der Party mit einem Baustatiker vereinbart, dass 1.000 Menschen Platz finden können, aber dass die doppelte Menge an Partybegeisterten kommen würde, hätten wir nie gedacht.“ Insgesamt 27 Hausbewohner hatten zwei Monate geplant und organisiert, um eine perfekte Party zu veranstalten. Nach dieser geschichtsträchtigen Nacht bekamen sie ungeahnt große Resonanz. „Wir erhielten täglich dutzende E-Mails und im Internet kursierten unzählige Kommentare. Von Lobeshymnen, Aufforderungen zu erneuten Feiern bis zu Beschimpfungen war alles vertreten“, erzählt der 28-Jährige.
Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet. „Wir werden solch eine Party nicht wieder machen“, ist sich Jan Hartung sicher. Die Masse an Unterstützung und Zuspruch wollten einige Hausbewohner aber nicht unbeantwortet lassen. Sie entschieden sich zur Gründung des Vereins „Projekt 242“, einer Art Netzwerk kultureller Vielfalt, namentlich dem Partygebäude Westring 242 gewidmet. „Aus der überwiegenden Anzahl der Mails ging eines klar hervor: Kiel bietet zwar eine Fülle an Abendgestaltungsmöglichkeiten für Leute unter 35 Jahren, aber diese unterscheiden sich im Endeffekt kaum. Es fehlt die Vielfalt.“ Für diese will sich der gelernte Mediengestalter künftig einsetzen. Mit einem Netzwerk aus Diskjockeys, Videostylisten und Live-Musikern gab es bereits Veranstaltungen im Nachtcafé und Rathaus-Bunker. Der größte Erfolg war die Beteiligung am Wilwarin-Festival im schleswig-holsteinischen Ellerdorf im Juni. „Wir hatten eine eigene Projekt-242-Bühne, auf der wir das ganze Wochenende Elektro-, Breakbeat- und Reggae-Acts mit visueller Unterstützung präsentierten. Die Stimmung war unglaublich.“
Doch es soll nicht nur bei musikalischen Events bleiben. Der Verein versteht sich als Ausgangspunkt für kreative Geister und der Verwirklichung ihrer Ideen. „Wir sind für nahezu alles Kulturelle ohne ideologischen Hintergrund offen. Jeder, der eine reizvolle Idee hat, kann an uns herantreten. Derzeit planen wir neben weiteren musikalischen Veranstaltungen auch an einem Kunstprojekt. Es gilt, in Kiel Abwechslung zu schaffen.“ Aber nicht nur Lieferanten kreativer Ideen können Mitglied des Vereins werden, ein Beitritt steht jedem offen. Der Jahresbeitrag beträgt 5 Euro. „Unsere Mitglieder profitieren bei unseren eigenen Events durch beispielsweise kostenlosen Eintritt. Dazu haben wir mit Kieler Gastronomiebetrieben und weiteren Unternehmen Vergünstigungen für die Projekt-242-Mitglieder vereinbart. Die Zahl der teilnehmenden Firmen steigt“, so der Kopf des Netzwerks.
„Gemeinsam. Füreinander. Miteinander“, so lautet das Motto des Netzwerks. Das Projekt 242 soll nicht in Konkurrenz zum Kieler Nachtleben stehen, betont der Partymacher. Es soll eine Alternative sein, in der alle Menschen ihre spezifischen Fähigkeiten sowie ihre persönliche Art von Kreativität ausleben und sich selbst verwirklichen können. Mit der bereits legendären Party am Westring hat das Projekt einen fulminanten Auftakt vorgelegt und ist in aller Munde. Nun bleibt es abzuwarten, in wie weit die Mitglieder des neu gegründeten Kulturvereins eine frische Brise in die Kieler Szene bringen.
Welche Veranstaltungen demnächst anstehen und alles um die weitere Entwicklung des Netzwerks erfahren Sie unter
www.projekt242.de.
Projekt 242 e.V., Westring 242, Kiel
Text: Olaf Ernst
Foto: Projekt 242