Drei Monate sind seit dem Auszug von Katy Karrenbauer aus dem Dschungelcamp vergangen. Zeit, um Bilanz zu ziehen. KIELerLEBEN traf die 48-jährige Schauspielerin in Schilksee und sprach mit ihr über ihre Jugend in Kiel, den Dschungel und neue Rollenangebote.
KIELerLEBEN: Katy, schön dass ich dich heute persönlich treffe. Bist du noch häufig in Kiel?
Katy Karrenbauer: Ja, ein Teil meiner Familie lebt in Schilksee und Dänischenhagen, und ich habe Freunde hier, die ich regelmäßig besuche. Obwohl ich in Duisburg geboren bin, fühlt sich Kiel wie meine Heimat an. Ich liebe die Weite des Meeres. Immer, wenn ich nach Kiel fahre, fahre ich als allererstes nach Bülk oder Strande, um aufs Wasser zu gucken. Das gibt mir Ruhe und Ausgeglichenheit.
Gibt es bestimmte Erlebnisse aus deiner Jugend in Kiel, an die du dich besonders erinnerst?
Ich erinnere mich an alles, was hier war: an FKK in Eckernholm, an die Keller-Bands, in denen ich gesungen habe, oder ans Feiern im Tamen-T und im Hinterhof. Natürlich auch an die Kieler Woche, die immer ein Highlight war.
Was waren bzw. sind deine Lieblingsplätze?
Der Surferstrand in Strande. Und dann gibt es noch Orte wie den Club 68, wo man mich immer finden wird. Ich habe der Künstlerin Gabi Laurenz, die damals mit dem Inhaber Holger zusammen war, Modell gestanden. Da war ich 18. Ich habe nackt in deren Dusche posiert. Gabi hat mich erst mit Vaseline eingerieben, danach mit Klopapier eingewickelt, und dann hat sie mir Farbe über den Kopf gegossen. Das sollte die Häutung der Frauen symbolisieren. Wunderbar abgefahrene Kunst.
Hört sich an wie eine Prüfung im Dschungelcamp, wo du im Januar gewesen bist. Wie war es, hinterher die Bilder zu sehen?
Ich fand es sehr erschreckend, wie die Szenen zusammengeschnitten wurden, um etwas in eine bestimmte Richtung zu lenken. Da haben die Cutter ganze Arbeit geleistet. Wie in einem Hollywood-Film wurde ein Drama an das andere gereiht. Die Zuschauer haben gar nicht gesehen, wie viel Spaß wir hatten, zum Beispiel bei der Vorbereitung der Bollywood-Hochzeit von Indira und Jay.
Nach außen hin wurde ich als die Böse hingestellt
Im Vordergrund standen die Streitigkeiten mit Sarah …
Genau. Da gab es diese Szene vorm Klo, als ich die Nerven verloren und Sarah angeschrien habe. Die Zuschauer konnten das nicht verstehen, weil vorher nicht gezeigt wurde, wie ich Sarah acht Tage lang rundum betreut habe. Egal, ob Klogang, Arztbesuch oder Dschungeltelefon – ich habe sie überallhin begleitet. Da war ich natürlich extrem sauer auf sie, als sie vor acht Millionen Zuschauern anfing, Lügen über uns zu verbreiten. Nach außen hin wurde ich dann als die Böse dargestellt …
… und Sarah als das Opfer. Was sagst du dazu, dass sie dich als Alkoholikerin bezeichnet hat?
Solche Aussagen können mir nur ein müdes Lächeln abringen. Sarah kennt mich nicht, und ich habe keine Ahnung, wie sie darauf kommt, ich sei Cognac-Trinkerin. Ich trinke keinen Cognac.
Das grenzt ja an Rufmord.
Ja, das war auch der Grund für uns zu sagen, dass wir geschlossen gehen, wenn diesem Mädchen weiterhin eine Plattform gegeben wird.
Der einzige, der auf Sarahs Seite stand, war Peer. Glaubst du, dass sein Sieg absehbar war?
Absolut. Nachdem ich hinterher die Bilder gesehen habe, war mir klar, warum Peer gewonnen hat: wegen des geschickten Schnitts. Er wurde als der tragische Held dargestellt, als der Schwiegermutterliebling, der Gefühle zeigt und vor laufender Kamera weint. Ich hätte nicht gewinnen können, selbst, wenn ich mich anders verhalten hätte.
Immerhin bist du Zweite geworden, das ist doch auch schön!
Ich wäre natürlich lieber Erste geworden (lacht). Aber das war nicht mein vorrangiges Ziel. In erster Linie habe ich mitgemacht, um frei zu sein.
Die Teilnahme am Dschungelcamp bedeutete meine Freiheit
Du bist 2009 wegen Fehlinvestitionen in die Privatinsolvenz geraten und hast mit der Gage deine Schulden bezahlt. Waren die Erniedrigungen im Dschungel ein angemessener Preis?
Natürlich. Wenn man hinterher ein freier Mensch ist, dann ist alles angemessen.
Auch Dschungel-Prüfungen, bei denen man Stromschläge bekommt oder einen Hirschpenis essen muss?
Auch das. Ich habe fünf Jahre lang die Teilnahme am Dschungelcamp abgelehnt, aber dieses Mal bedeutete sie meine Freiheit. Außerdem sind 16 Tage Dschungel überschaubar. Wenn ich nach sieben Tagen rausgeflogen wäre, hätte ich bis zum Ende der Sendung eine schöne Zeit in einem 6-Sterne-Hotel gehabt. Es wäre dumm gewesen, diese Chance nicht zu ergreifen.
Und wie fühlt sich die neue Freiheit an?
Leider bin ich noch nicht ganz frei, es gibt noch ein paar Formalitäten mit den Gläubigern zu klären. Ende Juni wird es wahrscheinlich so weit sein. Dann mache ich ein Fässchen auf.
Es heißt, ehemalige Dschungelcamp-Kandidaten könnten sich vor neuen Angeboten kaum retten. Kannst du das bestätigen?
Ich habe ganz genau ein Angebot bekommen: Ich werde ab der zweiten Staffel von „Glee“ (eine US-amerikanische Musical-Fernsehserie, die seit Januar 2011 im deutschen Fernsehen läuft, Anm. d. Redaktion) die Rolle der Shannon Beiste sprechen. Darüber habe ich mich sehr gefreut, weil ich mich perfekt mit ihr identifizieren kann. Sie ist nach außen hin die harte Football-Trainerin, die die Schüler rumkommandiert, hat aber einen ganz weichen Kern.
Bestimmte Dinge sollte man aussprechen und nicht totschweigen
Und warum hat dir ausgerechnet der Dschungel diese Rolle eingebracht?
Der Synchronregisseur Oliver Feld hat gesehen, wie ich Sarah im Dschungel zusammengestaucht habe. Das hat ihn wohl überzeugt, dass ich die Richtige bin (lacht).
Warst du enttäuscht, dass du nach dem Dschungel nicht mehr Angebote bekommen hast?
Nein, ich hatte gar keine großen Erwartungen. Ich bin immer noch dieselbe Schauspielerin mit demselben Gesicht und passe eben nur auf bestimmte Rollen. Das Schöne ist, dass ich meine aktuellen und neuen Rollen nicht wegen des Dschungelcamps bekommen habe, sondern einfach weil ich bin wie ich bin.
Meinst du auch deine Rolle in „Gegengerade“?
Genau. Seit Ende März läuft er in den Kinos. Ein Film über den FC St. Pauli, in dem ich die Blankeneser Mutter eines Fans spiele. Außerdem hat Helmut Dietl mir eine Rolle für seinen neuen Film „ZETTL“ angeboten. Der Dreh beginnt Anfang April. Und im September bin ich im Amphitheater Trier als Amazonenkönigin in „Herkules und die Amazonenkönigin“ zu sehen.
Du hast viel in deinem Leben riskiert und bist oft auf die Nase gefallen. Doch anstatt dich in deinem Kummer zu vergraben, redest du offen darüber – sei es über deine Privatinsolvenz, deinen gewalttätigen ersten Freund oder deine Bulimie-Erkrankung. Warum ist dir das wichtig?
Weil ich der Meinung bin, dass man bestimmte Dinge einfach aussprechen sollte, anstatt sie totzuschweigen. Vielleicht kann ich meinen Bekanntheitsgrad nutzen, um einen Stein ins Rollen zu bringen, und Menschen mit ähnlichen Problemen Mut machen. Ich sage immer, wenn ich einem einzigen Menschen helfen kann, dann habe ich schon viel für diese Welt getan.
Zur Person
Katy Karrenbauer wurde 1962 in Duisburg geboren und zog 1971 nach Kiel, wo sie fast 15 Jahre lebte. Sie nahm Schauspielunterricht an der Schauspielschule Kiel. Bekannt wurde sie mit ihrer Rolle der Christine Walter in der Fernsehserie „Hinter Gittern – Der Frauenknast“. Darüber hinaus war sie in Fernsehfilmen zu sehen und stand auf der Theater- und Musicalbühne. Neben der Schauspielerei ist sie als Musikerin und Autorin tätig. 2011 nahm Karrenbauer an der RTL-Serie „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ teil und wurde Zweite. Aktuell ist sie in dem Kinofilm „Gegengerade – Niemand siegt am Millerntor“ zu sehen. Sie lebt in Berlin.