Michael Altenhofer gibt monatlich Tipps, wie Sie Ihr Leben leichter nehmen können. Dieses Mal erklärt er, wie Sie effektiv gegen Ihre „Konjunktivitis“ vorgehen können.
Falls Sie schon einmal „Konjunktivitis“ hatten und jetzt ganz gespannt zu lesen beginnen, sollte ein mögliches Missverständnis vorsichtshalber gleich aus dem Weg geräumt werden: Es geht im Folgenden nicht um die bekannte Augenkrankheit. Es geht um ein Leiden, das tatsächlich noch viel weiter verbreitet ist. Weil dessen Symptome so gut zu der Bezeichnung „Konjunktivitis“ passen, wird dieser Begriff aus der Medizin auch hier immer wieder verwendet. Das, wovon Sie jetzt lesen, ist also nicht als offiziell definiert – zumindest nicht im wissenschaftlichen Sinne: Konjunktivitis gibt es auch in unserem Kopf. Genauer gesagt, tritt es in unserem Sprachzentrum auf. Es produziert dort altbekannte Formulierungen wie „Hätte ich“, „Könnte ich“, „Wäre ich“ und so weiter. Die Menschen, die in ihrem Sprachzentrum an Konjunktivitis leiden, sprechen also im Konjunktiv. Bei besonders stark ausgeprägten Symptomen entstehen typischerweise zum Beispiel solche Sätze: „Würde ich mir ein bisschen mehr zutrauen, könnte ich viel glücklicher sein.“ Die Langzeitfolgen dieses Leidens können sein, dass die Betroffenen plötzlich nur noch in der Theorie glücklich und mutig sind. Tatsächlich spüren können sie diese positiven Emotionen aber nie. Eine Behandlung kann nur von den Leidtragenden selbst vorgenommen werden. Der notwendige Prozess besteht aus zwei Schritten. Der erste Schritt funktioniert folgendermaßen: Die Formulierungen müssen vom Konjunktiv umgehend in den Indikativ umgewandelt werden. Im erwähnten Fall lautet der Satz nach der Umwandlung also: „Ich traue mir jetzt mehr zu und bin deshalb viel glücklicher.“ Den zweiten Schritt gehen Betroffene, indem sie im Alltag nach Beweisen suchen, dass diese Aussage tatsächlich stimmt.