Frank Turner ist so viel auf Tour wie kaum ein anderer. KIELerLEBEN sprach mit dem fleißigen Punk-Poeten über seine vollen Tourpläne, Wurfattacken wütender Zuschauer und die Sorgen seiner Mutter.
KIELerLEBEN: Wann hast Du zum letzten Mal zwei Nächte nacheinander im gleichen Bett geschlafen?
Frank Turner: (lacht) Es kommt darauf an, ob man mein Bett auf Rädern im Tourbus dazuzählt. Wir hatten um Weihnachten herum drei Wochen frei, es ist also nicht allzu lange her. Ich bin in Sachen Tourplanung nicht mehr ganz so verrückt, wie ich es früher einmal war.
KIELerLEBEN: In Kiel hast Du Deine 1814. Show seit September 2004 gespielt. Bist Du so etwas wie ein Musik-Arbeiter?
Frank Turner: Ich würde sagen, dass ich gerne hart an der Sache arbeite, die ich liebe. Musik zu machen ist das, von dem ich weiß, wie es geht – es ist das, was ich gut kann im Leben.
KIELerLEBEN: Was macht eine gute Liveshow für Dich aus?
Frank Turner: Es ist für mich interessant, wenn ein Austausch von Energie zwischen der Bühne und dem Rest des Raumes stattfindet. Du kannst die beste Performance Deines Lebens abliefern – wenn aber keine Verbindung zum Publikum zustande kommt, ist es keine gute Show.
KIELerLEBEN: Erinnerst Du Dich an Deinen schlimmsten Auftritt?
Frank Turner: Als ich jünger war, habe ich vorher oft viel getrunken und einige schlechte Shows gespielt. Aber das mache ich zum Glück nicht mehr. Und ich erinnere mich an einen Auftritt im Jahr 2009 in New Jersey, bei dem mich das gesamte Publikum gehasst hat. Ich wurde fälschlicherweise als die Band Sum 41 angekündigt. 2000 wütende Leute haben mich daraufhin angeschrien, es wurden Sachen nach mir geworfen.
KIELerLEBEN: Zu Deinen Fans pflegst Du einen engen Kontakt – ist Dir das besonders wichtig?
Frank Turner: Ja, ich hasse Starallüren. Es ist eine verdammt blöde Idee, dass die Regeln der sozialen Interaktion für einen anders sind, nur weil man Musik macht. Als ich jünger war, habe ich auch noch versucht, für jeden immer erreichbar zu sein.
KIELerLEBEN: Heute ist das anders?
Frank Turner: Es gibt einfach Tage, an denen man sich nicht danach fühlt, mit Leuten rumzuhängen. Manchmal möchte ich zum Beispiel einfach nur ins Bett, mit meiner Freundin skypen oder ein Buch lesen. Ich möchte nicht unzugänglich sein, aber manchmal ein wenig meine eigene Zeit und Privatsphäre schützen.
KIELerLEBEN: Haben Deine Eltern Dich darin bestärkt, Musiker zu werden?
Frank Turner: Es ist zumindest nicht so, dass meine Mutter mich nicht unterstützt hätte. Aber sie weiß einfach nichts über die Welt des Rock’n’Roll. Als ich als Musiker angefangen habe, hat sie sich Sorgen gemacht. Eltern möchten, dass es für ihre Kinder bequem und sicher ist – das, was ich mir ausgesucht habe, ist nichts von beidem. Aber jetzt kommt sie zu Shows, hat Poster von mir im Haus hängen. Mit meinem Vater spreche ich hingegen nicht mehr; aber das hat nichts damit zu tun, was ich mache.
Das Interview führte Jan Lohmann