Im Interview mit KIELerleben spricht Angelika Volquartz, ehemalige Oberbürgermeisterin von Kiel, über die Kampagne „Mach Mittag“ zur Bekämpfung des Kinderhungers in Kiel
KIELerleben: Wie ist „Mach Mittag“ entstanden?
Angelika Volquartz: Der Grundstein für die Kampagne wurde bereits 2008 gelegt. Das Unternehmer-Ehepaar Klaus und Hannelore Murmann hat damals gefragt, wo sie in der Stadt helfen können. Die Wahl fiel schnell auf das warme Mittagessen in der Schule. Dafür spendete das Ehepaar eine sehr große Summe. 2011 wurde dann die Stiftung „Bildung macht stark“ gegründet.
Wie ging es dann weiter?
Es ist ja so, dass für Kinder mit einem Bildungsgutschein das Mittagessen in der Schule bis auf einen Euro übernommen wird. Doch viele Familien können auch diesen einen Euro nicht aufbringen. Dieser wurde durch das gespendete Geld übernommen. Aber bei 2800 Kindern pro Jahr war klar, dass die Spende schnell aufgegessen sein würde.
Was haben Sie gemacht, als Sie merkten, dass das Geld nicht ausreicht?
Als Susanne Gaschke Oberbürgermeisterin von Kiel wurde, fragte sie mich, ob ich weiterhin für die Stiftung aktiv sein wolle. Ich habe zugestimmt. Es wurden dann mehrere Veranstaltungen organisiert und Flyer gedruckt, um auf unser Ziel, jedem Kind eine warme Mahlzeit ermöglichen zu können, aufmerksam zu machen. Im Juni 2015 hat die Agentur Boy dann die Kampagne „Mach Mittag“ aufgelegt.
Wie hat sich die Kampagne seitdem entwickelt?
Sehr gut – und zwar in zweierlei Hinsicht: Zum einen, was die mitfühlende, soziale Komponente betrifft. Die Menschen haben erkannt, wie viele Kinder nicht ausreichend zu essen bekommen. Zum anderen hat die Kampagne eine große Hilfsbereitschaft hervorgerufen. Es gibt Daueraufträge und immer wieder auch Einmal-Spenden. Man kann nicht immer nur sagen: ‚Die Kinder sind unsere Zukunft.‘ Man muss auch daran arbeiten. Genau das leistet die Kampagne auf unglaubliche Weise.
Was treibt Sie als Botschafterin von „Mach Mittag“ an?
Das Wissen, dass die Kinder dank der Spenden etwas erfahren, was sie zu Hause nicht haben – nämlich gemeinsam am Tisch sitzen, essen und sich austauschen. Das ist ein wichtiger Wert. Die Kinder erfahren eine große Wertschätzung – eine Wertschätzung von der Gesellschaft. Ich hoffe, dass sie diese Wertschätzung eines Tages dann auch zurückgeben und selbst helfen.
Aktuell decken die Spenden allerdings nur die Hälfte der jährlichen Kosten. Wie geht es nun weiter?
Wir haben im Kuratorium entschieden, dass ab dem kommenden Schuljahr nur noch die Grundschüler eine Finanzierung erhalten. Die Kosten belaufen sich dann allerdings immer noch auf 330.000 Euro pro Schuljahr.
Seit kurzem gibt es sogar eine Briefmarke von „Mach Mittag“.
Ja, das stimmt. Wir haben vor kurzem gemeinsam mit Nordbrief eine Briefmarke herausgebracht, von der wir uns natürlich Aufmerksamkeit und Werbung erhoffen. Kooperationen wie diese sind Multiplikatoren, die für uns unheimlich wichtig sind, um im öffentlichen Leben präsent zu bleiben.
Was sind die Ziele für die Zukunft?
Unser großes Ziel ist es, das Mittagessen für Kinder bundesweit komplett über das Bundesbildungspaket zu finanzieren. Zudem haben wir die Hoffnung, dass die Landespolitik im Rahmen ihrer Möglichkeiten hilft.
Wie kann ich „Mach Mittag“ unterstützen?