Sie sind eine der erfolgreichsten deutschen Rock-Pop-Bands: Madsen. Die drei Brüder Sebastian, Sascha, Johannes und der einzige „Nicht-Madsen“ Nico bringen am 23. April ihr viertes Studioalbum „Labyrinth“ auf den Markt.
KIELerLEBEN traf zwei der Jungs, Leadsänger Sebastian und Schlagzeuger Sascha, zuvor im Radiozentrum Kiel bei Delta Radio zum Interview und sprach mit ihnen über die verschobene Tour, ihre Zukunftsplänen und wie sie ihren Bekanntsheitsgrad für wohlsinnige Zwecke einsetzen.
KIELerLEBEN: Eure geplante Tour für den Mai muss aufgrund von Sebastians Unfall (er stürzte bei einem Videodreh vier Meter in die Tiefe. Anm. d. Red.) in den Winter verschoben werden. Wie nutzt ihr eure „freie“ Zeit?
Sebastian: Naja, also was wir machen können sind Einzelkonzerte, und für die üben wir dann auch. Ich werde den größten Teil meiner Zeit aber in Berlin verbringen und mich leider der Reha widmen. Eine durchgängige Tour wäre ein zu großes Risiko für die Heilung. Und wir werden auf jeden Fall schon mal den Grill anschmeißen.(lacht)
Wie geht es dir denn?
Sebastian: Ich bin froh über den Gips. Ich hatte vorher so ein Fixateur am Handgelenk. Das sind vier Metallstäbe, die direkt in den Knochen kommen und alles fixieren. Und damit sah ich reichlich außerirdisch aus und wurde vor allem von kleinen Kinder sehr fasziniert angeschaut. Aber jetzt sehe ich ja aus wie ein Normal-Kranker. Eine kleine Stelle über der Lippe ist noch da, und humpeln tue ich auch noch ein bisschen, aber ansonsten tut nix mehr weh.
Euer Keyboarder Folkert ist seit September letzten Jahres nicht mehr dabei. Warum nicht?
Sascha: Dem hat das wohl alles gereicht. Er hat für sich gesagt, dass er alles, was er mit Musik erreichen wollte, erreicht hat. Und dann hat er den mutigen Schritt gewagt, uns das mitzuteilen, und auch wenn es uns schwer gefallen ist, mussten wir das akzeptieren und haben zumindest für Live-Konzerte einen ganz schönen Ersatz gefunden. Wir wollten kein festes neues Bandmitglied, aber nun haben wir mit Lisa eine tolle Orgel-Spielerin, die uns bei Live-Auftritten unterstützt.
Sebastian: Einen Ersatz-Gitarristen nehmen wir für die ersten Konzerte auch noch mit.
Wegen des Armes?
Sebastian: Ja, genau. Also spielen kann ich irgendwann dieses Jahres wieder. Aber wann, weiß ich noch nicht genau.
Eure Bandkonstellation ist ja ziemlich selten. Drei Brüder und ein „Außenstehender“. Wie wirkt sich denn das auf die Arbeit aus?
Sascha: Also, Niko ist bestimmt froh, dass wir jetzt zu sechst auf Tour sind. Drei gegen drei. Endlich ein fairer Ausgleich. (lacht)
Sebastian: Niko ist einer der unkompliziertesten Menschen, die ich kenne. Wir kennen uns seit der siebten Klasse, als wir zusammen in der Musik-AG waren. Mittlerweile ist er, so blöd es auch klingen mag, auch wie ein Bruder.
Euer neues Album „Labyrinth“ erscheint am 23. April. Ist es für euch das beste Album, welches ihr je rausgebracht habt?
Sebastian: Das muss man irgendwie über jedes Album sagen. Dieses mal sagen wir es aber mit mehr Überzeugung denn je. Ja, wir sind mal einen neuen Weg gegangen. Die letzten drei Madsen-Alben sprechen ja schon ihre eigene Sprache. Aber dieses Mal sind wir noch feiner und genauer an die Sache rangegangen. Wir haben sozusagen die Türen weiter aufgemacht und mehr zugelassen. Also ich bin ja großer iPod-Hörer und habe neulich mal wieder alte Madsen-Alben im Vergleich zum neuen gehört. Und ich dachte nur so „wow“. Allein soundlich sind wir einen riesigen Schritt gegangen. Wir stehen zwar zu hundert Prozent hinter den anderen Alben, aber es ist jetzt so, dass man die Fäuste nach oben jagt und es einen total mitreißt. Klanglich sind wir einen großen Schritt nach vorne gegangen.
Vervollständigt doch bitte folgenden Satz: Die Leute sollten unser Album kaufen, weil …
Sebastian: Joa, weil Madsen dat Geilste is.
Sascha: Madsen ist nämlich immer.
Sebastian: Madsen ist immer. So. Punkt. (lachen beide)
Bei eurer Arbeit entstehen manchmal auch genrefremde Lieder, welche ihr dann kostenlos auf eurer Webseite zum Download zur Verfügung stellt. Warum nicht auch mal aufs Album?
Sascha: Weil das einfach nicht zu uns passt. Wenn sich jemand ein Madsen-Album kauft und auf einmal Schlager, Hip-Hop, Metal oder sonst was für einen Kram darauf hört … . Das gehört da einfach nicht zu. Wenn die Leute das aber trotzdem hören wollen, dann bieten wir es ja kostenlos auf unserer Webseite an. Sonst würde das das Gesamtbild des Albums kaputtmachen.
Sebastian: Madsen ist ja auch eine Band, die selber über sich lachen kann. Gerade auf der Bühne versprühen wir viel Ironie und machen viel Quatsch. Wir meinen das zwar grundsätzlich ernst, was wir machen, aber diese genrefremden Lieder mit auf das Album zu packen, wäre ein bisschen debil.
Ihr engagiert euch gegen Rechtsradikalismus und gegen den Transport von radioaktivem Abfall. In wie weit hilft euch euer Bekanntheitsgrad, diese Themen zu behandeln?
Sascha: Das hilft natürlich ungemein. Je bekannter man ist, desto mehr kann man diese Themen auch publik machen. Und das machen wir gerne. Beide Themen liegen uns sehr am Herzen, und man muss sich immer wieder ins Gedächtnis rufen, wie aktuell das ist, und dafür sind wir da.
Und was macht ihr genau?
Sebastian: Wir haben vor zwei Jahren im Zwischenlager in Gorleben gespielt. Das war echt unglaublich. Da hatten wir wirklich das Gefühl, dass wir ganz viele Leute dort hinbewegen konnten, die sich zwar vorher schon irgendwie für das Thema interessiert haben und dann gehört haben, dass wir da hinkommen und sich dachten, na gut, gucken wir mal. Ich glaube, wenn man politisch uninteressiert ist, dann wäre man nicht hingegangen. Einige Unentschlossene konnten wir aber hinbewegen, und das war super.
Sascha: Am 1. Mai des gleichen Jahres waren wir in Rostock bei der Kundgebung gegen Rechts. Da haben wir dann auf der richtigen Seite gespielt. Und wir wollen in Interviews oder auf Konzerten halt auch immer wieder darauf aufmerksam machen.
Was habt ihr euch denn für 2010 vorgenommen?
Sascha: Ja, das erste was wir uns jetzt vorgenommen haben, ist, dass Sebastian wieder vollständig gesund wird. Das steht an erster Stelle. Leider mussten wir zwar die Tour verschieben, aber wir machen das Beste draus. Auf Festivals spielen, Einzelkonzerte, aber immer mit Rücksicht auf Sebastians Gesundheit. Und natürlich noch Singles rausbringen und Videos drehen.
Sebastian: Ich hab neulich den Sänger von den Beatsteaks in einer Kneipe getroffen, und er hat zu mir gesagt: „Sebastian, der Sommer gehört uns“. Da war dann sowieso alles gut.
Habt ihr denn irgendwelche musikalischen Projekte geplant, zum Beispiel eine Zusammenarbeit mit irgendeinem Künstler oder einer Band?
Sascha: Das hattest du, Sebastian, aber das ist jetzt ja leider auch nicht mehr möglich.
Sebastian: Ich habe meine Fühler sowieso etwas weiter ausgestreckt. Ich spiel' Schlagzeug in der „Band of the week“, das ist eine Zusammenkunft aus mehreren Bands. Jonas von Juli spielt Gitarre, Matze von Virginia Jetzt spielt Bass und Alex von Tent singt. Und nun wollte ich eigentlich was mit Nephews, einer Band aus Dänemark, machen, die so elektronische Musik machen, das fand ich sehr interessant, aber naja … (zeigt auf seinen verbundenen Arm).
Was hört ihr denn privat so für Musik?
Sascha: Viel. (lacht)
Sebastian: Ich steh total auf Hippie-Musik. Letztes Jahr haben Fleed Foxes ein Album rausgebracht. Das ist großartig. Sascha: Und bei wem wir uns immer einig sind: ein junger Mann aus Hamburg namens Nils Frevert. Den finden wir richtig gut.
Habt ihr denn musikalische Vorbilder?
Sascha: Auch viele. (lacht)
Sebastian: Ich bin Baujahr ´81, das heißt, Anfang der 90er Jahre war ich schwer empfänglich für Nirvana. Die höre ich mir auch immer noch gerne an, und sie haben mir den Weg geebnet. Jimi Hendrix als Gitarrist, Dave Grohl als Schlagzeuger und Freddie Mercury als Sänger und Entertainer sind für mich die Größten. Und du so? (schaut seinen Bruder an)
Sascha: Ja, also für mich persönlich. So als Songwriter ist der Größte …
Sebastian: … der Wendler.
Sascha: Ja genau, der Wendler. Der ist auch ehrlich. Der weiß was er kann. (Gelächter bricht aus)
Also geht’s im Sommer nach Malle?
Sascha: Ja genau, Golfspielen mit dem Wendler. Das wäre doch großartig.
Sebastian: Madsen beim Wendler privat. Ein Traum.
Wann dürfen euch denn die Norddeutschen, vor allem die Kieler Fans, wieder sehen? Stichwort Kieler Woche…
Sascha: Ach Mensch, das wäre mal wieder was. Das war toll.
Sebastian: Ja, das stimmt.
Sascha: 2005. Da war die Hölle los. Erst haben wir auf der Kieler Woche gespielt, und danach haben wir alle ein Freifahrticket für den „Rummel“ bekommen, und dann sind wir, ich glaube, in den „Freien Fall“ reingegangen, oder? (schaut fragend zu seinem Bruder)
Sebastian: Ja, irgendwie so war das. (lacht) Das ist schon so lange her.
Sascha: Ich glaube, du hast davor gewartet, du hattest Angst. (lacht)
Sebastian: Daaaaankeeeee!
Sascha: Naja, vielleicht kommen wir nächstes Jahr mal wieder hier her und rocken die Kieler Woche. Wäre mal wieder schön.
Weitere Infos zur Band „Madsen“ gibt es unter www.madsenmusik.de