Bevor Jürgen Drews der König von Mallorca wurde, war er zunächst Student in Kiel. Im KIELerLEBEN-Interview erzählt der 66-Jährige, wie er Sänger wurde, wo er Weihnachten verbringt und warum er Schlager hasste.KIELerLEBEN: Hallo Jürgen, du warst am vergangenen Wochenende auf der Schlagerwelle am Weißenhäuser Strand. Kamen dir Kindheitserinnerungen an Schleswig-Holstein in den Sinn?
Jürgen Drews: Das nicht. Aber ich habe mich tatsächlich ein bisschen in die 1960er Jahre zurückversetzt gefühlt. Allein die Luft bei euch ist schon viel besser. Leider habe ich das Meer nicht wirklich gesehen, da es sehr neblig war.
Du bist eigentlich in Nauen, in der Nähe von Berlin geboren, dann aber in Schleswig aufgewachsen. Wie kam’s?
Mein Vater hatte in Schleswig eine Arztpraxis und hat sich dort auch in einem Lager um Flüchtlinge aus Ostpreußen gekümmert. Und daher sind wir dort hingezogen.
Nach dem Abi ging’s von 1967 bis 1969 dann an die Christian-Albrechts-Uni zum Studieren …
… Das war eine sehr wegweisende Zeit. Denn in Gaarden gab es den irre großen Starpalast, wo viele großartige Interpreten gespielt haben, und dort habe ich den Keyboarder von der Hamburger Band „Les Humphries Singers“ kennengelernt. Er war richtig gut, spielte ein bisschen wie Elton John. Nur war es immer zu laut. Das habe ich ihm dann mal gesagt. Erst wollte er mir eine reinhauen, dann haben wir uns angefreundet. Und später bin ich bei „Les Humphries Singers“ eingestiegen, und wir sind auf Tour gegangen. Im Nachhinein war das der Beginn meiner Karriere als Sänger und Musiker.
Und das Ende deines Studiums …
Nein, mein Medizin-Studium hatte ich immer noch im Hinterkopf. Die Musikgeschichte lief aber einfach. Erst hieß es, wir spielen eine Tournee, dann wurden schnell zwei, drei und vier daraus. Am Ende dachte ich: „Mein Gott Drews, fürs Studium bist du mit Ende 20 eigentlich viel zu alt.“ Klar, die Musik war mir auch immer leichter gefallen, als in Vorlesungen zu hocken. Aber als ich 20 Jahre alt war, war ich von meiner Sängerkarriere noch ein Stück weit entfernt und hatte fest vor, Arzt zu werden.
Dennoch: Irgendwelche schönen Erinnerungen an die Uni-Zeit in Kiel?
Na klar, sehr geschmackvolle sogar. Ich war fast immer in der Mensa. Sehr leckeres Essen und günstig war’s. Ist das heute noch so?
Ja, wir haben mittlerweile sogar zwei Mensen, und in der Weihnachtszeit gibt es einmal Gänsekeulen mit Klößen und Rotkohl. Apropos: Wo verbringst du Weihnachten? Zu Hause in Dülmen-Rorup oder auf Malle?
Weder noch. Seit bestimmt zwölf Jahren feiern wir immer im Hotel Stanglwirt in Going bei Kitzbühel. Hier können Ramona und ich ausspannen. Vor allen Dingen fahren wir aber wegen unserer 16-jährigen Tochter Joelina dorthin. Sie trifft in Going ihre ganzen Freundinnen, die aus ganz Deutschland in der Weihnachtszeit dort hinkommen.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du dort keinen Auftritt, sondern machst Urlaub. Wie ist es für den König und Partylöwen von Mallorca, die besinnlichen Tage mal in Ruhe zu verbringen?
Das tut auch mal gut und ist überhaupt kein Problem für mich. Außerdem bin ich ja nicht nur auf Mallorca und mache Party. Im Moment arbeite ich zum Beispiel viel im Studio, habe eine spezielle Weihnachtsversion von meinem Hit „Wenn die Weihnachtskerzen brennen“ mit einem Orchester aufgenommen und bereite mit Joelina einige Hits für die USA vor.
Richtig, deine Tochter singt seit diesem Jahr auch …
Genau. Ihr erster Hit „Trendsetter“ ist in die amerikanischen Trendcharts auf Platz 14 eingestiegen und lief in den Clubs dort rauf und runter. Daher waren wir auch schon auf einer zweiwöchigen Promotour drüben. An den Fortsetzungen arbeiten wir gerade, und über Ostern geht es wieder in die USA.
In einem Interview hat sie mal gesagt, sie könne keines deiner Lieder auswendig. War da der Stolz des Vaters etwas verletzt?
Überhaupt nicht. Bei uns zu Hause läuft ohnehin nie Partymusik à la Jürgen Drews, sondern immer Pop und was gerade im Radio läuft.
Und wenn du mal hören willst, was die Schlager-Konkurrenz so macht …
Ich habe privat nie Schlager gehört, hab sie sogar gehasst wie die Pest! Früher war Heino für mich Musik für den rechtspolitischen Rand der Gesellschaft. Da habe ich lieber englische Sender gehört. Natürlich haben die Zeiten sich sehr verändert. Mit Heino bin ich mittlerweile befreundet, heute singen wieder junge Menschen zu meinen Hits, und es gibt auch Interpreten, die heute als Schlagersänger bezeichnet werden, die ich gut finde. Helene Fischer zum Beispiel: Die singt toll, kann sich prima bewegen und ist auch noch hübsch.
Das erstaunt mich jetzt doch. Würdest du dich also nicht als Schlagersänger bezeichnen?
Na ja, ich habe mein letztes Album „Schlagerpirat“ genannt. Also werde ich wohl nichts dagegen haben, mich als Schlagersänger betiteln zu lassen. Aber es hat sich einfach sehr viel getan. Ist mein Hit „Wenn die Weihnachtskerzen brennen“ ein Schlager? Ist Micky Krause ein Schlagersänger, wenn er singt „Schatzi, schenk mir ein Foto“? Ich nenne so etwas Partymusik und bezeichne mich lieber als Partysänger. Aber es ist bei vielen und gerade im Öffentlich-Rechtlichen mit dem Etikett „Schlager“ versehen.
Du bist im April 66 Jahre alt geworden und hast schon sehr viel erreicht. Hast du dir einen Wunsch noch nicht erfüllt?
Mmh, ich hatte eigentlich nie große Wünsche. Ich sage immer, mein Leben ist verlaufen, wie es verlaufen ist. Eigentlich wollte ich lange Zeit Arzt werden und habe mir nie erträumt, dass mein Hobby mal zu meinem Beruf werden würde. Wenn du mich jetzt auf eine Antwort festnageln würdest, würde ich mir einfach wünschen, dass es so weitergeht: Ich habe eine tolle Familie, mit meiner Tochter mache ich mittlerweile sogar Musik, und ich kann mir aussuchen, ob und wann ich in Deutschland oder auf Mallorca lebe. Was will ich mehr …
Jürgen Drews geboren am 2. April 1945 in Nauen, wuchs in Schleswig auf, bevor er 1967 zum Studieren nach Kiel kam. Seinen Durchbruch als Sänger hatte er 1976 mit dem Hit „Ein Bett im Kornfeld“, mit dessen Remake er 1995 auch sein Comeback auf dem deutschen Markt feierte, nachdem er einige Jahre in den USA gelebt und danach als Musikproduzent gearbeitet hatte. Es begann die Ära als „König von Mallorca“. Diesen Spitznamen erhielt Drews von Thomas Gottschalk in der ersten „Wetten, dass..?“-Sendung auf Mallorca. In den 1980er Jahren war der Sänger mit Corinna Drews verheiratet, mit der er einen Sohn hat. Seit 1995 ist er mit seiner jetzigen Ehefrau Ramona verheiratet, die auch die Mutter der gemeinsamen Tochter Joelina ist. Heute lebt die Familie Drews in Dülmen-Rorup und auf Mallorca.
Das Interview führte Olaf Ernst.