Dörte, Brandenburg und ein Federschmuck als Markenzeichen – Rainald Grebe ist wieder unterwegs und tritt heute Abend in der Sparkassen-Arena auf. KIELerLEBEN sprach mit ihm über seine Arbeit als singender Kabarettist.KIELerLEBEN: Herr Grebe, Ihre neue CD heißt „Zurück zur Natur“. Wie waren die bisherigen Reaktionen?
Rainald Grebe: Recht positiv. Ich muss dazu sagen, die Lieder sind alle nicht mehr so neu (Anm. d. Red.: Die Stücke stammen aus den Jahren 2008 und 2010). Viele Leute kannten sie jedoch noch nicht, da haben wir das Ganze aufgenommen.
Die Stücke stammen aus Solo-Auftritten und wurden nun mit der Kapelle eingespielt. Inwieweit unterscheidet sich die Arbeit als Solokünstler von der mit der Band?
Da sind noch ein paar mehr Menschen, auf die man hören muss. Sonst bin ich nur mit mir und meinen paar Tasten unterwegs. Hier geht’s wirklich um das Zusammenspiel.
Im November gehen Sie mit dem Orchester auf Tour. Wie bereiten Sie sich darauf vor?
Eigentlich gar nicht (lacht). Wir treffen uns vorher und spielen die Songs durch. Der Rest findet dann in meinem Kopf statt. Was ich Neues mache oder was ich mir an Texten überlege für zwischendurch, das passiert eigentlich in den Tagen vorher. Auf der Tour entstehen dann auch viele Dinge, die eingebaut werden.
Wie hoch ist der Grad der Improvisation auf der Bühne? Entsteht da viel Neues?
Ja, das kann passieren. In den Liedern selbst wird kaum improvisiert, da so viele Leute beteiligt sind. Ich freue mich immer auf die Sachen, die danebengehen, die Pannen. Die muss man dann gut ausbügeln.
Bereits im Frühjahr erschien eine CD, dann kamen der Waldbühnen-Auftritt und die Theater-Produktion „Völker, schaut auf diese Stadt“. Jetzt geht es mit dem Orchester auf Tournee. Wie es scheint, brauchen Sie viel Abwechslung.
Ja, mir wird schnell langweilig. Mein Anspruch ist, dass ich immer neue Formen ausprobiere. Das ist der Luxus, den ich mir gerade leisten kann, mit so vielen Leuten auf Tour zu gehen. Dieser große Rahmen war früher nicht möglich, das möchte ich gerne nutzen.
Für Januar ist Ihr neues Soloprogramm angekündigt. Um welche Themen wird es gehen?
Ich beschäftige mich gerade mit Ahnenforschung, mit meinen Eltern und Großeltern. Da möchte ich gerne etwas drüber machen.
Haben Sie keine Angst, dass Ihnen die Ideen ausgehen?
Davor darf man keine Angst haben, denn das kann einem jeden Tag passieren. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass Arbeit wieder Arbeit schafft. Aus einem Stück entsteht meist das nächste.
Ihre Texte drehen sich unter anderem um das Bürgertum von heute. Bei Auftritten lacht das Publikum, anschließend geht es zurück nach Hause, wo die Warnvögel an den Fenstern kleben und die Bionade im Kühlschrank steht. Wie erleben Sie diese Diskrepanz?
Ich sitze ja auch selber da. Es geht dabei hauptsächlich um mich und meine Weltsicht, eine Art vertonte Biographie. Insofern nehme ich mich da nicht aus. Wer da gesplittert und getroffen wird, das bin meistens ich.
Wollen Sie Anstöße geben oder läuft es eher nach dem Motto „Ich werde hier nichts ändern. Ich werde nur drüber singen“?
Die Wirkung ist meist die, dass man eine Zeile im Kopf hat, die einem ein Begleiter ist. Das ist eine bestimmte Haltung zum Leben, die ich auf der Bühne darstelle. Vielleicht ist es eine unbewusste Ansicht, dass ich sage: „Wäre schön, wenn das Leben manchmal so wäre wie auf der Bühne.“