Am 14. Mai steigt im Bergenring 30 in Kiel-Mettenhof der 7. Kieler Hochhauslauf. Über 180 Treppenstufen rauf in den 13. Stock – so schnell es geht. KIELerLEBEN-Redakteur Olaf Ernst hat sich im Training dem Vorjahressieger in der Seniorendisziplin Lothar Hintze gestellt.
Ausschließlich aufwärts geht es für eine Gruppe Kieler am 14. Mai. Was sich so positiv anhört, ist allerdings mit einer gehörigen Portion Kraft und Ausdauer verbunden. Denn die Teilnehmer des 7. Kieler Hochhauslaufes im Bergenring 30 wollen hoch, höher, ganz hoch hinaus – in die 13. Etage, so schnell wie möglich. Lothar Hintze aus Mettenhof wird dieses Jahr zum dritten Mal dabei sein. Im vergangenen Jahr war er der Schnellste der Senioren-Teilnehmer. „Dabei waren die Umstände extrem hart: 35 Grad herrschten im stickigen Treppenhaus, da haben wir heute bessere Bedingungen“, sagt der 67-Jährige, der heute mein Trainingspartner sein wird. Denn ich gehöre in diesem Jahr zum ersten Mal zum Teilnehmerfeld des Hochauslaufs. Und auch wenn der Spaß im Vordergrund steht, gänzlich untrainiert möchte ich an dem Wettlauf nicht teilnehmen.
Die beste Taktik für 180 Stufen
Der sportliche Pensionär und ich treffen uns vor dem Hochhaus im Bergenring. Er hat vier Marathons im Jahr 2010 und zweimal Lauftraining beim LTV Kiel-Ost pro Woche als Referenz vorzuweisen, obendrein spielt er noch immer aktiv im Verein Tischtennis. Meine läuferischen Aktivitäten halten sich schon bei meinem Hobbysport Fußball in Grenzen. „Das schaffen wir beide schon“, muntert mich der 67-Jährige auf. Vor uns liegen 180 Treppenstufen hinauf in das 13. Stockwerk des Bergenring 30. Welche Strategie ist die beste? Gleich mit voller Power losrennen, auf dass in Etage sechs die Knie weich werden? Oder lieber die Kräfte aufsparen, dass man auf den letzten Stufen noch mal alles geben kann?
Lothar Hintze und ich haben uns auf zwei Läufe geeinigt. Beim ersten Mal gehen wir gemeinsam, locker und ohne Zeitnahme die Stufen hinauf. Hier möchte ich mir ein wenig Technik bei meinem (Hochhaus-)lauf erfahrenen Kontrahenten abschauen. Beim zweiten Durchgang wird’s dann ernst. Jeder läuft als Einzelkämpfer durch das enge Treppenhaus, und die Zeit wird gestoppt. Ein Massenstart wäre undenkbar, denn Platz zum Überholen gibt es nicht. Im Erdgeschoss geht’s los. Ich hatte an einen lockeren ersten Aufstieg gedacht, doch der rüstige Marathoni kraxelt bereits jetzt in einem beachtlichen Tempo die Stufen hinauf. Während ich bislang nur meine Beine einsetzte, erkenne ich schnell, dass Lothar Hintze sich parallel am Geländer hochzieht – mehr Krafteinsatz gleich mehr Geschwindigkeit. Nach gefühlten fünf Minuten oben angekommen, bin ich bereits jetzt ganz schön aus der Puste – und das war nur die Generalprobe.
13 Stockwerke Herausforderung
Jetzt geht’s an den entscheidenden Lauf, wie lange werde ich für die 180 Stufen hinauf benötigen? Wie oft muss ich ein Päuschen einlegen? Gleich werde ich es wissen. Als Zeitnehmerin konnten wir eine echte Hochhauslauf-Fachfrau gewinnen: Bärbel Lorenz-Dubiela, die gemeinsam mit ihrer Kollegin bei der KWG, Ursula Ruh, den Hochhauslauf organisiert und mit weiteren 15 Helfern durchführt, hält pedantisch genau die Uhr im Auge. Den Auftakt macht Lothar Hintze. Ich warte im Erdgeschoss. Das Geländer beginnt gehörig zu wackeln, als sich der Mettenhofer die 13 Stockwerke hochschwingt. Nach etwa zwei Minuten kommt das Kommando für mich: auf die Plätze, fertig, los! Die ersten sechs Treppenblöcke à sieben Stufen in den dritten Stock meistere ich gut, aber dann merke ich, wie mein Puls schneller und schneller wird. Zwischen Etage fünf und sechs habe ich das Gefühl, dass die Luft dünner wird, dabei befinde ich mich doch gar nicht über 3.000 Metern. Ich merke, wie die Beine schwerer werden und ich langsamer. In der zehnten Etage habe ich auch nicht mehr die Kraft in den Armen, um mich schwungvoll hinaufzuziehen. Sekunden später wundere ich mich, wo Frau Lorenz-Dubiela und Lothar Hintze wohl sind, aber ich bin erst im zwölften Stockwerk, und mit Krampfansätzen in den Beinen und schweren Armen ackere ich mich schließlich weitere 14 Stufen ins Ziel. „Tja, ganz knapp, Herr Ernst“, sagt Frau Lorenz-Dubiela und hält mir die Stoppuhr vor die Augen, während ich nach Luft ringe. 1:31:07 steht auf der digitalen Anzeige. „Herr Hintze hat nur 1:28 Minuten benötigt“, sagt sie weiter und blickt dabei auf den deutlich vitaler wirkenden Pensionär, der mir aber attestiert: „Für das erste Mal war das aber schon sehr gut.“
Nach einigen Minuten und mit ruhigerem Atem genießen Lothar Hintze und ich den Blick über Kiel-Mettenhof. „Ich wohne seit 1967 in Mettenhof und lebe sehr gerne hier“, erzählt mir der ehemalige Postbeamte. „Der Hochhauslauf ist eine tolle Sache, macht viel Spaß und ist eine gute Werbung für den Kieler Stadtteil mit den meisten Hochhäusern.“ Und wenn man sich vorstellt, dass in anderen Städten wie Frankfurt oder New York Hochhausläufe über 100 Stockwerke stattfinden, kommen einem die Hochhäuser von Mettenhof schon gar nicht mehr so hoch vor. Höhe hin oder her, gut gelaunt und wieder bei Kräften kamen wir kurze Zeit später wieder im Erdgeschoss an – für die 13 Stockwerke hinunter hatten wir den Fahrstuhl genommen.
Kraftvoll durch den sechsten Stock: Lothar Hintze
7. Kieler Hochhauslauf
Am 14. Mai geht es ab 14 Uhr wieder die 13 Stockwerke im Bergenring 30 hinauf. Verschiedene Altersklassen gehen an den Start und können über den gemeinsamen Spaß hinaus auch noch tolle Preise gewinnen. Das Anmeldeformular gibt es auf der Internetseite der kwg unter www.kwg.vitus-gruppe.net zum Download. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten eine Urkunde, die Plätze eins bis drei in jeder Gruppe erhalten einen Einkaufsgutschein als Preis. Für Zuschauer, Aktive und Interessierte gibt es ein Rahmenprogramm mit Hüpfburg, Kinderschminken, Waffelmeile, Glücksrad und Spielen. Die Preisverleihung findet gegen 17.30 Uhr statt.