Mit liebevoller Selbstverständlichkeit begleitet Ulrike Marschall psychisch erkrankte und geistig behinderte Eltern in ihrem Alltag und bei der Erziehung ihrer Kinder.
Der liebevolle und erfahrene Charakter einer Mutter ist es, der in Ulrike Marschalls ruhiger Stimme und ihrem herzlichen Blick liegt. Auf der sonnigen Terrasse der Marie-Christian-Heime erzählt die 55-Jährige von ihrer Arbeit als Diplom-Sozialpädagogin. Immer wieder hält sie schmunzelnd inne, wenn von ihren Klienten im Hintergrund ein Lachen herüberschallt. „Das sind meine Freunde“, sagt sie sanft.
Seit über 25 Jahren schafft Ulrike in den betreuten Wohngruppen einen Rahmen, der Eltern mit psychischer oder geistiger Behinderung eine möglichst selbstständige Erziehung ihrer Kinder ermöglichen soll. Ihr großes Interesse an Menschen und deren Geschichten bewog sie damals dazu, das Lehramtsstudium abzubrechen, um Sozialwesen zu studieren. Nach dem Abschluss wurde sie durch die Empfehlung einer Freundin auf den Marie-Christian-Heime e.V. aufmerksam. Zu Beginn ihrer dortigen Tätigkeit stand besonders der direkte Kontakt zu den Klienten im Vordergrund. Ebenso selbstverständlich, wie die Unterstützung bei alltäglichen Pflichten wie Zeitplanung oder Einkauf, ist es für Ulrike, stets ein offenes Ohr zu haben – als Pädagogin, aber auch als Freundin. „Lässt sich auch die Vergangenheit einer geistig erkrankten Frau nicht verändern, kann ich sie doch auf dem Weg in ihre Mutterrolle begleiten“, erklärt sie ernst.
Im Jahre 2002 übernahm Ulrike für den Bereich „Mutter, Kind und Familie“ die leitende Funktion. Mit klaren Worten beschreibt sie ihren Anspruch, Lösungen zu entwickeln, statt Probleme zu sehen. Mit dieser Einstellung setzt sie sich privat wie beruflich für ihre Mitmenschen ein. Gemeinsam mit 30 Mitarbeitern organisiert sie neuen Wohnraum für die betroffenen Mütter und Väter. Ulrikes Präsenz als verständnisvolle Ansprechpartnerin macht die Anlage für die Bewohner zu einem Ort der Sicherheit. Wie weit sie die Unterstützung annehmen, liegt jedoch vollkommen bei ihnen. Die Eigenständigkeit ihrer Klienten nicht zu unterschätzen, ist der Bereichsleiterin besonders wichtig. Sie sieht sich mit ihnen ganz auf einer Ebene: „Ich helfe nicht, sondern begleite. Denn ich kann nicht mehr als sie, meine Fähigkeiten sind nur andere als ihre.“ Begeistert berichtet Ulrike, wie viel der Kontakt zu den Bewohnern des Heimes sie täglich lehrt. Von der Sensibilität von geistig Behinderten für das Befinden von psychisch kranken Personen, erzählt sie voller ehrlicher Bewunderung. Dass für die Menschenkennerin der Geben-und-Nehmen-Charakter ihres Berufes so unzweifelhaft ist, gibt ihr jeden Tag ihre enorme Kraft. Auch das Gefühl der Dankbarkeit für ihre eigene Familie verleiht der zweifachen Mutter ihr energiegeladenes Leuchten. Anderen dieses Glück ebenfalls zu ermöglichen, ist für Ulrike selbstverständlich: „Ich kann die Welt nicht retten, aber gemeinsam mit meinen Klienten Hürden überwinden!“
Weitere Infos: Details zu der Tätigkeit von Ulrike Marschall und zum Marie-Christian-Heime e.V. unter www.marie-christian-heime.de/mutter-kind-familie.
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